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Call of Duty Modern Warfare II im Test: Wie im falschen Film

2009 ist das erste Call of Duty: Modern Warfare 2 erschienen – jetzt gibt es das Reboot. Die 2022er Version heißt Modern Warfare II (Xbox One, Xbox Series X/S, PS4, PS5, PC, ab 70 Euro)

Die II am Ende statt der 2 deutet es schon an. Es ist kein Remaster oder Remake, sondern ein neues Game, das bei den Charakteren und manchen Levels Anleihen am 2009er-Spiel nimmt. Offiziell ist es eine Fortsetzung zu Call of Duty: Modern Warfare, das 2019 erschienen ist - nicht zu verwechseln mit Call of Duty 4: Modern Warfare, das 2007 die Weichen stellte, um das CoD-Franchise zu dem Bestseller-Monster zu machen, das es mittlerweile ist.

Wo ist die Warfare hin?

Das Spielestudio Infinity Ward hat sich bei der Kampagne wirklich alle Mühe gegeben. Noch nie war ein CoD-Einzelspielermodus so filmreif wie bei MWII. Nur ist es nicht der Film, den ich mir erwarte. Bei der Modern-Warfare-Reihe denke ich an moderne Kriegsfilme wie Black Hawk Down. Was ich hier aber bekomme ist ein Action-Spy-Movie, im Stil der späteren Bourne-Filme, mit ein bisschen Tom-Clancy-Material und Extraction reingemischt.

Infinity Ward ist es sehr gut gelungen, das Pacing und den Stil solcher modernen Action-Spy-Movies einzufangen und zu replizieren. Aber CoD ist ein Spiel und kein Film. Und bei Modern Warfare erwarte ich mir zumindest ein kriegsähnliches Szenario – sonst könnte man das Game auch „Modern Spyshit and Stuff“ nennen.

Während das Pacing für einen Film gut wäre, ist es als Spiel mühsam. Es gibt ein Übermaß an Schleich-Passagen. Wenn mal was passiert, läuft man entweder jemanden nach oder vor jemanden davon. Dann gibt es mehrere Levels, die lediglich wie ein Interactive Movie wirken, um die Story voranzutreiben und einige, die so gimmicky sind, dass es ein Mini-Game ist.

Am Ende der Kampagne konnte ich keine Mission finden, die ich nochmal spielen wollte. Beim Vorgängerspiel MW fallen mir spontan zumindest 3 Missionen ein, die ich mehrfach gespielt habe und nur eine, die ich auf jeden Fall vermeiden wollte. Das heißt nicht, dass MWII keinen Spaß macht: Wer sich schon immer gewünscht hat, das Call Of Duty mehr Schleichelemente haben sollte und auf Mini-Games bzw. Spiele-im-Spiel steht, wird glücklich mit der Kampagne werden.

Die politische Korrektheit

Ein anhaltender Vorwurf ist, dass die Modern-Warfare-Reihe politisch ist und das republikanisch-rechte US-Lager vertritt. Infinity Ward reagiert darauf in MWII. Ob es eine Trotzreaktion ist, um die Vorwerfenden zu trollen, oder ein ernstgemeinter Versuch der Versöhnung, ist nicht ganz klar.

So schießt man etwa einen „Terroristen“ von der Mauer herunter, die Trump zwischen den USA und Mexiko errichten ließ – allerdings als ein Polizist einer mexikanischen Spezialeinheit. Zivilisten werden prinzipiell nicht verletzt, sondern nur bedroht, um die „Situation zu deeskalieren“.

Das Thema Kriegsverbrechen wird im Laufe der Story mehrfach angesprochen, thematisiert und gezeigt. Diesmal sind die Amerikaner Kriegsverbrecher, allerdings nicht das offizielle Militär, sondern „nur“ Söldner und ein abtrünniger General, der es „eigentlich gut gemeint hat“. Zum Ausgleich gilt die gesamte mexikanische Armee als korrupt und steht auf der Gehaltsliste der Drogenkartelle.

Man kann sich darüber aufregen, muss man aber nicht. Wer sich Gedanken zur politischen Lage und Krieg macht, kann für sich selbst entscheiden, ob das, was Infinity Ward abliefert, heuchlerisch oder halbherzig ist. Jedenfalls passt der Weg, der hier gewählt wurde, ebenfalls sehr gut zum aktuellen Muster von Action-Spy-Filmen.

