Wie es mit dem Festnetz in Österreich weitergeht
Eine Meldung aus Grönland sorgte in den vergangenen Tagen für Aufsehen rund um eine altbekannte Technologie: das Festnetztelefon. So verkündete der öffentliche Telekommunikationsanbieter und Netzbetreiber Tusass, dass sich Kund*innen noch heuer von ihren Anschlüssen verabschieden müssen. Das Festnetz-Angebot wird eingestellt.
Was daran international für Aufsehen sorgte, war die Begründung des Betreibers. Demnach hätte man aufgrund von Mangel an Wartungsmaterial keine Wahl. So heißt es: „2022 ist die Ära der Festnetztechnik und Telefonie zu Ende. Das bedeutet, dass keine Ersatzteile mehr produziert und die Wartung somit unmöglich gemacht wird. Alle Länder müssen ihre Festnetzanschlüsse auslaufen lassen.“
Wird das Festnetz also auch in Österreich eingestellt? Beim österreichischen Festnetzbetreiber will man davon nichts wissen. „A1 hat keine Pläne, Festnetztelefonie ,abzudrehen’“ heißt es von A1-Sprecher Jochen Ohnewas-Schützenauer auf Anfrage der futurezone.
Digitales Festnetz
Das ist nachvollziehbar, da die klassische Festnetztelefonie in Österreich schon weitestgehend digitalisiert ist. Das heißt, es läuft über weite Strecken per Glasfaser mit dem Internet-Datenverkehr mit. Lediglich die sogenannte „letzte Meile“ direkt zu den Anschlüssen ist noch teilweise analog, wird aber zunehmend ebenfalls auf digital umgestellt. Solange A1 also Festnetz-Internetanschlüsse anbietet, gäbe es auch keinen nachvollziehbaren Grund, Festnetztelefonie einzustellen. Dazu kommt der Umstand, dass auch kritische Infrastruktur, wie etwa die Notrufsysteme, per Festnetz angebunden sind.
Bei A1 verweist man zusätzlich darauf, dass man in den vergangenen Jahren rund 500 Millionen Euro jährlich in den Ausbau der Netze investiert hat. Ein großer Teil davon sei in den Glasfaserausbau geflossen. Für Kund*innen heißt das unterm Strich, dass ihre altbekannten Festnetztelefone, wenn sie jetzt genutzt werden können, auch in absehbarer Zeit uneingeschränkt wie gewohnt funktionieren werden. Technischer Hintergrund ist das in den 90er-Jahren eingeführte Mehrfrequenzwahlverfahren, für das es kein Ablaufdatum gibt. Das permanente Aufkommen neuer Standards, wie beim Mobilfunk zb. mit 4G, 5G ect., gibt es in dieser Form beim Festnetz nicht.
Einen Ersatzteilmangel orte man bei A1 jedenfalls auch nicht. Die Probleme in Grönland könnten auf veraltete Technologie zurückzuführen sein. Dass man sich in Grönland für die Abschaffung entschieden habe, könnte auch an den schwierigen topografischen Gegebenheiten sowie an der geringen Bevölkerungsdichte liegen. Jene wird vor allem im direkten Vergleich zu Österreich deutlich. So zählt man in Grönland 0,026 Einwohner pro Quadratkilometer – in Österreich sind es 106. Der Betreiber muss also für vergleichsweise wenig Kunden umfangreiche und teure Infrastruktur erhalten.
Blackout
Befürworter des Festnetzes argumentieren gerne damit, dass es erhalten bleiben sollte, weil es im Falle eines großflächigen Stromausfalls weiter genutzt werden kann. Das ist aber ein Mythos. Da sie von Datencentern und anderer Infrastruktur abhängig sind, fallen sie bei einem Blackout nach einer gewissen Zeit ebenfalls aus.
Wie lange man sie noch nutzen kann, hängt davon ab, ob der eigene Anschluss direkt an die Vermittlungsstelle oder über einen „grauen Kasten“ (in der Fachsprache ARU - Access Remote Units) angebunden ist. Bei einer direkten Verbindung können es 8 bis 72 Stunden sein, über einen ARU etwa 30 Minuten, heißt es von A1. Genauso lang kann man übrigens auch mit seinem Handy bei einem Stromausfall noch telefonieren – vorausgesetzt man hat einen geladenen Akku.