Chinas geheimer Stealth-Fighter J-50 zeigt sich so deutlich wie nie zuvor
Es sind neue Fotos aufgetaucht, die Chinas Stealth-Fighter J-50 zeigen. Es sind die bisher detailreichsten Fotos des Flugzeugs. Bisherige Aufnahmen stammten meist von Testflügen.
Der Jet ist eigentlich noch geheim - so geheim, dass selbst der Name J-50 nicht bestätigt ist. In Rüstungskreisen wurde der Kampfjet auch J-XDS genannt, was ebenfalls nur eine Vermutung ist. Die Fotos sind offenbar auf dem Gelände der Shenyang Aircraft Corporation (SAC) entstanden. Das Flugzeug ist darauf zu sehen, wie es über die Piste rollt.
Über die Hintergründe, wie die Fotos entstanden sind, gibt es nur Gerüchte. Der auf China spezialisierte Kriegsflugzeugsexperte Andreas Rupprecht schreibt auf X etwa, dass der Fotograf auf einen Zaun geklettert sei, danach aber festgenommen wurde. Eine Bestätigung dafür gibt es nicht.
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Die Fotos wurden offenbar direkt Display einer Kamera mit einem Smartphone abfotografiert. Zumindest deutet die Bildqualität, die Verzerrungen und die Bildartefakte darauf hin.
Ein Post auf X versucht diese Theorie zu belegen. Allerdings lässt sich hier anzweifeln, dass dieses Foto echt ist. Jemand könnte das Bild der J-50 einfach nur in ein Foto der Nikon-Kamera eingefügt haben.
Tailless
Wie bereits auf früheren Aufnahmen geschlossen werden konnte, handelt es sich beim J-50 um einen Einsitzer. Auffällig an dem Jet ist unter anderem sein Tailless-Design, bei dem das klassische Leitwerk fehlt, ähnlich wie bei den amerikanischen Stealth-Bombern B-2 und B-21.
Das Weglassen wirkt sich positiv auf die Stealth-Eigenschaften aus, gleichzeitig leidet die Manövrierfähigkeit bzw. die Stabilität. Um das Flugzeug dennoch sicher steuern zu können, ist ein ausgeklügeltes Flugsteuerungssystem (Fly by Wire) notwendig. Pitch- und Rollkontrolle erfolgen stattdessen über schwenkbare Flügelspitzen, wie sie auf einem der neuen Fotos ebenfalls erkennbar sind.
Der J-50 ist ein Lambda-Flügler. Dabei handelt es sich um Flugzeuge, deren Form an den griechischen Buchstaben Lambda (Λ) erinnert. Diese Form verleiht dem Jet eine gesteigerte aerodynamische Effizienz, gleichzeitig wird der Radar-Querschnitt gering gehalten, was sich positiv auf die Tarnkappenfähigkeiten auswirkt.
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Früheres Foto des J-50
Unter der Nase ist ein optisch-elektronisches Sicht- bzw. Zielerfassungssystem. Ähnliche Systeme werden auch von Kampfflugzeugen wie der F-35 und J-20 genutzt.
Das Fahrwerk besteht aus 3 Elementen mit Zwillingsreifen am Bug. Das könnte ein Hinweis darauf sein, dass die J-50 entweder sehr schwer ist, oder für den Einsatz auf Flugzeugträgern gedacht ist. Bei Starts mittels Katapult und Landungen per Fangseil wirken erhöhte Kräfte auf das Fahrwerk, weshalb es verstärkt sein muss.
Neben den Waffenschächten im Rumpf könnten zusätzliche seitliche Schächte vorhanden sein. Das deutet eine Rolle als Abfangjäger oder Luftüberlegenheitsjäger hin.
Chinas J-20 nutzt etwa seitliche Waffenschächte für Luft-Luft-Raketen des Typs PL-10. Sie werden bei Bedarf ausgefahren. Weil die Klappen kleiner sind als der Hauptwaffenschacht und nach dem Ausfahren der Rakete sofort wieder geschlossen werden, wird die Radarsignatur weniger vergrößert.
J-20: Die seitlichen Waffenschächte sind bereits geöffnet, während der Hauptwaffenschacht noch geöffnet wird
© Chinesische Armee
Ein Unterschied zu bisher aufgetauchten Fotos der J-50 ist das Fehlen der Pitotsonde. Das Pitottrohr wird am Flugzeug in einer Position montiert, wo es möglichst ungestörte, direkte Luftströme erfassen kann – etwa an der Nasenspitze oder unter einer Tragfläche. So kann die Fluggeschwindigkeit berechnet werden.
Bei Kampfflugzeugen werden Pitotsonden bzw. Datensonden an der Nasenspitze montiert, wenn Testflüge durchgeführt werden. Damit werden zusätzliche Informationen gesammelt, die bei der Entwicklung von Prototypen zum serienreifen Flugzeug helfen.
Dass die J-50 diese Stange nicht mehr an der Nasenspitze trägt, könnte darauf hindeuten, dass es schon ein fortschrittlicher Prototyp ist und die Sonde nicht mehr nötig ist. Es wäre auch möglich, dass die fotografierte J-50 nur für Rollfeldtests dient - allerdings wurde der Jet kützlich auch im Flug ohne der Sonde gesichtet.
Der Jet verfügt über 2 Triebwerke mit 2D-Schubvektorsteuerung. Dabei kann der Abgasstrahl eines Flugzeugtriebwerks gelenkt werden, um die Manövrierfähigkeit zu verbessern. Besonders im Hinblick auf das Tailless-Design ist das sinnvoll. 2D deswegen, weil er im Unterschied zu 3D in nur einer Ebene gekippt werden kann.
Zudem verfügt der Jet über Diverterless Supersonic Inlets (DSI). Dabei handelt es sich um Luftansaugungen für Überschallflugzeuge, die ohne bewegliche Teile auskommen.
Häufige Sichtungen
Zuletzt tauchten immer mehr Bilder und Videos von neuen chinesischen Flugzeugen auf. Dass es sich hierbei tatsächlich, wie beim aktuellen Fall behauptet, um einen Leak handelt, ist eher unwahrscheinlich.
Wenn beim chinesischen Militär solche Fotos ungewollt an die Öffentlichkeit kommen, wäre das bemerkenswert. Oft ist es so, dass China bewusst Aufnahmen seiner Militärgerätschaften durchsickern lässt, um seine technologische Überlegenheit zu demonstrieren und andere Staaten einzuschüchtern.