Google-Street-View-Autos könnten künftig Volkszählungen durchführen
Google-Street-View-Autos könnten künftig Volkszählungen durchführen
© REUTERS/SERGIO PEREZ

Digital Life

Google Street View ab sofort in Österreich verfügbar

Es hat fast zehn Jahre gedauert, doch nun ist endlich soweit: Googles Street View ist ab sofort auch in Österreich verfügbar. Die Städte Wien, Graz und Linz können ab sofort mit den 360-Grad-Fotos erkundet werden. Die Aufnahmen wurden bereits im zweiten Halbjahr 2017 durchgeführt und in den vergangenen Monaten an die Auflagen der Datenschützer angepasst.

Im Laufe des Sommers sollen die Street-View-Kameras auch in Klagenfurt, Villach, Bregenz, Feldkirch und Dornbirn unterwegs sein. Die Fahrzeuge sind ab Freitag auf den Straßen zu finden, die Aufnahmen sollen bis zum Wintereinbruch abgeschlossen sein. Ab Anfang August kommt auch eine neue Version des Street-View-Autos zum Einsatz, das über eine verbesserte Kamera verfügt. Dabei wurde vor allem das "Stitching" (das Zusammensetzen der verschiedenen Aufnahmen) sowie die Farbqualität der Aufnahmen verbessert. Zudem wurde die Auflösung deutlich erhöht. Die Entwicklung der Kamera wurde von einem früheren NASA-Ingenieur geleitet, wie Google hervorhebt.

In der offiziellen Google-Liste sind aber auch andere Städte, wie Eisenstadt, St. Pölten, SalzburgInnsbruck und Wels, aufgeführt. Diese wurden laut Google erst zum Teil mit der sogenannten Trekker-Kamera erfasst, dieses Jahr kommen auch Auto-Aufnahmen dazu. Insgesamt will Google dieses Jahr mehr als 20.000 Kilometer erfassen. Auch Wien soll mit den neuen Fahrzeugen erneut aufgezeichnet werden. Die neuen Aufnahmen werden voraussichtlich 2019 veröffentlicht.

Laut Google ist Österreich damit das 87. Land, in dem Street View offiziell verfügbar ist. „Wie in 86 anderen Ländern der Welt können Nutzer nun auch digital 360-Grad-Aufnahmen von Österreich ansehen, sei es für die Freizeit- oder Reise-Planung oder einfach nur um die Schönheit des Landes vorab auch schon digital zu entdecken“, so Dirk Friedrich, Program Manager für Google Street View im DACH-Raum. Mit der Expansion werde "der weiße Fleck auf der Landkarte geschlossen", der sich vor einigen Jahren gebildet hat. Weltweit wurden bereits 80 Milliarden Fotos von über 15 Millionen Kilometer Straße für Street View angefertigt.

Per Mausklick aus Aufnahmen entfernt

Laut Google entsprechen die Aufnahmen den Auflagen der Datenschutzkommission (DSK), die 2010 technisch noch nicht umsetzbar waren. Menschen werden meist automatisch unkenntlich gemacht, Nutzer können aber zudem über das “Ein Problem melden”-Tool (der Link dazu befindet sich auch rechts unten auf der Webseite von Google Maps) weitere Anpassungen beantragen.

Dabei gilt: Wer einmal entfernt wurde, kann die Aufnahme nicht mehr wiederherstellen lassen. Auch wenn die Stadt erneut aufgenommen wird, wird der entfernte Standort weiterhin nicht mehr angezeigt. Je nachdem, ob man eine Person, ein Gebäude oder etwas anderes ausblenden lassen möchte, müssen aber entsprechende Nachweise erbracht werden. So soll beispielsweise verhindert werden, dass beispielsweise ein Geschäft einen Mitbewerber aus Street View entfernt. Der Prozess dauert üblicherweise mehrere Tage, so Friedrich.

