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5G in Innsbruck: T-Mobile überträgt zwei Gigabit pro Sekunde

Der Mobilfunkanbieter T-Mobile hat Innsbruck zur "ersten 5G-Stadt Österreichs" gemacht. Bei der Premiere des nächsten Mobilfunkstandards im Praxiseinsatz wurde demonstriert, wie die Zukunft der drahtlosen Datenübertragung aussehen soll. Unter anderem wurde gezeigt, dass mit 5G Datenraten von bis zu zwei Gigabit pro Sekunde erreicht werden können. Zum Vergleich: Mit LTE, dem aktuell modernsten Mobilfunkstandard in Österreich, werden maximal 300 Mbit/s erreicht. 5G bietet außerdem extrem kurze Verzögerungen (Latenzzeiten) bei der Datenübertragung. Drei Millisekunden stehen hier rund 20 Millisekunden bei LTE gegenüber.

"Eine Welt neuer Möglichkeiten"

Was kann man mit solchen Leistungen anfangen? Beispielsweise das Live-Bild einer 360-Grad-Kamera ohne Ruckeln auf eine Virtual-Reality-Brille übertragen. Oder aber einer Drohne Flugbefehle über das Mobilfunknetz erteilen, ohne dabei eine merkbare Verzögerung gegenüber einer Funkfernsteuerung festzustellen. Piloten könnten in Zukunft so etwa Drohnen an weit entfernten Orten ausschwärmen lassen und sich dabei auf Live-Kamerabilder verlassen können.

"Mit 5G eröffnet sich eine ganze Welt neuer Möglichkeiten", ist Rüdiger Köster, Cheftechniker von T-Mobile Austria, überzeugt. Mit dem neuen Mobilfunkstandard ließen sich Millionen von Geräten in einem Internet der Dinge vernetzen, etwa um neue Industrieanwendungen zu ermöglichen (Industrie 4.0). Autonome Fahrzeuge könnten damit in Echtzeit Daten austauschen. Computerspieler könnten sich über ein völlig verzögerungsfreies Gaming-Erlebnis freuen.

Mit dem Mobilfunkstandard 5G werden Datenübertragungsgeschwindigkeiten von bis zu 2 Gbit/s erreicht

Netz erhält neue Fähigkeiten

Im Gegensatz zu seinen Vorgängern soll 5G eine ganze Reihe von Neuerungen bringen. Anstatt Daten bloß von einem Endgerät zu einem zentralen Rechenzentrum des Mobilfunkbetreibers zu transferieren, sollen gewisse Datenverarbeitungsaufgaben von lokaler Netzinfrastruktur übernommen werden. Dieses Verfahren nennt sich "Mobile Edge Computing" und soll von Beginn an Teil des 5G-Netzes sein. Da besonders sicherheitskritische Anwendungen (etwa die Steuerung von autonomen Fahrzeugen) über 5G abgewickelt werden, wird das Netz besonders zuverlässig sein müssen. Der neue Mobilfunkstandard ist auf besonders niedrigen Energieverbrauch ausgerichtet.

Geräte sollen außerdem auch mit dem Netz verbunden bleiben, wenn sie sich mit besonders hoher Geschwindigkeit fortbewegen (bis ca. 500 km/h). "Der einzelne Nutzer wird von 5G-Antennen im Fokus behalten wie ein Schauspieler auf einer Theaterbühne von einem Scheinwerferkegel", erklärt Köster.

Partner

Für die Demonstration in Innsbruck hat T-Mobile mit mehreren Partnern zusammengearbeitet. Die Sender-Hardware stammt von Huawei, das Glasfasernetz stellten die Innsbrucker Kommunalbetriebe bereit. Unterstützung erhielt der Mobilfunker auch vom Land Tirol. Landeshauptmann Günther Platter meinte anlässich der 5G-Demonstration: "Tirol ist daran interessiert, alles zu tun, um den Fortschritt anzukurbeln." Die neue Technologie hält Platter für geeignet, um die Landflucht einzudämmen. Schlussendlich habe man mit einer leistungsfähigen Internetanbindung selbst in entlegensten Gebieten alle Möglichkeiten, die man in einem Ballungsraum vorfände.

