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Chinas Überschall-Jet Cuantianhou sieht wie die legendäre SR-71 Blackbird aus

Das chinesische Unternehmen Space Transportation hat ziemlich hochtrabende Pläne. Es will in nicht allzu ferner Zukunft das Reisen mit Hyperschallgeschwindigkeit realisieren. Bereits 2031 soll ein Jet die Passagiere mit mehr als Mach 5 an den Rand des Weltraums bringen. 

Das Unternehmen, das auch als Lingkong Tianxing Technology bekannt ist, vermeldet jetzt mehrere wichtige Schritte auf dem Weg zu diesem ehrgeizigen Ziel. Ende Oktober wurde der Prototyp Yunxing erfolgreich getestet und auf der Space Tech Expo Europe in Bremen wurde der Überschalljet Cuantianhou vorgestellt.

Eine Kopie der SR-71 Blackbird

Das Design des Cuantianhou, das übersetzt "Fliegender Affe" bedeutet, erinnert frappierend an die legendäre SR-71 Blackbird von Lockheed. Ähnlichkeiten bei der Linienführung sind nicht abzustreiten. Auch die Tragflächen sowie die Position der Triebwerke sind der Blackbird ziemlich ähnlich.

Die SR-71 Blackbird

Die SR-71 wurde in der Zeit des Kalten Krieges von den USA als Aufklärungsflugzeug eingesetzt. Die Blackbird gilt als das bislang schnellste Flugzeug der Welt. 1976 erreichte sie eine Geschwindigkeit von Mach 3,3.

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Der Yunxing-Überschalljet

Space Transportation will diesen Rekord schlagen. Der verkleinerte Yunxing-Prototyp, der Ende Oktober geflogen ist, soll später einen Speed von bis zu Mach 4 zustande bringen. Welche Geschwindigkeit bei dem Testflug im Oktober erreicht wurde, ist derzeit nicht bekannt.

Ein seriennaher Yunxing-Überschalljet soll 2027 erstmals abheben und Platz für 50 Passagiere bieten. Wann die ersten kommerziellen Flüge stattfinden sollen, lässt Space Transportation offen.

Das Unternehmen will mit der Maschine Mach 5 erreichen und damit die Strecke von Peking nach New York in ungefähr 2 Stunden bewältigen. "Eine große Herausforderung ist die Technologie und eine weitere große Herausforderung sind die Regulierungen der Luftfahrt der verschiedenen Länder", erklärt Fan Deng gegenüber SpaceNews erklärt.

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Der Cuantianhou-Jet 

Der Cuantianhou-Jet, der in Bremen präsentiert wurde, ist 11,8 Meter lang, hat eine Flügelspannweite von 4,4 Meter und wiegt beim Start rund 4.500 Kilogramm. Es soll 3.000 Kilometer weit kommen und in einer Höhe von ungefähr 20 Kilometer unterwegs sein. Es sei geplant, dass der Erstflug des Cuantianhou bereits im kommenden Jahr über die Bühne geht.

Der "Fliegende Affe" soll dann permanent weiterentwickelt werden. Bei der finalen Version, deren Erstflug 2031 angepeilt wird, soll es sich schließlich um ein Space-Plane handeln, das bis an den Rand des Weltraums vorstoßen soll. 

Chinas Überschall-Jet Cuantianhou

Autonomes Space-Plane

Was damit konkret gemeint ist, hat Fan Deng nicht erläutert. Für ein Space-Plane wäre jedenfalls eine deutlich größere Flughöhe notwendig. Das Weltall beginnt erst ab der fiktiven Kármán-Linie, die 100 Kilometer über dem Meeresspiegel liegt.

Der Jet werde keine Piloten benötigen, sagt der Space-Transportation-Chef. Starts, Landungen und Reiseflug sollen vollständig autonom über die Bühne gehen. Es sollen nur 2 Passagiere transportiert werden können. 

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Cuantianhou

Rotierende Detonationsmotoren

Weitgehend unklar ist auch die Antriebstechnologie der finalen Cuantianhou-Version. Einerseits ist von gewöhnlichen Horizontal-Starts und -Landungen die Rede. Andererseits werden auch vertikale Take-offs und Senkrechtlandungen genannt, in einem Bericht von SpaceNews, der von etlichen anderen Medien zitiert wird.

Hier besteht aber die Chance, dass SpaceNews Cuantianhou und Yunxing in einen Topf geworfen hat. Zumindest ist in Videoanimationen und Computer-generierten Bildern auf der Website von Space Transportation nur Yunxing bei einem Manöver zu sehen, das an die Landung eines Falcon-9-Boosters von SpaceX erinnert.

Es ist aber nicht auszuschließen, dass Cuantianhou mit einem Raketenbooster starten soll, der später abgeworfen wird. Im Reiseflug soll es von 2 "Rotating Detonation Rocket Engine"-Triebwerken (RDRE) angetrieben werden, einem so genannten rotierenden Detonationsmotor. Wie schnell Cuantianhou fliegen können soll, ist noch nicht bekannt.

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Es bleibt abzuwarten

Was schlussendlich tatsächlich aus dem "Fliegenden Affen" wird, bleibt abzuwarten. Das Vorhaben klingt ziemlich hochgegriffen, konkrete Erfolge wurden bislang nur spärlich erbracht.

Beim Rückgriff auf ein ikonisches Design aus den 60er-Jahren, gepaart mit unklaren Ansagen, verwirrenden Infos und schwer erreichbaren Zielen, kommen jedenfalls Zweifel auf. Auch einige Luftfahrtexperten sehen darin die Gefahr von Vaporware - also groß angekündigte Produkte, aus denen dann aber nie etwas wird. 

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