OnlyFans-Fall zeigt Zensurmacht von Visa und Mastercard auf
Bei der Entscheidung, keine sexuell expliziten Inhalte auf OnlyFans mehr zuzulassen, scheint die Rolle der großen Zahlungsdienstleister Visa und Mastercard maßgeblich gewesen zu sein. Wie Protocol berichtet, kommt nun lautstarke Kritik daran auf, welche Macht über Inhalte auf Webseiten die großen Kreditkartenfirmen besitzen.
"Während viele OnlyFans beschuldigen, Sexarbeiter*innen auf der Jagd nach Investmentkapital und Bekanntheit zu opfern, muss einem klar sein, wo die wahre Schuld liegt: Bei den Banken und Kreditkartenunternehmen wie Mastercard, die es ablehnen, in einem fehlgeleiteten und bösartigen evangelikalen Krieg gegen Porno Stellung zu beziehen", heißt es etwa vonseiten der Free Speech Coalition, einer Organisation, die sich für Pornodarsteller*innen einsetzt.
Schadlos halten
Die Auffassung der Kritiker lautet, dass sich Visa und Mastercard im vergangenen Jahr von der Plattform Pornhub verabschiedet haben, weil ihr vorgeworfen wurde, sexuellen Missbrauch zu verbreiten. Pornhub hat daraufhin seine Kontrolle von Inhalten verstärkt. Von OnlyFans wäre ähnliches verlangt worden, wie ein langer Twitter-Thread von Post-Culture Review beschreibt. OnlyFans hätte u.a. die Identität aller in Videos vorkommender Personen, sowie aller Nutzer*innen, die deren Videos angesehen haben, verifizieren müssen - ein enormer Aufwand, den OnlyFans nicht stemmen konnte oder wollte.
Hinter dem Vorgehen von Visa und Mastercard stecke aber nicht Besorgnis über das Schicksal von Menschen in der Sexindustrie, lautet die Kritik, sondern Selbsterhaltungstrieb. Man wolle sich schadlos halten. "Zahlungsabwicklung ist seit langem ein nützlicher Würgepunkt für Zensur", meint Bürgerrechtler Evan Greer von Fight for the Future. "Solange Unternehmen wie OnlyFans auf eine zentralisierte Technikinfrastruktur angewiesen sind, werden sie sich immer davor fürchten, dass ihre Vermieter (Mastercard/Visa, Paypal, Amazon Web Services) sie rausschmeißen."
Zu späte Solidarität
OnlyFans wiederum wird vorgeworfen, bisher von der Vielfalt sexueller Inhalte profitiert zu haben und Videomacher*innen nun leichtfertig zu opfern. In einem Tweet der Webseite wurde erstmals erwähnt, dass die Plattform ohne Sexarbeiter*innen nicht zu dem geworden wäre, was sie heute ist. Viele Angesprochene finden das zynisch, weil OnlyFans bisher auf Twitter nie das Wort Sexarbeiter*innen verwendete. Nun verbreitet das Unternehmen plötzlich den Hashtag #SexWorkIsWork.