GPS-Attacken sind großes Risiko für Luftfahrt geworden
In den vergangenen Monaten ist es mehrmals passiert, dass Passagierflugzeuge völlig die Orientierung verloren haben. Mehr als 50 solcher Vorfälle wurden allein zwischen September und November registriert. Grund dafür sind Attacken auf das GPS beziehungsweise GNSS.
Nun nehmen die europäische Flugsicherheitsbehörde EASA und die Internationale Luftverkehrs-Vereinigung IATA dieses Problem in Angriff und beschreiben GPS-Spoofing und GPS-Jamming als "erhebliche Herausforderung" für die Flugsicherheit.
Während beim GPS-Jamming das Positionierungssignal lediglich blockiert wird, wird beim GPS-Spoofing dem Flugzeug ein manipuliertes Signal untergejubelt. Dadurch könnten Flugzeuge einen neuen Kurs einschlagen und ihr Ziel ändern.
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Gefährliche Situationen
Die meisten dieser Spoofing-Vorfälle beschränken sich auf das Grenzgebiet zwischen Irak und Iran - entlang der stark frequentierte Luftfahrtstraße UMB688, die Europa mit Asien verbindet. Eine Passagiermaschine soll beispielsweise durch GPS-Spoofing beinahe unabsichtlich und ohne Erlaubnis in den iranischen Luftraum vorgedrungen sein. Ein Manöver, das katastrophal enden kann.
In einem gemeinsamen Workshop haben EASA und IATA diese GPS-Attacken adressiert. Die schlechte Nachricht: Eine rasche Lösung für das Problem ist nicht in Sicht. Als ersten Schritt sollen zunächst sämtliche Details zu den Vorfällen gesammelt und gemeldet werden.
Außerdem sollen Cockpit-Crews dahingehend gebrieft und ausgiebig geschult werden. Traditionelle Navigationsmethoden der Luftfahrt sollen im Notfall als Backup herhalten. Mittelfristig will man überprüfen, ob die Anforderungen an die Navigations- und Landesysteme ausreichend sind.
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Zero-Day der Luftfahrt
Als langfristiges Ziel wollen sich die EASA und IATA an der Entwicklung von Satellitennavigationssystemen beteiligen, um sicherzustellen, dass derartigen Risiken von vornherein ausgeschlossen werden können.
Der Luftfahrtexperte und Universitätsprofessor Todd Humphreys hatte vergangenen November erklärt, dass GPS-Spoofing so ähnlich wie eine Zero-Day-Lücke in der Luftfahrt sei. Moderne Aviation-Systeme seien einem solchen Angriff schutzlos ausgeliefert, so der Experte, der bereits 2012 im US-Kongress vor derartigen GPS-Attacken warnte.