Call of Duty Modern Warfare III: Eine 80 Euro teure Frechheit
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Call of Duty: Vanguard (2021) war schon ein deutliches Zeichen dafür, dass ein jährliches CoD keine gute Idee mehr ist. Das darauf folgende MWII (2022) bestätigte die Annahme.
Bisher haben sich die Spiele der Serien Black Ops, Warfare und den 2.-Weltkriegs-Titeln abgewechselt. Heuer ist es aber erstmals so weit, dass dieselbe CoD-Serie einen direkten Nachfolger bekommt. Und was da mit Modern Warfare III (PS5, Xbox Series X/S, PC, ab 18 Jahren) abgeliefert wird, ist ein neuer Tiefpunkt in der CoD-Historie.
Story-Modus: Kurz und schlecht recycelt
Die Handlung setzt da fort, wo sie in MWII aufgehört hat. Nur war bei MWII eigentlich alles erledigt. Doch falsch gedacht: Eingesperrte Bösewichte werden befreit, Raketen gestohlen und totgeglaubte andere Bösewichte leben noch.
Die Handlung ist banal und schlecht zusammengeschustert. Mit Ach und Krach wird versucht zu rechtfertigen, warum Levels rund um die Welt besucht werden. Am Ende wird es besonders schlimm, wenn versucht wird, „Highlights“ aus früheren MW-Spielen in Kurzversionen zu recyclen. Dazu gehört das obligatorische Gunship-Level, ein Level mit einem Terroranschlag an einem Ort mit vielen Zivilisten und das heimliche Folgen einer Zielperson.
Es gibt ein paar klassische, gute CoD-Momente, die meisten Levels wirken aber lieblos. Hinzu kommt, dass mehr als die Hälfte „offene Levels“ sind. Diese sind nicht klassisch geskriptete Korridor-Levels, sondern offener und erlauben meist Ziele in beliebiger Reihenfolge zu machen. Stealth ist nicht wirklich möglich, weil man viel zu schnell entdeckt wird. Gegner kommen unendlich nach, es gibt nur Pausen zwischen den Wellen.
Diese Levels wirken dadurch wie der Spec-Ops-Modus aus MWI (2019) – nur, dass man hier immer alleine unterwegs ist, während der Spec-Ops-Modus für kooperatives Gameplay gedacht hat.
Das Beste am Story-Modus ist, dass er schnell vorbei ist. Bei mir war nach 4 Stunden und 20 Minuten Schluss. Und ich bin jemand, der absichtlich in die falsche Richtung geht, um zu erkunden, ob dort Easter Eggs oder ähnliches versteckt sind.
Multiplayer-Modus: Wie gehabt
Wenn man MWII im Multiplayer-Modus gespielt hat, wird man sich in MWIII schnell zurechtfinden. Es gibt kleinere Tweaks, die die neuen Waffen kontrollierbarer machen und die Fortbewegung schneller (Stichwort: Slide Cancel). Wer sich eine Mischung aus Highspeed und Taktik zurückwünscht, wie beim Original-MW (2007), wird weiterhin enttäuscht bleiben.
Da hilft es auch nicht, dass bei den 16 Maps einigen Klassiker aus MW2 (2009) dabei sind. Auch wenn es nett ist wieder mal Rust, Afghan und Highrise zu erleben, fühlt es sich so an, als hätte Activision die einfach als Map-Pack für MWII veröffentlichen können.
Damit doch etwas anders ist, gibt es ein überarbeitetes Unlock-System, genannt Armory Unlock. Ab Level 25 wird das freigeschaltet. Die Idee ist, dass man das Waffenzubehör oder Ausrüstungsteil auswählt, das man wirklich haben möchte und nicht erst andere Dinge davor freischalten muss. Je nach gewünschten Unlock muss man 2 bis 5 Daily Challenges machen. Dazu muss man (theoretisch) nicht mehrmals pro Tag spielen: Hat man die 3 üblichen Daily Challenges gemacht, wird die Bonus-Challenge „gewinnen“ freigeschaltet, die man beliebig oft bestehen kann. In diesem Fall heißt das, im Siegerteam zu sein.
Man muss allerdings daran denken, die Armory Unlocks auszuwählen. Ist kein Unlock ausgewählt, verdient man keine Unlock-Punkte. Man kann immer nur eines aktiv auswählen und 2 in Warteschleife geben, die aktiv werden, wenn der Unlock davor freigeschaltet wurde. Die Grundidee der wählbaren Unlocks ist gut, aber das Freischaltesystem zieht die Sache ordentlich in die Länge. Man wird das Gefühl nicht los, dass die Entwickler so den Spieler*innen mehr Spielzeit, bzw. eine tägliche Spielzeit aufdrängen wollen.
Zombie-Modus: Erfrischender Mix, schlecht gebalanced
Der neue Zombies-Modus setzt ebenfalls auf Recycling. Am ehesten ist es der DMZ-Modus aus MWII, nur mit Zombies. Es ist ein reiner PvE-Modus, ohne menschliche Gegner. Gespielt wird in Squads zu je 3 Spieler*innen.
Man sammelt Erfahrungspunkte, Waffen, Ausrüstung und Geld für Upgrades. Das Ziel ist, die 45 Minuten bis zur Flucht mit dem Hubschrauber zu überleben. Stirbt man dazwischen und wird nicht von Teammitgliedern wiederbelebt, sind die gesammelten Waffen und Upgrades futsch. Schafft man die Flucht, kann man die Gegenstände und Waffen beim nächsten Start mitnehmen.
Vor jedem Durchlauf wählt man eine Mission aus, die man erfüllen muss, wie etwa das Öffnen einer bestimmten Anzahl an Kisten. So schaltet man sehr langsam Story-Missionen frei. Das alleine wäre nicht so schlimm. Das große Problem ist das Balancing.
Die Map ist in 3 Zonen eingeteilt, die jeweils einen höheren Schwierigkeitsgrad entsprechen. Zone 1 ist viel zu leicht, Zone 2 ist massiv schwerer. Das heißt, man muss etliche Partien in Zone 1 grinden, um Waffen aufzurüsten, bevor man sich in Zone 2 wagt – von Zone 3 ganz zu schweigen. Und die Mini-Missionen, die man in Zone 1 macht, um Geld für Upgrades zu sammeln, werden schnell repetitiv und fad.
Fazit
Auch wenn MWIII ein 30-Euro-DLC wäre, statt ein 80-Euro-Vollpreisspiel (PS5, Xbox Series), wäre es nicht besonders gut – aber zumindest fairer den Spieler*innen gegenüber. Doch so können weder die Kampagne, noch der Multiplayer-Modus rechtfertigen, wieso man MWIII kaufen soll, anstatt auf das nächste Call of Duty zu warten.
Wenn man nicht ganz so lange warten will, dann zumindest ein paar Monate. Das Game dürfte wohl bald im Preis fallen und bis dahin gibt es vielleicht auch schon kostenlose Content-Updates und Balancing-Patches, die das Spiel besser machen.
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