Zu rassistisch: Streaming-Dienst löscht „Vom Winde verweht“
Die Streaming-Dienste Netflix, BBC iPlayer und Britbox haben die bekannte Sketch-Show „Little Britain“ und deren Fortsetzung „Come Fly With Me“ aus dem Angebot gezogen. Denn: „Die Zeiten haben sich geändert“, heißt es seitens von BBC und Britbox.
In beiden Reihen spielen die Comedians Matt Lucas und David Walliams unterschiedliche Charaktere verschiedener ethnischer Gruppen, unter anderem Afroamerikaner. Auch Scherze über Transvestiten waren Teil der Reihe.
"Würde das nicht mehr machen"
Bei manchen Zuschauern hat dieser Abzug laut BBC für Kritik gesorgt. Ihnen würde die Freiheit genommen, ihre „eigenen Entscheidungen zu treffen“. Andere wiederum begrüßen die Änderung: Viele hätten sich beim Zusehen der Serie unwohl gefühlt.
Lucas äußerte sich bereits vor 3 Jahren zur Sketch-Show: „Würde ich Little Britain noch einmal machen, dann würde ich diese Scherze über Transvestiten nicht mehr machen. Ich würde keine schwarzen Charaktere mehr spielen“, sagte er. "Little Britain" würde er generell nicht mehr machen, zumal er damit Menschen verärgere. „Wir hatten eine grausame Art Comedy zu machen, die ich jetzt nicht mehr machen würde“, sagte er.
Netflix hat sich nicht zur Entfernung von "Little Britain" geäußert, jedoch Anfang des Monats auf Twitter geäußert, die afroamerikanische Community zu unterstützen.
HBO streicht "Vom Winde verweht"
Auch der US-Streaming-Dienst HBO Max hat den Film-Klassiker „Vom Winde verweht“ inmitten der anhaltenden Anti-Rassismus-Proteste in den USA aus seinem Angebot entfernt. Der Streifen aus dem Jahr 1939 zeige ethnische und rassistische Vorurteile, „die leider in der amerikanischen Gesellschaft gang und gäbe waren“, sagte ein Sprecher von HBO Max der Nachrichtenagentur AFP am Dienstag.
Das mehrfach Oscar-gekrönte US-Bürgerkriegsepos gehört zu den erfolgreichsten Filmen aller Zeiten, seine Darstellung von zufriedenen Sklaven und heldenhaften Sklavenhaltern ruft jedoch immer wieder Kritik hervor. „Diese rassistischen Darstellungen waren damals falsch und sind es auch heute noch, und wir waren der Meinung, dass es unverantwortlich wäre, diesen Titel ohne eine Erklärung und eine Anprangerung dieser Darstellungen im Programm zu behalten“, erklärte der Sprecher weiter.
HBO Max zeigte sich gegenüber der afroamerikanischen Community auf Twitter solidarisch.
Film soll zurückkehren
Der Film soll zu einem späteren Zeitpunkt wieder auf die kürzlich gestartete Streaming-Plattform zurückkehren - zusammen mit einer Diskussion über den historischen Kontext, hieß es von Unternehmensseite. Es würden jedoch keine Veränderungen an dem Film vorgenommen, denn dies käme der Behauptung gleich, „diese Vorurteile hätten nie existiert“.
Seit dem Tod des Afroamerikaners George Floyd Ende Mai in Minneapolis reißen die Proteste gegen Polizeigewalt und Rassismus in den USA nicht ab. Floyd war gestorben, nachdem ihm ein weißer Polizist fast neun Minuten lang das Knie auf den Nacken gedrückt hatte. Vergeblich hatte der 46-Jährige geklagt, dass er keine Luft bekomme. Sein verzweifelter Satz „Ich kann nicht atmen“ ging um die Welt.
Der Polizist Derek Chauvin wurde nach der Tat entlassen, festgenommen und eines „Mordes zweiten Grades“ beschuldigt. Der Fall Floyd hat Forderungen nach tiefgreifenden Reformen bei der US-Polizei neuen Auftrieb gegeben.