Wien erhält neue Wasserstofftankstelle für Busse und Lkw
Am Rande der Stadt, am Gelände der Busgarage Leopoldau, wurde am Donnerstag die erste Wasserstofftankstelle Wiens eröffnet, die künftig ausschließlich Busse und Lkw versorgen soll. Das Gemeinschaftsprojekt von Wien Energie, Wiener Netzen und Wiener Linien soll bei der Dekarbonisierung des Straßenverkehrs helfen. Einen ersten Abnehmer für den Treibstoff gibt es auch schon.
Brennstoffzellenbus
Die Wiener Linien haben sich einen Hyundai Elec City Brennstoffzellenbus zugelegt. Er soll ab Jänner 2022 seinen Testeinsatz starten. Er wird dabei auf mehreren Wiener Buslinien fahren und kostenlos Fahrgäste mitnehmen. Die Vorteile des Busses seien ganz klar, erklärt ein Busfahrer der futurezone bei der Tankstelleneröffnung. Er sei im Betrieb emissionsfrei und sehr leise unterwegs. Außerdem könne man ihn auf längeren Routen einsetzen, als die batterieelektrischen Busse, die in der Wiener Innenstadt bereits seit 8 Jahren fahren. Die Wasserstofftanks im Dach des Busses erlauben eine höhere Reichweite als Batterien.
Henne-Ei-Problem
"Wir versuchen hier ein Henne-Ei-Problem anzupacken", erklärt Gudrun Senk, die Verantwortliche für Wasserstoffprojekte bei Wien Energie. Mit dem Vorhandensein einer Tankstelle sollen Unternehmen in Wien motiviert werden, ebenfalls Busse oder Lkw mit Brennstoffzellen-Antrieb für ihre Zwecke zu testen. Die Tankstelle stehe nicht allein den Wiener Linien zur Verfügung.
Eine zweite Wasserstofftankstelle in Wien sei bereits in Planung. Sie soll neben einer Elektrolyseanlage in Simmering entstehen, wo ab 2023 grüner Wasserstoff produziert werden soll. Verläuft der Testeinsatz des ersten Busses erfolgreich, sollen weitere angeschafft werden. Bis 2024 könnten dann 10 Wasserstoff-Busse auf der Linie 39A eingesetzt werden.
Anlieferung per Lkw
Versorgt wird die Wasserstofftankstelle derzeit noch per Lkw. Rund 50 Meter von den Zapfsäulen entfernt steht ein Anhänger voller Gasflaschen. Von diesen wird der Wasserstoff in eine Verdichteranlage geleitet, wo das Gas so komprimiert wird, dass es in Fahrzeug-Drucktanks mit 700 oder 350 bar getankt werden kann. Jede Druckstufe hat ihre eigene Zapfsäule und unterschiedliche Zapfhähne. Die Betankungssysteme seien erprobt und absolut sicher, versichern die Projektverantwortlichen. Die Anlieferung des Wasserstoffes per Lkw werde auf absehbare Zeit beibehalten. Die Wiener Netze forschen allerdings an alternativen Transportmethoden, etwa einer Einspeisung und Entnahme aus dem Erdgasnetz.
Zusatzakku an Bord
In den Gastanks an Bord des Elec City Busses können 35 Kilogramm Wasserstoff gespeichert werden. Das soll rund 400 Kilometer Reichweite ermöglichen. Zusätzlich an Bord ist ein Akku mit einer Kapazität von 78,4 Kilowattstunden. Er wird im Betrieb durch die Brennstoffzelle aufgeladen. Bei Fahrmanövern, in denen mehr Leistung benötigt wird, etwa beim Anfahren oder auf steileren Straßen, liefert der Akku die zusätzliche Energie, die die Brennstoffzelle alleine in diesen Situationen nicht liefern könnte. Wie in einem Hybrid-Auto sieht die Buslenkerin bzw. der Buslenker die jeweiligen Energieströme auf einem Display vor sich.
Potenzial im anspruchsvollen Wien
"Wir sehen in der Nutzung von Wasserstoff als erneuerbare Antriebsart viel Potenzial", meint Günter Steinbauer, Geschäftsführer der Wiener Linien. "Brennstoffzellenbusse bieten sich vor allem auf anspruchsvollen Strecken an. Und davon gibt es in Wien viele." Brennstoffzellenbusse sind in mehreren europäischen Städten bereits seit Jahren im Einsatz, etwa in London, Hamburg, Paris oder auch in Bozen in Südtirol. Wasserstofftankstellen sind der Knackpunkt dabei. In ganz Österreich gab es bisher nur eine Handvoll davon.