Ellie schleicht jetzt in 4K durch das überwucherte Seattle

Ellie schleicht jetzt in 4K durch das überwucherte Seattle

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The Last of Us 2 Remastered im Test: Besser, dank Bonus-Content

Ellie schleicht jetzt in 4K durch das überwucherte Seattle

10 Euro „Upgrade“-Kosten, damit ich The Last of Us 2 nochmal auf der PS5 spielen kann? Damit ich mich nochmal darüber ärgern kann, dass mir der Spielentwickler mit einer Doppelmoralkeule eine überzieht? Frei nach dem Motto: „Gewalt ist blöd, aber wir verdienen unser Geld damit und du bist schon ein bisschen blöd, wenn du trotzdem Geld für so ein Game ausgibst.“

Naughty Dog hat das so freilich nicht direkt gesagt. Aber die Botschaft kommt so rüber, weil The Last of Us 2 wie ein interaktiver Film abläuft. Man hat als Spieler*in nicht die Wahl, den Teufelskreis des Hasses zu durchbrechen – und gleichzeitig bekommt man dann vorgehalten, dass man es nicht gemacht hat. Die einzige Lösung wäre nicht zu spielen – weil dann kein Tastenprompt kommt, den man nicht ablehnen kann, um jemanden mit dem Hammer den Kopf in Nahaufnahme zu zerbersten.

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Und trotzdem sitze ich wieder vor dem Flat-TV. Ich bestaune Seattle in der verbesserten Grafik, lausche fasziniert Ellies Version von Take on Me und kriege ein bisschen Gänsehaut, wenn ich an die Raumkapsel-Szene denke, die später kommen wird.

Wie gehabt, aber mit Kommentaren

Hat man bereits die PS4-Version des Spiels und 10 Euro für Remastered bezahlt, werden auch die PS4-Spielstände übernommen. Das ist gut, denn so kann man etwa gleich mit New Game+ in die Story starten, vielleicht ein paar Gameplay-Modifikatoren aktivieren und das Spiel nochmals auf sich wirken lassen.

Ein Highlight für mich sind die Audiokommentare der Naughty-Dog-Mitarbeiter*innen, die aktiviert werden können. Diese sind in den Zwischensequenzen zu hören. Sie reden über die Gefühle der Charaktere, wie die Szene mit Teil 1 zusammenhängt oder verraten kleine Fun Facts. Einer der Schauspieler, der nur kurz im Game vorkommt, hat etwa schon in Uncharted 4 den jungen Nathan Drake gespielt.

Die Lost Levels

Ebenfalls Teil von Remastered sind die Lost Levels. Dabei handelt es sich um 3 Levels, die in der Alpha- bzw. Pre-Alpha-Phase aus dem Spiel geschnitten wurden.

Die Levels selbst sind sehr kurz – nach 20 Minuten hat man alle gespielt. Das Interessante sind aber die Einleitungsvideos für jedes Level. Darin erfährt man, was der Gedanke dahinter war und warum es das Level schließlich nicht ins Game geschafft hat.

In den Levels sind noch Sprechblasen-Icons zu sehen, die Audiokommentare der Entwickler*innen aktivieren. Das ist für mich das Spannendste an den Lost Levels. Hier bekommt man einen Einblick, wie viele Überlegungen in die Höhe eines Raumes oder die Länge einer Leiter fließen oder wie viel Aufwand in einem scheinbar unwichtigen Abschnitt steckt, den man als Spieler*in in gerade mal 15 Sekunden durchquert. Es liefert auch einen guten Einblick, wie Spielentwickler*innen versuchen, die Gefühle und Emotionen der Spieler*innen durch Level-Design zu steuern.

No Return

Das spielerische Highlight von The Last of Us 2 Remastered ist der neue Modus No Return. Hier kann man sehr viele Spielstunden reinbuttern und wird sich vermutlich denken: „Ok, das waren die 10 Euro wert.“

Es ist ein Roguelike mit Permadeath. Man wählt einen Charakter und muss eine Serie von 6 Begegnungen bestreiten, immer mit einem Bossfight am Ende. Diese Begegnungen sind verschiedene Modi. Im Grunde läuft es darauf hinaus: Entweder tötet man alle Gegner oder man muss eine bestimmte Zeit überleben.

