Autos auf brennendem Frachter sind 400 Millionen Dollar wert
Das Feuer auf der Felicity Ace lässt langsam nach. Seit vergangenen Mittwoch brennt der Autofrachter im Atlantik, nahe den Azoren.
Die geringere Intensität des Brandes liegt laut Expert*innen daran, dass es weniger gibt, was noch brennen könnte. Das lässt nur wenig Hoffnung, dass ein paar der fast 4.000 Autos an Bord unbeschadet sind.
Laut einem internen Mail von VW befanden sich 3.965 Fahrzeuge der VW-Gruppe auf dem Schiff, darunter Modelle von VW, Porsche, Audi, Bentley und Lamborghini. Porsche hat bereits bestätigt, dass 1.100 Modelle davon Porsches sind.
Laut dem Beratungsunternehmen Russel Group muss der VW-Konzern mit einem Verlust von mindestens 155 Millionen US-Dollar rechnen. Die gesamte Ladung des Schiffs sei 438 Millionen US-Dollar wert. Davon entfallen 401 Millionen US-Dollar auf die Fahrzeuge.
Schwierige Löscharbeiten auf hoher See
Das rund 200 Meter lange Schiff auf dem Weg von Emden, Deutschland nach Davisville im US-Bundesstaat Rhode Island unterwegs, als das Feuer aus noch unbekannter Ursache ausbrach. Die 22 Besatzungsmitglieder waren von der Luftwaffe Portugals schon bald nach Ausbruch des Feuers in Sicherheit gebracht worden.
Drei Hochseeschlepper, unter anderem mit Bergungsexperten aus den Niederlanden, sollen nach jüngsten amtlichen Angaben am Mittwoch beim Transporter eintreffen. Man wolle versuchen, vor Abschleppen des Schiffes zu einem Hafen das Feuer unter Einsatz modernster Geräte auf hoher See zu löschen, erklärte João Mendes Cabeças, Hafenkommandant von Porto da Horta auf der Azoren-Insel Faial. „Im Moment liegt keine Umweltverschmutzung vor“, obwohl das Schiff große Mengen an Treibstoff und Autobatterien an Bord habe.
Solche Löscharbeiten auf hoher See seien kein leichtes Unterfangen, meint Jörg Asmussen, Hauptgeschäftsführer des Gesamtverbandes der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV). „Wenn sich der Brand weit ausgebreitet hat, ist es kaum noch möglich, ihn zu löschen.“ Mit Wasser kann das Feuer wegen der Gefahr einer größeren Verschmutzung des Ozeans nicht gelöscht werden, wie Experten vor Ort betonten. Das Schiff hat leichte Schlagseite und es wird befürchtet, dass giftige Stoffe ins Meer gespült werden. Eine Alternative könnte sein, „mehr CO2 an Bord zu bringen“, erklärte Asmussen. Ob das möglich sei, hänge aber von Seegang und Wetter ab.
Elektroautos sollen das Feuer weiter angefacht haben
Zuvor wurde berichtet, dass die Elektroautos an Bord der Felicity Ace das Feuer am Laufen gehalten hätten. Laut Cabeças hätten sie die Löscharbeiten komplizierter gemacht. Dass E-Mobilität brandanfälliger sei als Verbrenner-Technik bestritt Asmussen. „Statistisch neigen Verbrenner dazu sogar geringfügig häufiger als E-Autos, die Brandlast ist vergleichbar“, betonte er. Entscheidend sei ein anderer Faktor: „Je mehr Fahrzeuge an Bord sind, desto größer ist die Gefahr der Selbstentzündung.“
Da auf den Weltmeeren inzwischen riesige Schiffe mit bis zu 5.000 Autos an Bord unterwegs seien, die viel ökonomischer, aber eben unsicherer als kleinere Frachter sind, seien verbesserte Löschanlagen die beste Möglichkeit, diese Transporter sicherer zu machen.
Keine unmittelbare Gefahr des Sinkens
Auf Videoaufnahmen, die die Besatzung des Patrouillenbootes „Setúbal“ zuletzt am Sonntag auf Twitter postete, war zu sehen, wie dicker Rauch vom Bug bis zum Heck über dem Schiff aufsteigt. Die Bordwand war stellenweise geschmolzen.
Besteht die Gefahr, dass das Schiff sinkt - und eine größere Umweltverschmutzung verursacht? Asmussen: „Bei solchen Bränden werden die Schiffe häufig von außen gekühlt, um die Struktur zu schützen. So lange von diesem Kühlwasser nicht zu viel ins Innere dringt und das Wetter nicht zu schlecht ist, besteht zunächst keine Gefahr des Sinkens.“
Wenn das Schiff aber komplett ausbrenne, könne „durch die Hitze die Struktur so geschwächt sein, dass die Verbände nachgeben. Dann könnte es sinken“. Durch hin- und herschwappendes Wasser oder rutschende Ladung bestehe zudem auch die Gefahr des Kenterns.