Facebooks geheime Regeln für VIPs geleakt
Das soziale Netzwerk hat ein internes System, wodurch sich 5,8 Millionen User*innen nicht an die allgemein gültigen Facebook-Regeln halten müssen. Für diese Facebook-VIPs gelten eigene, viel laschere Regeln, wie ein Bericht des Wall Street Journal enthüllt.
Demnach sind Personen von den allgemeinen Regeln ausgenommen, die von Facebook als "einflussreich oder populär", "newsworthy" oder "PR risky" angesehen werden. Das soziale Netzwerk mache regelmäßig Ausnahmen für mächtige Akteur*innen, wird ein Facebook-Mitarbeiter in dem Bericht zitiert.
Das System, das diese einflussreichen User*innen deckt, wird bei Facebook intern als "Xcheck" oder "cross check" genannt. Wird eine Person zu XCheck hinzugefügt, ist es für das Moderationsteam deutlich schwieriger einzugreifen.
Problematisches Posting lange nicht gelöscht
Ein Beispiel: Der populäre Fußballer Neymar wurde von einer Person der Vergewaltigung bezichtigt. Im Zuge dieser Auseinandersetzung hat der Fußballer den WhatsApp-Verlauf der Person auf Facebook und Instagram veröffentlicht. Darin waren nicht nur persönliche Details zu sehen, sondern auch Nacktfotos von ihr.
Im Idealfall hätte bei "normalen" User*innen das Moderationsteam eingegriffen und das Posting relativ zeitnah gelöscht. Da Neymar aber Teil von XCheck war, blieben dem Moderationsteam die Hände gebunden. Sie konnten den Vorfall lediglich an eine übergeordnete Stelle melden. In der Zwischenzeit hatten aber bereits mehr als 56 Millionen User*innen das problematische Posting des Fußballers gesehen.
Unterschiedliche Maßstäbe bei freier Meinungsäußerung
Fragwürdig sei auch, dass nahezu alle Facebook-Mitarbeiter*innen die Möglichkeit haben, Personen zu XCheck hinzuzufügen. Dadurch könnten zahlreiche User*innen einen Whitelisting-Status erhalten, ohne dass dafür einen Gegencheck notwendig sei, heißt es in dem Bericht des Wall Street Journals.
Aber nicht alle Facebook-Mitarbeiter*innen sind mit der Praxis des Unternehmens einverstanden. Ein hochrangiger Mitarbeiter kritisierte etwa in einer internen Mail, dass es höchst problematisch sei, wenn man bei verschiedenen Personen unterschiedliche Regeln bei der freien Meinungsäußerung anwende.
Man wolle die Praxis rund um XCheck verbessern, heißt es von Facebook als Reaktion auf den Bericht. "Wir wissen, dass diese Durchsetzung der Regeln nicht perfekt ist", schreibt Facebook-Sprecher Andy Stone auf Twitter. Es gelte, einen Kompromiss zwischen Geschwindigkeit und Genauigkeit zu finden.