Jeder neue Run von No Return erstellt zufällige Begegnungen aus Gegner-Fraktionen, Levels und Modifikatoren. Manche Modifikatoren helfen, andere machen das Gewinnen fast unmöglich. Ein Überleben auf Zeit in einem sehr engen Level gegen Infizierte, die unsichtbar sind, ist etwa eine äußert ungute Kombination. Die Begegnungen haben eine angenehme Häppchengröße. Je nach Modi dauern sie zwischen 2 und 10 Minuten – sofern man sich nicht zu lange Zeit lässt.

Durch mehrfaches Spielen werden neue Modifikatoren, Herausforderungen, Outfits und Charaktere freigeschaltet, die sich allesamt etwas anders spielen. Generell läuft es in No Return aber darauf hinaus, dass Stealth einen viel geringeren Stellenwert hat, als im Hauptspiel. Mit den Belohnungen von geschafften Begegnungen können neue Waffen gekauft werden, die auch nur zufällig auftauchen.

Für Highscore-Jäger*innen gibt es natürlich eine Punktewertung und ein Rating, sowie einen Daily Run. Damit kann man sich über die Punkte indirekt mit anderen Spieler*innen messen.

No Return wirkt regelrecht wie eine Entkoppelung oder gar ein Versöhnungsversuch von Naughty Dog. Nachdem man durch die Story ohne Entscheidungsfreiheit geschliffen wurde, hat man hier die Wahl zwischen Charakteren, man kann gelegentlich das nächste Level auswählen und es gibt keine Moralkeule, die einem ständig in die Weichteile haut. Passt No Return zum Vibe des Hauptspiels? Nein, absolut nicht. Macht es Spaß: Ja, durchaus.

Fazit

Ich habe mit mir gerungen, ob ich Remastered wirklich testen und mir The Last of Us 2 nochmal antun will. Ich war positiv überrascht, dass ich das überwucherte Seattle doch noch einmal genießen konnte, wohl wissend, was später noch kommt. Die überarbeite 4K-Grafik lässt die Spielewelt erneut hochleben und lädt abermals zur Erkundung jeder Ecke in den Levels ein, die ich schon vor dreieinhalb Jahren durchsucht habe.

Die in Stein gegossene Agenda der Story von The Last of Us 2 nervt mich immer noch. Die Audiokommentare der Spielentwickler*innen machen es aber erträglicher. Sie lockern das Ganze ein bisschen auf und manchmal hört man durch, dass einige von ihnen sich wohl auch gedacht haben, dass es zu offensichtlich ist, wie die Spieler*innen hier zu willenlosen Instrumenten der Gewaltausübung gemacht werden.

Der neue Modus No Return ist schließlich das Friedensangebot, das man von Naughty Dog unterbreitet bekommt. Er macht Spaß und dürfte durch die mehreren Charaktere und wählbaren Schwierigkeitsgrade auch Spieler*innen gefallen, die sonst nur wenig für Roguelikes übrig haben.

Ist The Last of Us 2 Remastered die 10 Euro wert, wenn man schon die PS4-Version besitzt? Ja, wenn man sich zumindest an ein paar schöne Momente aus dem Originalgame erinnern kann. Hat man Teil 1 gespielt und Teil 2 noch nicht, sollte man noch etwas warten. Derzeit kostet das Spiel 50 Euro (bei Amazon). Der Preis, zumindest für die Disk-Version, wird vermutlich bald sinken. Diese wird sich wohl nur mäßig verkaufen, weil der Großteil der Käufer*innen Gamer*innen sind, die das PS4-Original gezockt haben und deshalb das 10-Euro-Upgrade-Angebot in Anspruch nehmen.

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Gregor Gruber

Testet am liebsten Videospiele und Hardware, vom Kopfhörer über Smartphones und Kameras bis zum 8K-TV.

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