In Innsbruck habe T-Mobile bereits im Jahr 2009 eine erste Demonstration des damals noch brandneuen Standards LTE durchgeführt, meint Rüdiger Köster. Aufgrund der gelungenen Zusammenarbeit in der Vergangenheit habe man sich für die 5G-Demonstration wieder die Tiroler Landeshauptstadt ausgesucht. Bis vor kurzem gab es für 5G noch keinen globalen Standard. Seit Jänner 2018 existiert jedoch eine weltweit gültige Spezifikation. Die Technik, die T-Mobile und Huawei in Innsbruck eingesetzt haben, liegt sehr nahe an diesem Standard. Wie Erich Manzer, der General Manager von Huawei Österreich in Innsbruck erklärt, wird an der Technologie bereits seit dem Jahr 2009 geforscht. Zur Erinnerung: 2010 wurde in Österreich erstmals LTE angeboten.

Bei der 5G-Demonstration von T-Mobile in Innsbruck wurde gezeigt, wie ein Pilot mit Virtual-Reality-Brille dank Echtzeitbildern und kurzer Latenzzeit eine Drohne über das Mobilfunknetz steuern konnte

Politik ist am Zug

Bei 5G Vorreiter zu sein, sei für die heimische Wirtschaft von größter Bedeutung - dessen sind sich alle Projektpartner in Innsbruck sicher. Verwiesen wird dabei auf eine Studie von Arthur D. Little und der Internetoffensive Österreich. Laut dieser könne 5G nur dann einen positiven Effekt auf Wirtschaft, Arbeitsmarkt und das Gewinnen von Telekommunikations-Fachkräften erzielen, wenn Österreich rasch für die flächendeckende Einführung des Mobilfunkstandards eintritt. Dafür notwendig sind aus Sicht von T-Mobile und Huawei zwei Voraussetzungen: Erstens eine schnelle und für Telekom-Unternehmen möglichst günstige Vergabe von Funkfrequenzen und zweitens ein rascher Ausbau der Infrastruktur.

"Mobilfunkbetreiber wollen, dass sich ihre Investitionen rentieren. Österreichs Mobilfunkanbieter sind Teil internationaler Konzerne. Wenn die Bedingungen im Land schlecht sind, fließt das Geld einfach in andere Länder", meint T-Mobile-CTO Rüdiger Köster. "Die LTE-Auktion war ein absolutes Desaster. Das Auktionsdesign war auf Gewinnoptimierung für den Staat ausgelegt. Das hat unsere Kassen geleert." Für die bevorstehende Versteigerung der Frequenzen zwischen 3,4 und 3,8 Gigahertz erwarte man sich deshalb ein vorteilhafteres Auktionsdesign und hoffe auf eine baldige Abwicklung des Vergabeverfahrens. Derzeit sieht es so aus, als würde die Frequenzversteigerung im Herbst 2018 stattfinden.

Dichteres Antennennetz

Beim Ausbau der Infrastruktur hofft T-Mobile ebenfalls auf bessere regulatorische Bedingungen. Um bei der Verbreitung von 5G möglichst effizient zu arbeiten, wäre die gemeinsame Nutzung von Antennen durch alle drei großen Mobilfunkanbieter Österreichs ideal. Für die flächendeckende 5G-Versorgung notwendig sei ein massiver Ausbau des Glasfasernetzes. Gerade in Ballungsräumen müssten zusätzliche Antennen installiert werden. Die Befürchtung, dass sich dadurch die Anzahl an Sendemasten erhöhen könnte, teilt Köster nicht: "Es werden wahrscheinlich keine zusätzlichen Türme gebaut werden. Es werden allerdings viel mehr kleinere Antennen eingesetzt werden, speziell in Städten." Auf die Mobilfunktarife soll sich der kostspielige Infrastruktur-Ausbau für 5G jedenfalls nicht auswirken.

Die 5G-Technologie wurde zeitgleich zur Demonstration in Innsbruck auch testweise in Südkorea anlässlich der Olympischen Winterspiele in Pyeongchang ausgerollt. T-Mobile-Konkurrent A1 will in den nächsten Jahren Kärnten als 5G-Testregion etablieren. Der volle Markstart für 5G wird ab dem Jahr 2020 erwartet.

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David Kotrba

Ich beschäftige mich großteils mit den Themen Energie, Mobilität und Klimaschutz. Hie und da geht es aber auch in eine ganz andere Richtung.

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