Chinook wird alt: US-Army sucht Nachfolger für fliegendes Ungetüm
Der Chinook CH-47 ist ein fliegendes Ungetüm, auf das die US-Armee bereits seit 1962 vertraut. Kein Wunder also, dass sich die USA schön langsam um einen Nachfolger des zweimotorigen Transporthubschraubers umsehen.
Die Streitkräfte der Vereinigten Staaten haben bekannt gegeben, dass derzeit analysiert wird, welchen Anforderungen ein Chinook-Nachfolger entsprechen muss. Mit einem abschließenden Ergebnis will man sich aber noch Zeit lassen, da sich aktuell kein passendes Fluggerät aufdrängt.
In den 62 Jahren, in denen der Chinook genutzt wird, hat sich die Kriegsführung stark verändert. Unter diesen Gesichtspunkten scheinen sich einige Voraussetzungen für einen neuen Schwerlast-Helikopter bereits herauszukristallisieren, wie The War Zone berichtet.
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Hunderte Chinooks im Einsatz
Die US-Armee hat derzeit 470 Chinooks im Einsatz. Einige davon werden gerade mit einem Block-II-Upgrade modernisiert und erhalten dabei unter anderem neue Rotorblätter. Manche Modelle werden für Spezialeinsätze mit stärkeren Motoren ausgestattet.
Noch im Mai 2021 hat es von der US-Armee noch geheißen, man schaue sich nicht nach Chinook-Nachfolgern um. Dieses lange Zögern könnte eventuell dafür mitverantwortlich sein, warum es derzeit lediglich vage Konzepte gibt, die das Erbe des CH-47 antreten könnten.
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Die Voraussetzungen
Ein Chinook-Nachfolger muss jedenfalls vertikal starten und landen können und mindestens dieselbe Nutzlast von 12,7 Tonnen transportieren können. Gefragt wären natürlich noch höhere Zuladungsmöglichkeiten.
Außerdem soll ein neuer Schwerlast-Helikopter eine deutlich höhere Geschwindigkeit erreichen können und einen größeren Einsatzradius haben. Auch die Treibstoffeffizienz soll eine Rolle spielen.
Der Chinook kommt derzeit je nach Ausführung auf eine maximale Geschwindigkeit von 290 km/h, hat eine Dienstgipfelhöhe von rund 6.000 Meter, eine maximale Steigrate von 9,38 m/s und eine Reichweite von bis zu 741 Kilometer.
Unklar ist, welche taktischen Aufgaben die Chinook-Nachfolger erfüllen sollen. Derzeit wird darüber diskutiert, ob ein solches Fluggerät in den verschiedenen Varianten möglicherweise gleich mehrere Aufgaben übernehmen soll - Aufklärung, Transport und Attacken.
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Die möglichen Nachfolger
Um schwere Lasten von A nach B zu transportieren, muss es kein klassischer Hubschrauber sein. Es würden sich in erster Linie auch Kipprotor-Fluggeräte anbieten, die ebenso vertikal starten und landen können. Gleichzeitig hätten sie aber den großen Vorteil, dass sie deutlich höhere Geschwindigkeiten erreichen können, wenn sie nach dem Take-off ihre Rotoren nach vorne ausrichten.
Das Problem bei den Kipprotoren: Es gibt derzeit kein derartiges Fluggerät, das ähnlich schwere Lasten transportieren kan, wie der alte Chinook. Konzepte davon gibt es aber genug - beispielsweise von Bell, der Karem Aircraft Company und anderen Rüstungskonzernen.
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Möglicherweise eine Drohne
Dabei stellt sich die nächste Frage: Soll ein Chinook-Nachfolger autonom fliegen - also eigentlich eine Drohne sein? Erst vor einigen Tagen haben die US-Streitkräfte angekündigt, dass die ikonischen Black-Hawk-Hubschrauber mit (teil)-autonomen Fähigkeiten ausgerüstet werden sollen.
In den Konzepten der Rüstungskonzerne finden die autonomen Systeme von Kipprotor-Fluggeräten jedenfalls Niederschlag. Kaman arbeitete etwa an einer solchen Frachtdrohne und China hat wird noch im November eine Kipprotor-Frachtdrohne vorstellen, die bis zu 2 Tonnen zuladen können soll.
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Der experimentelle Stealth-Transporter
Ein weiteres Fluggerät, das vertikal starten und landen kann und an dem gearbeitet wird, ist das Stealth-Transportflugzeug von Aurora. Um die Kombination aus Stealth, Senkrechtstarter, effizienten Horizontalflug, hoher Fluggeschwindigkeit und hoher Tragekapazität zu ermöglichen, setzt Aurora auf ein Fan-in-Wing-Design (FIW).
Dabei sind Gebläse, die beim Senkrechtstarten und -landen für den Auftrieb sorgen, direkt in den Flügeln integriert. Dadurch bleibt der Rumpf des Flugzeugs frei, um Fracht oder Personen aufzunehmen. Außerdem werden die guten aerodynamischen Eigenschaften und die Effizienz eines Flugzeugs beibehalten, verglichen zu einem klassischen Hubschrauber.
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Aurora geht davon aus, dass das X-Plane eine Reisegeschwindigkeit von über 830 km/h haben wird. Der Übergang zwischen vertikalen und horizontalen Flug soll flüssig erfolgen. Das aktuelle Konzept sieht 4 Gebläse in den Flügeln vor – je 2 links und 2 rechts.
Aurora arbeitet derzeit am Bau eines Demonstrators. Damit wird die Umsetzbarkeit der Technologie und des Designs vorgeführt. Der Demonstrator wird, im Gegensatz zum X-Plane, unbemannt sein, ist also eine Drohne.