Google: Die allmächtige Datenkrake wird 20 Jahre alt
Es gibt wohl kaum einen Konzern, der mehr über das Internet und seine Nutzer weiß als Google. Das US-Unternehmen veränderte maßgeblich, wie wir Informationen suchen und finden, wurde mit seiner Allmacht aber auch zum bevorzugten Feindbild der Datenschützer und Kartellwächter. Den Grundstein für den Internet-Riesen legten Larry Page und Sergey Brin mit dem PageRank-Algorithmus bereits 1996. Statt zu zählen, wie oft ein Suchbegriff auf einer Webseite auftaucht, bestimmte die Tatsache, wie oft eine Webseite von anderen relevanten Seiten verlinkt wurde, das Ranking.
Ursprünglich hätte die darauf basierende Suchmaschine BackRub (Rückenmassage) heißen sollen – eine Anspielung auf die dem Algorithmus zugrundeliegenden Backlinks – stattdessen wählt man aber Google, eine falsche Schreibweise des Begriffes Googol. Das sollte das gewaltige Wissen der Suchmaschine verdeutlichen, denn ein Googol ist eine 1 mit 100 Nullen. Der Erfolg ließ nicht lange auf sich warten, binnen weniger Jahre trotzte man älteren Internet-Riesen und überstand problemlos das Platzen der Dotcom-Blase. Der Dienst wurde dermaßen populär, dass „googeln“ zum Synonym für Internet-Suche wurde und mittlerweile sogar in Wörterbüchern zu finden ist.
Geburtstag verschiebt sich
Selbst Google ist sich nicht so recht sicher, wann der Konzern eigentlich „Geburtstag“ hat. Die Domain google.com wurde bereits am 15. September 1997 registriert, das Unternehmen wurde offiziell am 4. September 1998 gegründet. 2003 feierte man den fünfjährigen Geburtstag offiziell am 8. September. 2004 wurde am 7. September gefeiert, im darauffolgenden Jahr wiederum am 26. September. Seit 2006 gilt jedoch der 27. September als der Google-Geburtstag. Die offizielle Begründung des US-Konzerns: Am 27. September 2002 wurde das erste Mal der Geburtstag des Konzerns mit einem Google Doodle gefeiert.
Am Geschäftsmodell hat sich jedoch nie etwas geändert: Werbung, Werbung, Werbung. Allein im vergangenen Quartal verdiente man 28 Milliarden US-Dollar mit Werbung – bei 32,6 Milliarden US-Dollar Gesamtumsatz. Kurioserweise ist dieser Erfolg unter anderem Marissa Mayer, die von 2012 bis 2017 Yahoo leitete, zu verdanken. Mayer war Google-Mitarbeiterin Nummer 20 und entwickelte mit zwei anderen Mitarbeitern die AdWords-Plattform.
Mayer ist nicht die einzige ehemalige Google-Mitarbeiterin, die das Silicon Valley im vergangenen Jahrzehnt prägte. Amazon-Gründer Jeff Bezos war beispielsweise einer der ersten Investoren in Google. Doch auch andere Pioniere, wie iPod-Designer Tony Fadell, Android-Erfinder Andy Rubin, Futurologe Ray Kurzweil, „Vater des Internets“ Vint Cerf und Investor Chris Sacca, durchliefen die Google-Schule.
Mehr als eine Suchmaschine
Seine Marktmacht festigte der US-Konzern auf vielen Wegen. So dominiert man mit Android, Chrome und YouTube den Markt für Smartphones, Browser und Online-Videos. Lediglich an Social-Media-Plattformen scheiterte man regelmäßig. Nach der innovativen, aber ebenso verwirrenden Twitter-Alternative Google Wave gilt auch die Facebook-Konkurrenz Google Plus als gescheitert.
Auch bei den Messenger-Diensten konnte Google seine Marktmacht nie ausnutzen. Sei es nun Google Talk, Hangouts, Allo, Duo oder Android Messages, ein iMessage- oder WhatsApp-Herausforderer wollte nie so recht gelingen. Der US-Konzern hielt sich aber trotz seines guten öffentlichen Images nicht immer an das eigene Firmenmotto „Don’t be evil“.
2013 wurde im Zuge der Snowden-Enthüllungen bekannt, dass der US-Konzern seit 2009 Teil des NSA-Überwachungsprogrammes PRISM war. Zuletzt wurde zudem bekannt, dass Google die Rückkehr nach China plant – mit einer zensierten Version seiner Suchmaschine. Und auch intern rumorte es zuletzt heftig: Zahlreiche Mitarbeiter protestierten gegen einen Pentagon-Auftrag, bei dem Googles KI-Technologie für Drohnenangriffe zum Einsatz kommen soll.
Im Mai sorgte zudem ein Konzeptvideo für Aufsehen. Das sogenannte „Selfish Ledger“ zeichnet ein düsteres Bild von einer noch stärker von Daten getriebenen Zukunft, in der der Nutzer Entscheidungen basierend auf den „Werten eines Unternehmens“ trifft und sich von Algorithmen leiten lässt. Obwohl Google betonte, dass es sich nur um ein Gedankenexperiment handelt, wird der Widerstand gegen das lange gefeierte Unternehmen stärker.
Bereits die Datenbrille Google Glass scheiterte am öffentlichen Widerstand vieler Menschen, die fürchteten, sie könnten unbemerkt überwacht werden. Und auch US-Präsident Donald Trump kündigte bereits an, den US-Konzern stärker unter die Lupe zu nehmen. Er basierte seine Kritik zwar auf fragwürdigen Argumenten – Google würde konservative Meinungen und Nachrichtenartikel unterdrücken und versuchen, ihn schlecht dastehen zu lassen – doch auch in der EU wächst die Skepsis gegenüber Google.
Die EU-Kommission verhängte bereits zwei Milliardenstrafen wegen Wettbewerbsverstößen, eine weitere Ermittlung wegen AdSense und der Dominanz auf dem Online-Werbemarkt läuft noch. Und auch die geplante europaweite Digitalsteuer würde Google, das wie andere Großkonzerne seine Steuerlast mit Tricks stark verringert, hart treffen. In Österreich versucht sich der US-Konzern vor allem als kulturfreundlich zu geben.
Neben Google-Doodles, die berühmte österreichische Künstler und Wissenschaftler würdigten, wie zum Beispiel Mozart, Klimt und Freud, sorgte man hierzulande vor allem mit der Arts & Culture Initiative für Aufsehen. Dabei ließen zahlreiche heimische Museen, wie die Albertina oder das Leopold-Museum ihre Innenräume und Kunstwerke digitalisieren.
Obwohl der US-Konzern seit 2006 in Österreich eine Niederlassung hat, wurde man nie wirklich willkommen geheißen. Street View hätte recht früh starten sollen, aufgrund von Datenschutzbedenken musste man sich aber wieder zurückziehen. Erst seit diesem Jahr ist Österreich auch in Street View vertreten.