Die Kleinwindkraftanlage von JetWind fängt Wind von Flugzeugen ein.

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Mini-Windräder am Flughafen fangen Wind von Flugzeugen ein

Flugzeuge machen ordentlich Wind. Das merkt man am besten, wenn man hinter dem Triebwerk eines Jets steht. Das Unternehmen JetWind aus den USA will diesen Wind nutzen und in Strom umwandeln. Dazu wurde eine neue Art von Kleinwindkraftanlage am Love Field Airport in Dallas, Texas, aufgestellt. 

Bereits 2023 wurde die Pilot-Anlage unter dem Tower des Flughafens installiert, nun kamen 5 neue "Energy Pods" hinzu. Der Standort stellte sich als jener heraus, wo am meisten Wind von den Flugzeugen eingefangen werden konnte.

Jeder dieser Pods besteht aus einem Metallcontainer, der vorne und hinten offen ist. Aus Sicherheitsgründen sind die Öffnungen allerdings mit einem Gitter bestückt. Im Container befinden sich jeweils 5 Mini-Windkraftanlagen. Bei der Pilot-Anlage beschränkte man sich noch auf 3 Windräder pro Pod.

Die Pilotanlage von JetWind.

"Das Ganze begann vor 20 Jahren als lustige Idee in meinem Kopf", sagt JetWind-CEO T.O. Souryal. Als er gesehen hatte, wie viel Wind so ein Flugzeug bei seinen Startvorbereitungen produzieren konnte, dachte er sich: "Wäre es nicht toll, wenn wir diesen Wind einfangen könnten?"

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Windstrom für Smartphones und E-Fahrzeuge

Der Strom aus den Energy Pods wird an 2 Ladestationen im Flughafengebäude weitergeleitet, wo wartende Passagiere ihre Smartphones und Laptops aufladen können. Laut Patrick Carreno, dem Luftfahrtdirektor von Dallas, konnten bisher bereits 10.000 Geräte mit dieser Art von Windenergie aufgeladen werden. Auch E-Fahrzeuge, die im Flughafen verwendet werden, nutzten den Windstrom.

Die 5 neuen Anlagen sollen so viel Energie erzeugen, wie 100 Haushalte im Jahr verbrauchen, sagt Carreno gegenüber Fox4. In Texas liegt der durchschnittliche Stromverbrauch pro Jahr bei etwa 13.000 kWh, was eine Energieproduktion von 130.000 kWh bedeuten würde.

Ist diese Schätzung von 26.000 kWh pro Pod realistisch? In den 18 Monaten, in denen der Prototyp auf dem Flughafengelände stand, wurde er etwa 10.000 Mal von den Flugzeugen "angeblasen". Das entspricht etwa 19 Mal pro Tag, wo die Windkraftanlagen ordentlich Energie erzeugen können. 

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7 Stunden unter Vollbetrieb

Jede Windkraftanlage hat eine Maximalleistung von 2.000 Watt, pro Pod entspricht das also einer Maximalleistung von 10.000 Watt (10 kW). Der Energy Pod müsste also 2.600 Stunden pro Jahr voll laufen (mehr als 7 Stunden pro Tag), um die geschätzte Energie zu produzieren.

Auf den Pods sind allerdings zusätzlich noch 2 Photovoltaikmodule angebracht, mit einer Gesamtleistung von 1.100 Watt. Im sonnigen Dallas (8 Sonnenstunden im Schnitt pro Tag) dürften allein diese Module zwischen 3 und 7 kWh Strom pro Tag erzeugen (je nach Jahreszeit). Bei großzügig gerechneten 2.000 kWh Solar-Stromerzeugung pro Jahr reduziert sich die Anforderung an die Windkraftanlagen somit zwar, jedoch nur geringfügig.

Keine offiziellen Angaben

Die Pilot-Anlage konnte laut CBS News "250 Watt Energie bei jedem Start eines Flugzeugs" erzeugen. Leider ist nicht bekannt, ob hier die Leistung gemeint ist (wird in Watt angegeben) oder die gewonnene Energie (in Wattstunden). Auch auf der Website des Unternehmens wird nicht erläutert, wie viel Energie nun wirklich mit den Pods zurückgewonnen werden kann. Sie geben lediglich an, dass jährlich 65 Megawattstunden Energie mit einer Reihe von JetWind-Pods erzeugt werden könne.

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Wie viele Pods diese "Reihe" haben soll, ist nicht bekannt. Eine "normale" Windkraftanlage mit einer Leistung von 3 MW produziert in Österreich pro Jahr allerdings etwa 7 GWh, also das 110-Fache

JetWind will an ihrer Idee allerdings festhalten und die Anlagen auch in anderen Bereichen aufstellen, etwa entlang von Bahnstrecken für Hochgeschwindigkeitszügen. Auch in der Nähe von Helikopterlandeplätzen sieht das Unternehmen viel Potenzial, Windenergie einzufangen.

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