Laut Google sei es aber unwahrscheinlich, dass Objekte übersehen wurden. Die Technologie blende oftmals sogar Gesichter auf Plakaten und Statuen aus, wie man an einem Beispiel eines Stein-Löwen vor dem Schloss Schönbrunn demonstrierte. Neben den Straßenaufnahmen veröffentlicht Google auch eine Street-View-Aufnahme des Wiener Museumsquartiers, das im August 2017 mit einem Kamera-Rucksack digitalisiert wurde.

Jahrelanger Streit

Der Dienst hätte ursprünglich bereits 2008 in Österreich starten sollen, mit den Aufnahmen wurde bereits damals begonnen. Doch Kritik von Datenschützern und der Öffentlichkeit sorgten dafür, dass diese Pläne auf Eis gelegt werden mussten. Selbst das Innenministerium warnte vor Google Maps, da der Dienst von Einbrechern genutzt werden könnte „um Wohngegenden auszukundschaften und dementsprechend ihre Einbruchsobjekte zu wählen“.

Das Projekt musste jedoch endgültig gestoppt werden, als 2010 bekannt wurde, dass Googles Street-View-Fahrzeuge auch WLAN-Daten miterfassen. Diese werden mit den Standortdaten verknüpft und zur Ortung in Google-Diensten wie Android genutzt. Die von der Datenschutzbehörde geforderten Auflagen konnten lange Zeit nicht erfüllt werden. Neben Gesichtern und Kennzeichen müssen vor bestimmten Gebäuden, wie Krankenhäusern oder Kirchen, ganze Körper verpixelt werden. Zudem müssen Privatgärten, die von der Straße aus nicht einsehbar wären, von der Street-View-Kamera aber durchaus, ebenfalls unkenntlich gemacht werden.

Google gab Österreich aber dennoch nicht vollständig auf. Immer wieder wurden kleinere Sonderprojekte umgesetzt, beispielsweise Street-View-Versionen von österreichischen Skipisten, dem Red Bull Ring und dem Stadion der Wien Austria. Kurzzeitig landeten 2015 sogar die Aufnahmen aus 2009 und 2010 im Netz. Das war laut Google jedoch nur ein technischer Fehler, die Aufnahmen wurden wieder gelöscht.

Andere sind Google zuvorgekommen

Doch abseits der Aufregung um Google Street View gab es immer wieder andere Anbieter, die ähnliche Dienste anbieten wollten. Die rumänische eXtreme Soft Group veröffentlichte bereits Anfang 2008 ähnliche 360-Grad-Aufnahmen von Wien. Die dazugehörige Plattform Norc.at digitalisierte in den kommenden Jahren dutzende weitere Städte in Österreich sowie in Tschechien, Ungarn, Polen, Rumänien, Russland und der Slowakei. Im November 2013 ging der Dienst jedoch offline.

Zuletzt kam auch Konkurrenz von der Stadt Wien selbst: Die Stadt schickte drei von der Schweizer Firma iNovitas entwickelte Fahrzeuge auf Wiens Straßen und nahm alle drei Meter ein 360-Grad-Foto auf. Zudem wurden dabei stets drei Stereobilder aufgenommen, aus denen Tiefeninformationen errechnet werden können. Die 34 Millionen Aufnahmen sollen ab September vorerst nur Magistraten zur Verfügung stehen, die damit digital Vermessungen oder Prüfungen für Umbauten und Genehmigungen vornehmen können. Die Daten sollen aber auch für eine öffentliche Nutzung aufbereitet werden.

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Michael Leitner

derfleck

Liebt Technik, die Möglichkeiten für mehr bietet - von Android bis zur Z-Achse des 3D-Druckers. Begeistert sich aber auch für Windows Phone, iOS, BlackBerry und Co. Immer auf der Suche nach "the next big thing". Lieblingsthemen: 3D-Druck, Programmieren, Smartphones, Tablets, Open Hardware, Videospiele

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