Helldivers 2 im Spieletest: Der erste Überraschungshit 2024
Helldivers 1 erschien 2015, in einer Phase, als Twin-Stick-Shooter gerade voll angesagt waren. Auch wenn das Spiel bei Reviews generell gut wegkam, fristete es, zumindest aus Spieler*innensicht, eher ein Schattendasein.
Das ist mit Helldivers 2 (PS5 40 Euro, Windows 30 Euro) völlig anders. Das Spiel schlug ein wie eine Bombe. An den ersten Wochenenden war es kaum möglich zu spielen, weil alle 450.000 Plätze auf den Servern belegt waren. Jetzt wurde aufgerüstet und ein paar Bugs (nein, nicht die zum Erschießen) beseitigt: also ab in die Pods und rein in die Schlacht.
Starship Troopers lässt grüßen
Bei Helldivers 2 ist der Film Starship Troopers (der von 1997, alles andere ist Mist) noch viel mehr Inspiration als beim Vorgänger. Das Intro-Video, Tutorial, die Musik, der Stil: Alles trägt zur über-patriotischen Stimmung bei, eine Soldat*in für Super-Erde zu sein, die andere Planeten befreien geht. Und ja, genau wie bei Starship Troopers ist eigentlich die Menschheit die invasive Spezies, die rücksichtslos fremde Welten erobert.
Neben den insektenhaften Terminiden (die Helldivers-Version der Starship Troopers „Bugs“) gibt es auch die Automatons als feindliche Spezies. Dabei handelt es sich um Roboter. Wer einen Vergleich anstellen will: Hier standen u. a. die Roboter-Truppen aus der Terminator-Filmreihe, gegen die die menschlichen Überlebenden nach dem Judgement Day kämpfen, Vorbild.
Immer in der Unterzahl
Helldivers 2 ist ein reines Online-Game. Man kann zwar auch alleine spielen, muss dazu aber trotzdem dazu online sein. Bis zu 4 Spieler*innen stellen sich gleichzeitig den feindlichen Horden. Couch Coop, so wie beim Vorgänger, gibt es leider nicht.
Statt von oben wird in Helldivers 2 aus der Third-Person-Perspektive gespielt, mit der Option jederzeit auf First Person umzuschalten. Das macht vor allem bei bestimmten Waffen Sinn, die präziseres Zielen erfordern - kann aber auch so lustig sein, weil das Chaos der Schlacht in der First-Person-View gleich noch eine Stufe hektischer wird.
Und genau darum geht es bei Helldivers 2. Man ist immer massiv in der Unterzahl. Egal, ob man eine Mission spielt, bei der Zivilisten gerettet, ein bestimmter Gegner zerstört oder eine Atomrakete gestartet werden muss: Die Massen an Bugs oder Robotern kommen.
Hilfe von oben
Massenhaft Feinde erfordern massive Feuerkraft. Die kommt in der Form der Unterstützung, die man anfordern kann. Vor der Mission wählt man 4 Unterstützungen aus, wie etwa Luftangriffe, orbitaler Beschuss, Lieferung von stärkeren Waffen oder Geschütztürme. Wie bei Helldivers 1 wählt man die nicht einfach aus zum Anfordern, sondern muss eine Kombination aus den Richtungstasten eingeben und dann das Leuchtsignal für den Abwurf zum Wunschziel werfen.
Warum so kompliziert: Stress. Solange noch keine Gegner da sind, bzw. sie einen noch nicht bemerkt haben, ist es relativ easy, einen Napalmangriff auf ein Käfernest anzufordern. Wird man aber von 20 Robotern mit Kettensägen gejagt und ist der letzte Überlebende des Squads, wird es schon sportlich, während dem Wegrennen die L1-Taste gedrückt zu halten, die Kombination für den Verstärkungsabwurf am Digipad einzugeben und gleichzeitig darauf zu achten, nicht irgendwo an der Landschaft hängenzubleiben, um als maschinell Geschnetzeltes zu enden.
Und so ergeben sich die schönsten Momente von Helldivers 2: Wenn alles glattläuft, wäre es doch fad. Schafft man aber eine unmögliche Situation noch herumzureißen und entkommt im letzten Moment mit allen Kamerad*innen mit dem Shuttle aus der überrannten Basis, gibt es Adrenalin in Massen, Jubelrufe und virtuelle High-Fives für alle.
Schwarze Schafe in der Community
Umso populärer ein Spiel ist, umso mehr schwarze Schafe sind in der Herde der Spieler*innen, die einfach nur Spaß haben wollen. Im Moment macht hier Helldivers 2 eine schwierige Phase durch.
