Bei WLAN im Zug liegt Österreich auf dem vorletzten Platz
YouTube oder Netflix schauen, an Video-Meetings teilnehmen und ähnlich datenintensive Tätigkeiten sind auch beim Zugfahren alltäglich geworden. Ganz reibungslos funktioniert das selten – in Tunnels, in den Bergen oder einfach bei Funklöchern auf offener Strecke reißt die Verbindung gerne mal ab.
Oder die Verbindung ist ermüdend langsam. Das scheint in Österreich sehr oft der Fall zu sein. Denn wie der Speedtester Ookla herausgefunden hat, ist es um die durchschnittliche Downloadgeschwindigkeit in österreichischen Zügen nicht gut bestellt - nur in einem Land ist das Zug-WLAN langsamer.
Österreich weit abgeschlagen
Die Plattform hat Nutzerdaten aus 18 Ländern zusammmengetragen und verglichen. Schweden war mit einer durchschnittlichen Download-Geschwindigkeit von 64,58 Mbps im 2. Quartal 2025 an der Spitze des Speedtests. Weit abgeschlagen auf Platz 2 liegt die Schweiz mit 29,79 Mpbs.
Österreich landet mit 0,7 Mpbs – also 700 Kbps – auf dem vorletzten Platz. Nur die Niederlande, mit durchschnittlich 0,41 Mpbs, schnitten noch schlechter ab.
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Das österreichische Mobilitätsministerium, die ÖBB und die österreichischen Netzbetreiber haben im vergangenem Jahrzehnt Millionen Euro investiert, um die Infrastruktur zu verbessern. Entlang der meistbefahrenen Strecken wurden hunderte Mobilfunksender errichtet. Antennen auf den Zugdächern empfangen deren Mobilfunksignale, die von Modems gebündelt und über WLAN-Access-Points in den Waggons an die Endgeräte verteilt werden, erklärt die ÖBB.
Politischer Wille zählt
Die größte Rolle bei der WLAN-Performance einzelner Länder spielen laut Ookla politische Entscheidungen. Wenn Regierungen und Betreiber mobile Netzwerke als zentrale Bahninfrastruktur sehen und in entsprechende Systeme entlang der Schienen investieren, zeige sich das deutlich.
Topografische und demografische Faktoren – also etwa bergige Landschaft oder dünne Besiedelung – hätten weniger Einfluss. Das zeige sich etwa in Schweden, wo staatliche Anreizprogramme in den vergangenen Jahren zu verstärktem Netzausbau geführt haben – gerade im Norden, wo wenige Menschen leben.
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Im Gegensatz dazu seien die Niederlande flach und dicht besiedelt, wodurch Infrastrukturausbau theoretisch einfacher sein müsste. Dennoch sind die Downloadgeschwindigkeiten dort langsam – eine Folge von mangelndem Investment, heißt es bei Ookla.
Schweiz: Zero-Rating statt klassisches WLAN
Laut Ookla habe die Schweiz die beste und neueste Onboard-Konnektivitäts-Technologie für Züge. Trotz des sehr schwierigen Terrains mit engen Tälern und langen Tunneln sei das Netz in den Schweizer Bundesbahnen recht schnell.
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Das habe auch damit zu tun, dass in Fernverkehrszügen, die nur in der Schweiz unterwegs sind, vorrangig mobile Daten über Zero Rating – also kostenlos und ohne dass das eigene Datenvolumen davon betroffen ist – angeboten werden. Dafür muss man sich die „SBB FreeSurf“-App herunterladen und surft dann schneller als mit herkömmlichen WLAN im Web. Voraussetzung dafür ist eine SIM-Karte der teilnehmenden Schweizer Mobilfunk-Anbieter. Da dadurch viele Passagiere das Mobilfunknetz nutzen, ist das eigentliche Zug-WLAN weniger stark ausgelastet und für dessen User schneller.
User testen Geschwindigkeit
Ookla selbst misst für seine Geschwindigkeitsvergleiche nicht selbst. Dafür werden die Daten aller User herangezogen, die Ooklas Speedtest-App oder die Website benutzen.
Wie objektiv und valide diese Messmethode ist, lässt sich anhand der Informationen, die Ookla bereitstellt, nicht sagen. Angenommen, man fährt mit der ÖBB, ist im WLAN und YouTube lädt nicht. Dann macht man einen Speedtest, um herauszufinden, ob YouTube gerade Probleme hat, oder das Zug-WLAN lahm ist. Wenn das viele User machen, gibt es viele Messungen mit niedriger WLAN-Downloadgeschwindigkeit, die die Statistik von Ookla entsprechend beeinflussen.
Ist das Passagieraufkommen auf einer Strecke mit schlechte WLAN-Geschwindigkeit besonders hoch, gibt es noch mehr solche Messungen mit niedrigen Werten. Auf Strecken, bei denen das WLAN akzeptabel funktioniert, gibt es hingegen seltener einen Grund, die Geschwindigkeit mit dem Speedtest zu überprüfen.