Wien installiert hunderte "denkende" Ampeln mit Kameras
An der Kreuzung Längenfeldgasse mit der Karl-Löwe-Gasse gibt es direkt bei einer Schule seit Dienstag in Wien eine intelligente Fußgängerampel. Diese erkennt, wenn jemand über die Straße gehen will – und auch, ob jemand nur an der Ampel vorbeigehen will. Erreicht eine Person die Ampel, bekommt diese dann zeitnah automatisch Grün und ein drücken beim Anmeldetableau ist somit nicht mehr notwendig. Kommt eine ganze Gruppe, wie etwa eine Schulklasse, auf die Ampel zu, dauert die grüne Ampelphase etwas länger.
In der zweijährigen Testphase stellten Fehlalarme eine Herausforderung dar. Daraufhin habe man am „Finetuning“ der Anlage gearbeitet und jetzt sei die denkende Ampel soweit, in Echtbetrieb zu gehen, heißt es seitens der Stadt Wien. Die Ampel erkennt nun binnen einer Sekunde, wann jemand über die Straße gehen möchte.
Kamerauge zu sehen
Die Lichtanlage sieht an sich nicht anders aus als jede Wiener Ampel. Einziges sichtbare Zeichen ist das Kameraauge, das in vier Metern Höhe montiert ist. Der darin untergebrachte optische Detektor kann Menschen bis zu einer Entfernung von rund acht Metern erfassen: Das ist mehr als bei einer Standard-Kamera. Geändert wurde auch das Innenleben, also die Steuerung. Anhand globaler Bewegungsmodelle und aufgezeichneter Daten entwickelte das Forschungsteam lernende Algorithmen. Die Anlage ist neben der Kamera mit einer Computersoftware ausgestattet worden, berichtet orf.at.
Eine Anfrage der futurezone bei der Stadt Wien zu Details läuft. In Wien sollen 200 Druckknopfampeln mit dieser Variante ersetzt werden.Sorgen um den Datenschutz müssen sich Passanten übrigens nicht machen, versicherte Verkehrsstadträtin Birgit Hebein (Grüne). Die Daten werden verschlüsselt und dann gleich wieder gelöscht. „Die technischen Einrichtungen dienen ausschließlich zur Erkennung der Bewegungsmuster und können nicht zur Personenüberwachung verwendet werden, da diese nur den Moment aufnehmen,“ so Harald Bekehrti von der zuständigen Abteilung "Wien leuchtet".
Wettersensoren
Zudem gibt es von der Stadt Wien in Kooperation mit der ZAMG noch ein weiteres Ampel-Projekt. Dabei werden in den nächsten Jahren 1200 Ampelanlagen mit rund 10.000 Wetter- und Umweltsensoren ausgerüstet. So können zum Beispiel Hitzeinseln detektiert werden oder durch eine intelligente Verkehrflusssteuerung die Luftqualität verbessert werden, da beim Bremsen und Beschleunigen deutlich mehr Schadstoffe produziert werden als im fließenden Verkehr.