Trolle, die einfach nur die Mission sabotieren, sieht man zum Glück eher selten. Dafür wird man regelmäßig nach einer erfolgreichen Mission gekickt und manchmal auch bevor die Mission überhaupt startet. Im Helldivers-Subreddit gibt es reichlich Beschwerden darüber, auch bei meinem Test ist das mehrfach vorgekommen. Keine Team-Kills, nach Kills auf Platz 2 oder 3 von 4 Spieler*innen und trotzdem kommentarlos gekickt nach der Mission.
Das passiert oft mehrmals hintereinander, was besonders frustrierend ist. Eigentlich will man nach Feierabend nur gemütlich 2 Stunden spielen, wird aber nach jeder Mission grundlos gekickt und muss erneut das Matchmaking bemühen.
Einige Hosts kicken Gruppenmitglieder, die nicht das „richtige“ Meta-Setup haben, also die laut Internet beste Kombination aus Waffen und Unterstützungen für die jeweilige Mission. Das ist in den niedrigeren Schwierigkeitsgraden eher wurscht – und wenn die Mission erfolgreich war, sowieso. In einer funktionierenden Community könnte man über den Sprachchat auch Hilfe anbieten und z. B. fragen, ob man für die nächste Mission nicht lieber das Orbital-Bombardement statt des Geschützturms nehmen möchte, falls das wirklich ein Problem ist.
Manche Spieler*innen scheinen die anderen auch einfach nur zu kicken, um Platz für ihre Freund*innen zu schaffen. Dann könnten sie aber auch einfach das Spiel auf privat stellen, damit nicht über Matchmaking andere Leute ins Game kommen.
Im Moment kann man gegen solche und andere toxischen Spieler*innen nichts machen. Die Parole heißt durchhalten und sich nicht den Spielspaß verderben lassen. Oder man wartet noch ein paar Wochen, bevor man Helldivers 2 spielt. Dann ist der Rummel um das Game etwas abgeflaut und die schwarzen Schafe sind zu anderen Spielen weitergezogen, um den Leuten dort den Spaß zu verderben.
Leichter zugänglich als Teil 1
Die große Popularität von Helldivers 2 dürfte auch daran liegen, dass das Game leichter zugänglich ist als Teil 1. So gibt es mehr Schwierigkeitsgrade. Je leichter, desto schwächer sind die Gegner und desto seltener kommen starke Gegnertypen.
Man kann auf jeden verfügbaren Planeten jede Missionsart in den verschiedenen Schwierigkeitsgraden spielen. Wer also nur mal ein kurzes Geplänkel haben will, statt einen fordernden 40-minütigen Einsatz, kann das jederzeit machen.
Je schwieriger die Mission, desto höher die Belohnung, in der Form von Erfahrung und diversen virtuellen Währungen. Einige davon gibt es nur in den höheren Schwierigkeitsgraden. Mit Erfahrung und den Währungen werden Waffen, Rüstungen, Upgrades, Unterstützungen und kosmetische Extras freigeschaltet.
Das heißt aber nicht, dass man auf Zwang farmen muss, um möglichst schnell alles freizuschalten. Die Upgrades laufen nicht davon. Selbst wenn man gemütlich auf niedrigeren Schwierigkeitsgraden spielt, wird man irgendwann zum Upgrade oder der Waffe kommen, die man unbedingt haben will.
Fazit
Helldivers 2 macht höllisch Spaß, selbst wenn es stressig ist und man ab und zu verlieren sollte. Das Matchmaking wurde seit dem Start des Games gefixt und man findet üblicherweise innerhalb einer halben Minute eine Mission mit anderen Spieler*innen, der man beitreten kann.
Frustrierend ist, dass man manchmal direkt nach dem Einsteigen in die Session kommentarlos vom Host gekickt wird oder sofort nach der Mission, obwohl man erfolgreich war und gut gespielt hat. Das ist nicht der Geist von Kameradschaft und Gemeinschaftssinn, den Helldivers 2 eigentlich vermitteln will. Es bleibt zu hoffen, dass sich dies in den nächsten Wochen bessert und die Community nicht toxischer wird.
Bis dahin muss man durchhalten, auf Glück beim Matchmaking hoffen oder am besten mit Freund*innen spielen. Selbst wenn man nur zu zweit ist und sich Hilfe durch das Matchmaking holt, reicht das oft schon, dass die Stimmung positiv bleibt. Und falls eure Freund*innen vielleicht erst später mit Helldivers 2 angefangen haben: Seid nett zu ihnen. Man kann durch die verschiedenen Schwierigkeitsgrade auch mit Low-Level-Playern gut zusammenspielen – oder sie mit etwas Geschick nützlich in höheren Schwierigkeitsgraden einsetzen.