Faszinierende Bilder zeigen, wie sich Schiffe bewegen
An Bord von Schiffen sendet ein Transponder alle paar Sekunden Positionsdaten aus. Empfangen werden sie von anderen Schiffen und Küstenstationen. Mit diesem Automatic Identification System (AIS) wird der Schiffsverkehr weltweit gesteuert, um z.B. Kollisionen zu vermeiden und bei Rettungen zu helfen.
Diese Daten sind öffentlich zugänglich, unter anderem von der Plattform Vessel Finder. Der Datenjournalist Jon Keegan hat über das Online-Tool "Marine Cadastre" der National Oceanic and Atmospheric Association (NOAA) sämtliche Bewegungsdaten der meistbefahrenen US-Seerouten von 2023 heruntergeladen. Diese visualisierte er mithilfe des Tools QGIS.
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Schiffrouten werden sichtbar
Heraus kamen beeindruckende Darstellungen der verschiedenen Häfen. Wie bei einer Langzeitbelichtung bei Fotos werden die Strecken einzelner Schiffe dargestellt. Je heller ein Bereich leuchtet, umso mehr Schiffsspuren überlagern sich dort. Die Landmassen wurden auf den Bildern entfernt, ihre Form ergibt sich aber aus den Routen - wie ein Negativ.
Forschung und Firscherei sorgen für spannende Formen
Einige Bilder zeigen dabei fast perfekte Kreise und Kästchen. Das sind keine fehlerhaften Daten. Hier sieht man z.B. Forschungsschiffe, die bestimmte Sektoren abfahren, um sie genau zu analysieren.
Andere interessante Formen stammen von Fischerrouten. "Cluster von Fischerbooten, die sich zu bekannten Fanggründen bewegen, bilden einige der interessantesten Muster auf den Karten", schreibt Keegan bei MIT Technology News.
Einige Strecken sehen aus wie eine Sternschnuppe mit geraden Strecken hin zu einem rundlichen, hellen Bereich. Hier sind die Schiffe zu sehen, die zwischen Bohrinseln und dem Land pendeln. Das zeigt sich vor allem am Golf von Mexiko.
Spoofing
Das AIS-System ist aber auch fehleranfällig. 2023 wurde etwa öffentlich, dass Russland bei der Invasion der Ukraine sogenanntes "Spoofing" einsetzte. Indem über die AIS-Transmitter falsche Standortdaten übermittelt wurden, konnten russische Schiffe Sanktionen bei Ölimporten umgehen.
Automatic Identification System
Das AIS-System wurde am 6. Dezember 2000 als verbindlicher Standard eingeführt und ist für die meisten Schiffe verpflichtend. Mit AIS-Transpondern übermitteln Schiffe folgende Daten:
- Identifikationsdaten: IMO-Nummer, Schiffsname, Rufzeichen, MMSI-Nummer, Schiffstyp
- Dynamische Daten: Schiffsposition inkl. Uhrzeit, Geschwindigkeit, Richtung, Kursänderungsrate, Navigationsstatus (z.B. manövrierunfähig oder festgemacht)
- Reisedaten: Reiseziel, geschätzte Ankunftszeit
Die Daten werden über verschiedene Transmitter auf den Frequenzen 161,975 MHz und 162,025 MHz übertragen.