Digital Life

Microsofts HoloLens drängt Windows 10 in den Hintergrund

Wenn man sich die Berichte von Wired, Ars Technica und The Verge durchliest, merkt man, dass Microsoft den US-Technologiemedien eine weitgehend gleiche Einführung in die HoloLens geboten hat. Die Virtual-Reality-Brille wurde am Mittwoch im Zuge der Präsentation von Windows 10 vorgestellt. Über das neue Betriebssystem wird tags darauf aber weit weniger geredet, als über die HoloLens.

Solide Texturen

Hands-On-Berichte über die HoloLens enden durchgehend in der Feststellung, dass Microsoft damit einen realistischen Blick in die Zukunft der Computerbenutzung bietet. Testpersonen berichten unter anderem von der Erfahrung, in einen Raum geschickt zu werden, der sich durch einen Befehl in ein Minecraft-Wunderland verwandelt. Auf einem Tisch erscheint eine Burg, auf einem anderen fällt eine Zombie-Horde in ein Loch, das sich virtuell in der Tischplatte auftut.

Alle Texturen werden als solide beschrieben. Die virtuellen Strukturen sollen sich exakt an die realen Mobiliar-Vorgaben anpassen. Ars Technica vergleicht das Erlebnis mit Hologramm-Visionen aus Filmen und stellt fest, dass die HoloLens-Bilder wesentlich besser als Grafiken aus Star Wars oder Total Recall erscheinen. Dass Microsoft Minecraft als erstes Spiel mit HoloLens verbindet, ist logisch, wurde Minecraft-Macher Mojang doch im September 2014 übernommen.

Hilfe bei der Reparatur

Beeindruckt zeigen sich die ersten HoloLens-Tester auch von einer Demonstration, bei welcher der Brillenträger in einem Raum mit einem defekten Lichtschalter konfrontiert wird. Die HoloLens ist mit zwei Kameras ausgestattet, die jeweils einen Betrachtungswinkel von 120 Grad abdecken. Führt man ein Skype-Videotelefonat, kann der Gesprächspartner auf Befehl sehen, was der HoloLens-Träger sieht.

Bei Reparaturarbeiten kann er Pfeile und Diagramme direkt in das Blickfeld des HoloLens-Trägers zeichnen. Damit konnten Tester, die keinerlei Erfahrung mit Elektroinstallationen hatten, den Lichtschalter wieder in Gang bringen.

Microsoft HoloLens

Erforschung des Mars

Ein weiteres Szenario, das den US-Medien geboten wurde, bestand aus der Verwandlung eines Raumes in die Oberfläche des Mars. Diese Simulation wurde gemeinsam mit NASA-Ingenieuren entwickelt und soll zukünftig bei der Erforschung des Mars durch den Curiosity-Rover helfen. Die Testpersonen werden durch HoloLens direkt auf den Marsboden versetzt. Dort auftauchende Objekte können von allen Seiten begutachtet werden, als würde man selbst auf dem Planeten stehen.

Während man sich virtuell am Mars befindet, können Anzeigen und Instrumente mittels Handgesten und Sprachbefehlen aufgerufen und gesteuert werden. Bei der Forschungsarbeit kann man auch mit weiteren Personen kollaborieren. Diese werden als goldene Avatare im Sichtfeld eingeblendet. Durch dünne Linien erkennt man, worauf die Personen gerade ihren Blick werfen.

Konstruktion a la Tony Stark

HoloLens soll künftig auch bei der Erstellung von Grafiken und Visualisierungen zum Einsatz kommen, wie eine weitere Demonstration zeigt. Wie The Verge berichtet, wurde Testpersonen etwa vorgeführt, wie Microsoft-Techniker Objekte wie einen Pickup-Truck im virtuellen Raum manipulieren. Die Erfahrung wird mit der Zusammenarbeit des fiktiven Technikgenies Tony Stark mit seinem Computer JARVIS in "Iron Man" verglichen.

Bei der Navigation in einem Konstruktionsprogramm steuert man den Cursor teilweise mit dem eigenen Blick, teilweise kann man eine herkömmliche Maus dafür verwenden. Abgesehen davon kommen auch hier Gesten und Sprachbefehle zum Einsatz.

Großes Zukunftspotenzial

Ob es sich bei HoloLens tatsächlich um den Computer der Zukunft handelt, darüber sind sich die ersten Tester noch nicht einig. Ars Technica bekam etwa einen Prototypen aufgesetzt, der noch etwas von der leichten, drahtlosen Vision, wie sie Microsoft für HoloLens hat, abweichte. Stattdessen gab es noch Kabel, ein zusätzliches Batteriemodul am Rücken und signifikantes Gewicht.

Alle Tester zeigen sich jedoch überzeugt, dass HoloLens das Potenzial hat, eine echte Umwälzung beim Umgang mit Computern herbeiführen zu können. "Ich weiß nicht genau, wofür die Leute HoloLens verwenden werden, aber es fühlt sich sehr danach an, als ob es eine Killer-App da draußen gäbe, die nur darauf wartet, entwickelt zu werden", lautet ein Kommentar dazu.

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David Kotrba

Ich beschäftige mich großteils mit den Themen Energie, Mobilität und Klimaschutz. Hie und da geht es aber auch in eine ganz andere Richtung.

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