Kritik an Überwachung in Microsoft Teams für Schüler und Studierende
Microsoft Teams ist nicht nur bei Unternehmen, sondern auch bei Bildungseinrichtungen im Einsatz, die aufgrund von Corona auf Fernunterricht umgestellt haben. Zur Anwendung kommt hierbei die Variante Teams for Education. Neben seinen Grundfunktionen bietet Teams for Education auch eine umfangreiche Analysefunktion für Pädagogen und Führungskräfte an, was der österreichische Datenschützer Wolfie Christl kritisiert.
So kann etwa analysiert werden, wann Schüler und Studierende an ihren Aufgaben arbeiten. Etwa, ob sie jene eher früh am Morgen oder spät nachts erledigen. Ebenfalls kritisiert Christl, dass Education Analytics standardmäßig aktiviert ist.
Darüber hinaus werde auch detailliert erhoben, an welchen Wochentagen die Schüler aktiv sind. Laut Christl seien die Analysen übertrieben detailliert. Auch könne man nirgends genau einstellen, welche Daten gesammelt werden. Es werde außerdem an keiner Stelle auf die mögliche Problematik des Datensammelns eingegangen. Microsoft würde außerdem eine “irreführende Sprache” verwenden, um die Aktivitäten zu beschreiben.
So schreibt Microsoft in dem entsprechenden Support-Dokument: “Jeder Bericht steht nur Kursbesitzern zur Verfügung und umfasst nur Schüleraktivitäten innerhalb von Microsoft Teams (keine persönlichen Daten)”. Jedoch ist aus der entsprechenden Präsentation ersichtlich, dass Kursbesitzer sehr wohl Einsicht in die Aktivitäten einzelner Schüler und Studierender bekommen würden. Laut Christl seien das sehr wohl persönliche Daten.
Christl weist gleichzeitig darauf hin, dass nicht nur Microsoft teilweise problematische Überwachung von Schülern und Studenten durchführt. Auch andere, kleinere Anbieter würden “alles quantifizieren, egal wie sinnlos”.
Stellungnahme
Microsoft selbst verweist auf Anfrage der futurezone darauf, dass das Angebot gängigen Datenschutzstandards entspricht. In einer schriftlichen Stellungnahme heißt es: "Die oberste Priorität von Microsoft besteht darin, Pädagogen, Studenten und Betreuer miteinander zu verbinden, zu unterstützen - und dies mit höchster Online Sicherheit. Tools wie Education Insights in Microsoft-Teams sollen sowohl Schüler als auch Pädagogen im Rahmen der digitalen Lernumgebung unterstützen. In Übereinstimmung mit unseren zentralen Verpflichtungen zum Schutz der Privatsphäre jeder Person, die unsere Produkte verwendet, erfüllt Education Insights mehr als 90 behördliche und branchenbezogene Standards, einschließlich der DSGVO und des Family Education Rights and Privacy Act (PERPA)."
Zur Analysefunktion sagt Microsoft-Österreich-Sprecher Thomas Lutz: “Jeder Administrator kann die Funktion ein- oder ausschalten und damit auch seine geltenden Datenschutz-Richtlinien abbilden. Rein auf Organisationsebene ergeben sich wiederum aus der Funktion sehr spannende Einblicke, die den AnwenderInnen in Form von besser an ihre Bedürfnisse angepassten Services zugute kommen können.”
Überwachung in Microsoft 365
Zuletzt konnte Christl mit seiner Kritik ein Umdenken bei Microsoft auslösen. So erweiterte der Konzern seine Unternehmenssoftware Microsoft 365 um einen Produktivitäts-Score, mit dem unter anderem zurückverfolgt werden konnte, wie und in welchem Ausmaß Mitarbeiter die Microsoft-Dienste verwenden. Microsoft ruderte daraufhin zurück und bedankte sich bei Christl für den entsprechenden Hinweis.