Microsoft erntet Shitstorm für KI-Bild
„Walking in a indie wonderlaaand“: Mit der Anspielung an das klassische Weihnachtslied beginnt der harmlos wirkende Posts auf X (ehemals Twitter). „Was waren eure Lieblings Indie-Games des Jahres?“ heißt es weiter.
Mit im Post dabei ist ein Bild, das spielende Kinder im Schnee zeigt, einen Mann mit einem Handheld und das Logo von ID@Xbox, in einer winterlichen Version. ID@Xbox, das auch der Verfasser des Posts ist, ist Microsofts Programm zur Unterstützung von Indie-Entwickler*innen.
Umso übler stößt es auf, dass das Bild der Winterlandschaft offensichtlich mit einem KI-Bildgenerator erstellt wurde, anstatt eine menschliche Künstler*in dafür zu bezahlen. So haben die Kinder im Bild verzerrte Gesichter und eines hat anscheinend auch noch einen Schnurrbart. Die Schlitten werden mit einer Art Stange gesteuert, die ebenso ins nichts geht, wie die Angel eines anderen Kindes. Und der erwachsene Mann am Bild hat statt einer Oberlippe nur Zähne.
Heftige Kritik der User*innen
Es hagelte negative Kommentare. „Nichts sagt: ,Wir geben einen Scheissdreck auf Indie-Spieleentwickler` so gut, wie KI zu nutzen“, lautet etwa eine sarkastische Antwort auf den Post: „Wenn ihr nicht mal einen Künstler anheuert, um eure eigene Werbung zu machen, werdet ihr wohl kaum Menschen bezahlen, um Indie-Studios zu unterstützen.“
„Mein Lieblings-Indie-Spiel war ,tatsächlich Künstler zu bezahlen, anstatt grauenvollen KI-Mist zu generieren ihr verdammten Blutsauger´“ schreibt ein User. Passend dazu zeigt einige Details des Bildes, die eindeutig verraten, dass hier KI am Werk war.
Sam Barlow, der Indie-Entwickler hinter dem Spiel Immortality, kritisiert noch einen anderen Aspekt der Misere: „Sehr beeindruckend. Gerade als wir damit anfangen, die Klimakrise anzugehen, finden wir dumme Wege, um den ganzen Fortschritt rückgängig zu machen.“ Er spricht damit den Energieaufwand von KI an. Wie kürzlich eine Studie des MIT berechnet hat, braucht ein einzelnes KI-generiertes Bild soviel Energie wie eine gesamte Akkuladung eines Smartphones.
Microsoft setzt auf KI
Microsoft selbst ist großer Verfechter von KI, hat in OpenAI investiert und integriert auf ChatGPT basierende KI-Funktionen in vieler seiner Produkte. Auch wurden KI-Funktionen angekündigt, die künftig bei der Entwicklung von Videospielen zum Einsatz kommen sollen. Schon das stieß der Gaming-Community übel auf, da befürchtet wird, dass vor allem große Spielepublisher solche KI-Tools nutzen werden. Das senke nicht nur die Qualität der Spiele, sonder führe auch dazu, dass Mitarbeiter*innen gekündigt werden.
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Viele Indie-Spiele-Entwickler waren früher bei großen Spielestudios angestellt und wurden aus verschiedenen Gründen weggespart. Alleine von Jänner bis Ende November 2023 haben gut 7.000 Personen in der Spieleindustrie ihren Job verloren.
Anstatt die Verwendung des KI-Bildes anzusprechen, wurde der X-Post kommentarlos von ID@Xbox gelöscht.