
Wenn – wie hier bei der Pride Parade 2024 – 340.000 Menschen in der Wiener Innenstadt unterwegs sind, kann das das Mobilfunknetz kurzzeitig überlasten.
Nova Rock, Pride Parade: Was passiert, wenn das Handynetz überlastet ist?
Sommer, Sonne, Festival: Das bedeutet mehrere hunderttausend Besucherinnen und Besucher, quasi alle mit Smartphone in der Tasche. Wenn diese gleichzeitig Konzertvideos auf Social Media teilen, sich per geteiltem Live-Standort auf dem Gelände wiederfinden oder einfach nur ein paar Nachrichten auf WhatsApp verschicken wollen, kommt das Handynetz womöglich an seine Grenzen.
Das gilt einerseits für Festivals wie das gerade laufende Nova Rock, das abseits eines Ballungsraumes mit entsprechender Mobilfunkkapazität stattfindet. Andererseits ist auch das dichte städtische Mobilfunknetz nicht für Großveranstaltungen wie die Vienna Pride Parade ausgelegt.
Doch was passiert eigentlich, wenn das Handynetz überlastet ist? Und wie kann man unter Umständen trotzdem per Smartphone kommunizieren?
Mehr als 19.000 Mobilfunkstationen in Österreich
In Österreich gibt es derzeit 19.175 sogenannte Makro-Mobilfunkstationen. Das sind die auf Dächern oder Masten sichtbaren Anlagen, die jeweils eine Funkzelle versorgen. Dazu kommen ungezählte kleinere in Bürogebäuden, Tiefgaragen oder Einkaufszentren.
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„Die Funkzellen im ländlichen Gebiet versorgen ein deutlich größeres Gebiet als in der Stadt“, erklärt Gregor Wagner, Pressesprecher des Forum Mobilkommunikation (FMK), der österreichischen Interessenvertretung der Mobilfunkbranche. Denn weil sich in der Stadt viel mehr Nutzerinnen und Nutzer auf engem Raum bewegen, braucht es dort für gute Netzabdeckung mit hoher Bandbreite viele kleine Funkzellen.
Wie Handyempfang funktioniert
Innerhalb einer Funkzelle verbindet sich ein Smartphone mit der Mobilfunkstation. Verschickt man eine Nachricht, werden die entsprechenden Datenpakete zunächst vom Smartphone an die Mobilfunkstation geschickt.
Von dort werden sie dann an eine Vermittlungsstelle des Mobilfunkanbieters weitergeleitet. Anschließend werden die Datenpakete an die Mobilfunkstation geschickt, die dem Empfänger am nächsten ist und schließlich auf das entsprechende Smartphone übertragen.
Geringere Datenübertragungsrate bei Großveranstaltungen
„Es gibt keine typische Mobilfunkstation, alle sind unterschiedlich. Aber wenn wir von einer städtischen Modell-Mobilfunkzelle ausgehen, sind da etwa 10.000 Endgeräte eingeloggt und etwa 1.000 gerade aktiv“, erläutert Wagner. Aktive Verbindungen bestehen, wenn man ein Video streamt oder telefoniert, aber auch, wenn im Hintergrund E-Mails heruntergeladen werden.
Wenn eine Großveranstaltung ansteht, könne eine Mobilfunkstation so konfiguriert werden, dass die Datenübertragungsrate geringer wird, aber insgesamt mehr Endgeräte darauf zugreifen könnten. „Deshalb sind etwa Video-Streaming-Dienste bei sehr hoher Auslastung nicht mehr oder nur mehr mit eingeschränkter Qualität möglich, jedoch ist weiter das Senden von Bildern möglich“, erklärt ein Drei-Sprecher gegenüber der futurezone. Im Idealfall bemerkt man die hohe Auslastung des Handynetzes allerdings nicht einmal.
Telefonieren trotz Überlastung
Doch wenn viel zu viele Menschen innerhalb einer Funkzelle auf das Netz zugreifen wollen – mit hohem Datentraffic und vielen gleichzeitigen Gesprächen – kann es dennoch zur Überlastung kommen. Dann wird die Datenübertragung so langsam, dass sie nicht mehr nutzbar ist.
Das geht aber meist zu Gunsten des Telefonierens: „Im Überlastfall werden Sprachdienste bevorzugt behandelt. Telefonie ist noch länger möglich, auch wenn Datendienste vielleicht nicht mehr zur Verfügung stehen“, heißt es seitens Magenta. iPhone-Nutzerinnen und Nutzer sollten sichergehen, die mobilen Daten auszuschalten, damit Nachrichten tatsächlich als SMS und nicht als iMessage übers Internet verschickt werden.
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Wenn möglich, sollte man in den Einstellungen des Smartphones Verbindungen über alle Netzwerktypen – also 2G, 3G, 4G (LTE), 5G – zulassen, rät Wagner vom FMK: „Dann sucht sich das Handy den besten Kanal zum Telefonieren.“
SMS wird priorisiert
Wenn sich das Smartphone partout nicht mit dem Internet verbinden will, Messenger-Nachrichten einfach nicht versendet oder an den Empfänger zugestellt werden, gibt es noch eine Ausweichoption: Die gute alte SMS. Sie ist zwar maximal 160 Zeichen lang und erlaubt keine Emojis, Bilder oder Sonderzeichen, braucht dadurch aber besonders wenig Bandbreite.
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Und: „Short Messages werden über die Signalisierungskanäle übertragen. Signalisierungsinformation hat im Mobilfunknetz die höchste Priorität, dementsprechend ist SMS sehr robust“, erklärt ein A1-Sprecher auf futurezone-Anfrage.
Notruf 112 immer möglich
Im Notfall sollte man zunächst die entsprechende Nummer anrufen – 144 für die Rettung, 122 für die Feuerwehr und 133 für die Polizei. Kommt man dort im Falle der Netz-Überlastung nicht durch, sollte man den Euro-Notruf 112 wählen, mit dem man in Österreich die Polizei erreicht.
„Dieser Notruf ist priorisiert, andere Verbindungen werden dafür gegebenenfalls gekappt, damit genug Bandbreite vorhanden ist. Außerdem geht er über alle Netze, nicht nur das Heimnetz des eigenen Anbieters“, betont Wagner vom FMK.
Zusätzliche Mobilfunkmasten
Eine Möglichkeit, das Problem überlasteter Funkzellen zu lösen, sind zusätzliche Mobilfunkstationen. Diese „mobilen“ Sendemasten werden nur für eine bestimmte Zeit dort aufgestellt, wo unüblich großer Andrang erwartet wird, z.B. beim Nova Rock. Denn die Gemeinde Nickelsdorf hat nicht einmal 2.000 Einwohnerinnen und Einwohner, während des Festivals halten sich jedoch für ein paar Tage etwa 200.000 Menschen dort auf.

Die mobilen Mobilfunkstationen für Großveranstaltungen sind üblicherweise an LKW angebracht.
© A1
Wegen der vielen Veranstaltungen am Rathausplatz in Wien hat Magenta dort die Versorgung kürzlich dauerhaft erhöht, wie ein Sprecher erklärt. Drei gibt an, für das Donauinselfest temporäre Basisstationen zu errichten, A1 hat für das Basketballturnier FIBA 3x3 am Heumarkt einen 5G-Truck aufgestellt.
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