Wie dein Smartphone im Notfall helfen kann
Es wünscht sich niemand, aber es kann dennoch passieren: Man befindet sich unerwartet in einer medizinischen Notlage, aus der man alleine nicht mehr herauskommt. Ein ständiger Begleiter ist heutzutage aber beinahe immer an unserer Seite: Das Smartphone. Dieses kann in brenzligen Situationen auch dabei helfen, Leben zu retten.
Etwa dann, wenn uns ein allergischer Schock die Luft zum Atmen nimmt, ein Sturz zur Bewegungsunfähigkeit führt oder uns ein Kreislaufkollaps zu Boden zwingt. Ist man bewusstlos und kann keine Fragen mehr beantworten, übernimmt diese Aufgabe das Smartphone in unserer Tasche. Dafür muss man aber ein paar Einstellungen vornehmen und das lieber früher als später.
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Die Notfallpass-Funktion
Praktischerweise gibt es eine Funktion auf unseren Smartphones, die direkt in das Betriebssystem des Handys integriert ist. Mit der Notfallpass-Funktion kann man verschiedene medizinische Informationen für Einsatzkräfte und Ersthelfer hinterlegen.
Beispielsweise können hier nicht nur Alter, Name, Größe, Gewicht oder Muttersprache angegeben, sondern auch die Blutgruppe oder Allergien und Erkrankungen eingetragen werden. Informationen über eine bestehende Schwangerschaft, den Organspende-Status oder individuelle Notizen können hier ebenfalls hinterlegt werden.
Monika Stickler vom Roten Kreuz Österreich sagt dazu: “Der Notfallpass ist eine Möglichkeit, Informationen zu einer Person und deren Erkrankungen zu erhalten. Bei nicht-kritischen Einsätzen oder für weiterbehandelnde Stellen wie Krankenhäuser können diese Infos bei der Anamnese unterstützen.”
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Notfallkontakte informieren lassen
Die Notfallpass-Funktion bietet auch die Möglichkeit Notfallkontakte zu hinterlegen. Wenn man einen Notruf absetzt, werden diese über eine Nachricht informiert und der Standort übermittelt.
Einsatzkräfte wissen dadurch sofort, wer kontaktiert werden muss, wenn es zu einem Unfall oder offenen Fragen kommt. Wird man beispielsweise in ein Krankenhaus eingeliefert, haben diese Notfallkontakte die Möglichkeit, sich sofort auf den Weg zu machen und in schwierigen Situationen zur Seite zu stehen. Außerdem machen sie sich wahrscheinlich weniger Sorgen, wenn sie über das aktuelle Befinden informiert wurden.
Wie man Notfallinformationen auf iPhones speichert
Bei iPhones gibt es mit der Health-App die Möglichkeit, Gesundheitsdaten zusammenzufassen. Dort ist auch der Notfallpass hinterlegt. Alternativ findet man ihn in den Einstellungen, indem man “Notfallpass” in der Suchleiste eingibt.
Öffnet man die Health-App, sieht man oben rechts in der Ecke einen Kreis mit den eigenen Initialen oder ggf. einem Foto. Dort klickt man darauf, wodurch die Option “Notfallpass” erscheint. Hier sollte man nicht nur die Daten hinterlegen, sondern auch die Regler “Im Sperrzustand zeigen” und “Während eines Notrufs teilen” aktivieren.
Bei ersterem können Einsatzkräfte auch im gesperrten Zustand auf den Notfallpass zugreifen. Die zweite Option ermöglicht es, die verschlüsselten Notfallpass-Daten und den Standort während eines Notrufs direkt mit den Einsatzkräften zu teilen.
Zusätzlich sollte man in den Einstellungen noch nach „Notruf SOS“ suchen. Hier kann man eine Tastenkombination für einen Notruf einstellen, sowie die Unfallerkennung. Dadurch informiert das iPhone Rettungsdienste automatisch, wenn es zu einem Unfall kommt.
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Der Notfallpass für Android-Smartphones
Bei Android-Smartphones unterscheidet sich die Bezeichnung der Notfall-Funktionen je nach Hersteller. Man muss dafür in den Einstellungen nach Phrasen wie “Sicherheit und Notfälle“ suchen oder nach „Notruf SOS“.
Im Anschluss tippt man auf “Medizinische Informationen“ und gibt die Daten ein. Auch hier können Notfallkontakte und zusätzlich die eigene Adresse hinterlegt werden.
Auch bei Android-Smartphones muss man den Schieberegler aktivieren, der es ermöglicht, all diese Informationen auch im gesperrten Modus des Smartphones anzuzeigen. Außerdem bieten Android-Smartphones, im Gegensatz zu iPhones, auch die Möglichkeit, vor Erdbeben gewarnt zu werden oder die Benachrichtigungen beim Fahren auf stumm zu schalten, damit man sich voll und ganz auf die Fahrt konzentrieren kann.
Klickt man bei Android-Smartphones auf die Option „Notfall-SOS“, kann man hier eine Tastenkombination für den Notruf bzw. die Kontaktierung von Notfallkontakten oder die Erstellung eines Videos einstellen. Letzteres dient dazu, visuelle Beweise zu sichern.
So greift man auf den Notfallpass zu
Bei einem Notfall zählt jede Sekunde. Geht es einer anderen Person schlecht, ist man verpflichtet zu helfen. Als erstes sollten Rettungskräfte informiert und erste Hilfe geleistet werden. Von Stickler heißt es dazu: “Bei einem akuten Notfall – etwa, wenn der Rettungsdienst zu einer reglosen Person gerufen wird – zählt jedoch vor allem: schnell handeln und Leben retten. In solchen Fällen versorgen wir die Patientinnen und Patienten anhand der Symptome. Der Notfallpass ändert in dieser Situation nichts an den Maßnahmen, die Sanitäterinnen und Sanitäter setzen.”
Dennoch kann es Situationen geben, in denen man auf den Notfallpass einer anderen Person zugreifen muss. Beispielsweise, wenn die Person darum bittet, auch Notfallkontakte zu informieren. Das funktioniert, indem man bei einem gesperrten Smartphone nach oben wischt. Dann erscheint bei iPhones unten links die Option “Notfall“ und bei Android „Notruf“.
Dort kann man nicht nur einen Notruf absetzen, sondern auch auf den Notfallpass zugreifen. Abschließend rät Stickler dazu, den Notfallpass regelmäßig zu aktualisieren und die Sozialversicherungskarte, auf der die wichtigsten Informationen gespeichert sein sollten, dabei zu haben. „Auch wenn Rettungskräfte oder weiterbehandelnde Stellen, wie Krankenhäuser, immer selbst alle für die Behandlung relevanten Informationen überprüfen – je mehr sie im Vorfeld wissen, desto besser“, betont Stickler.