Mehrspieler-Modus, jetzt wieder mit Third-Person

Beim Mehrspieler-Modus gibt es die üblichen Tweaks und Änderungen, wie immer von Teil zu Teil. Dafür ist nach langer Abstinenz der Third-Person-View-Modus wieder zurück. Dieser ist eine eigene Playlist, bei der entsprechend alle Spieler*innen aus der Third Person spielen. Er kann nicht bei den anderen Versus-Game-Modi aktiviert werden. Die Third-Person-View ist eine nette Abwechslung, fördert aber das Campen. Da man durch die Positionierung der Kamera an Ecken vorbeischauen kann, ohne selbst sichtbar zu sein, ist es sehr einfach, sich zu verstecken und nur aus der Deckung hervorzuspringen, wenn ein Feind durch die Tür kommt.

Der Modus Ground War wird mit 32 Spieler*innen und Fahrzeugen gespielt. Das Ziel ist Kontrollpunkte einzunehmen. Im Grunde ist es also Battlefield, nur etwas kleiner. Auch hier wird viel gecampt, da man ohne Fahrzeug meistens nur wenig Chancen hat.

Im Modus Invasion spielen 20 vs. 20, aber jedes Team hat zusätzlich 20 KI-gesteuerte Soldaten dabei. Fahrzeuge sind etwas seltener und die zusätzlichen KI-Feinde sorgen dafür, dass auch Newbies zumindest ein paar Erfolge haben. Je nach Map wird auch hier viel gecampt, da einige menschliche Spieler*innen den Modus nur nutzen, um durch das Eliminieren der KI-Feinde schnell Waffen-XP zu sammeln (schaltet Waffenmodifikationen frei).

Das standardmäßig auf den Konsolen aktivierte Crossplay kann deaktiviert werden. Allerdings ist es auch möglich, auf der PS5 und Xbox Series X Maus und Keyboard für MWII zu nutzen. Selbst bei deaktiviertem Crossplay besteht also die Chance, dass andere Spieler*innen einen Steuerungs-Vorteil haben.

Koop-Modus aber keine Zombies

Schön ist, dass es wieder einen Koop-Modus gibt. 2 Spieler*innen arbeiten zusammen – wahlweise auch im Splitscreen-Modus. Leider gibt es nur 3 Missionen. Davon ist eine tatsächlich so gut, dass man sie gerne mehrmals spielt.

Schade ist nur, dass alle Mission nahezu völlig durchgescriptet ist. Die Feinde tauchen immer zur selben Zeit an den selben Orten auf. Ein paar Variabeln oder zufällige Parameter wären nett gewesen.

Die Koop-Mission Nummer 3 ist leider Mist. Hier müssen 3 Punkte gleichzeitig verteidigt werden, was nur gelingt, wenn man sich aufteilt. Wirklich Koop ist es dann nicht mehr, wenn 2 Personen an 2 Orten unabhängig voneinander Feinde abwehren.

Einen Zombie-Modus gibt es nicht. Möglich, dass dieser später nachgereicht wird oder als eine Koop-Mission hinzukommt. Dagegen spricht, dass auch im ersten Modern Warfare auf einen Zombie-Modus verzichtet wurde.

Fazit

Die Kampagne von Call of Duty: Modern Warfare II ist für mich irgendwo zwischen langweilig und unpassend. Das ist schade, denn nach großartigen Momenten in Modern Warfare (2019) habe ich mich auf mindestens genauso gute Missionen in MWII gefreut. Stattdessen ist es ein Spiel, das zu sehr ein Action-Spy-Movie sein will.

Der Invasion-Modus ist eine willkommene Ergänzung, leidet aber unter dem Camping-Problem. Der Koop-Modus ist nett gemeint, allerdings gibt es zu wenig Missionen und zu wenig Abwechslung. Immerhin trösten diese Mehrspieler-Modi User*innen, die sich nach dem gelungenen MW aus 2019 MWII in der Hoffnung gekauft haben, dass der Aufwärtstrend bei der Kampagne fortgesetzt wird.

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Gregor Gruber

Testet am liebsten Videospiele und Hardware, vom Kopfhörer über Smartphones und Kameras bis zum 8K-TV.

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Gregor Gruber

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