Wettrüsten am Videospiel-Markt
Sony, Microsoft, Nintendo: Diese drei Konzerne dominieren derzeit mit ihren Spielkonsolen den Videospiel-Markt. Doch wer an ein Kopf-an-Kopf-Rennen glaubt, irrt sich gewaltig. Bei aktuellen Spielkonsolen ist Sony klar die Nummer eins, Microsoft ist mit großem Abstand Zweiter. Während Sony binnen zweieinhalb Jahren bereits mehr als 40 Millionen PlayStation 4 absetzen konnte, verkaufte Microsoft lediglich 21,1 Millionen Xbox One. Der Versuch, mit aggressiver Preispolitik die Lücke zu schließen, ging bisher nicht auf.
Neue Xbox-Versionen
Im Rahmen der Videospiel-Messe E3 (Electronic Entertainment Expo) in Los Angeles kündigte Microsoft gleich zwei neue Versionen der Xbox One an. Die Xbox One S ist ein um 40 Prozent geschrumpftes Modell der Xbox One, die ab August zum Kampfpreis von 300 Euro angeboten werden soll. Die PlayStation 4 wird derzeit für 350 Euro verkauft. Doch die wahre Überraschung ist „Project Scorpio“.
Dahinter verbirgt sich eine neue Variante der Xbox One, die fünf Mal so viel Leistung wie das aktuelle Modell bieten soll. Das werde benötigt, um Virtual-Reality-Spiele flüssig und hochauflösend wiedergeben zu können. Zudem sollen so Spiele in 4K/UHD-Auflösung, mit vier Mal so vielen Pixel wie bei FullHD, dargestellt werden. Die neue Konsole soll frühestens Ende 2017 auf den Markt kommen. Das Vorgehen Microsofts ist gewagt: Mit der neuen, leistungsfähigeren Xbox One könnte Microsoft viele Spieleentwickler auf seine Seite ziehen, gleichzeitig dürften aber wohl auch viele Xbox-One-Käufer der ersten Stunde verärgert darauf reagieren. Spielkonsolen werden üblicherweise für rund ein Jahrzehnt unterstützt – die Xbox One ist daher noch weit vom Ende ihres Lebenszyklus entfernt. Xbox-Chef Phil Spencer versprach jedoch, dass auch die erste Version der Xbox One weiterhin alle Spiele unterstützen werde. Ob aber die Spieleentwickler den Aufwand betreiben werden, für zwei verschiedene Konsolen zu entwickeln, bleibt zweifelhaft.
Sony
Dass für Virtual Reality mehr Leistung erforderlich ist, weiß auch Sony. Der japanische Konzern bestätigte bereits vor Beginn der E3, dass man an einer flotteren Version der PlayStation 4 mit dem Codenamen „PlayStation Neo“ arbeite. Im Gegensatz zu Microsoft verfügt aber Sony bereits über eine eigene Virtual-Reality-Brille mitsamt dazugehörigen Spielen. Da diese bereits im Oktober erscheint, könnte die beschleunigte PlayStation 4 ihr Debüt noch dieses Jahr feiern.
Auf der E3 hielt sich Sony bedeckt und ging nicht direkt auf Microsofts Angriff ein. Stattdessen ließ man Spiele sprechen: Während Microsoft keinerlei neue Spiele vorstellte, überraschte Sony mit zahlreichen Neuankündigungen, darunter auch viele Virtual-Reality-Titel. So wird es zum Start der PlayStation VR Virtual-Reality-Spiele geben, in denen man in die Rolle von Batman oder eines Piloten im Star-Wars-Universum schlüpft. Auch Sony verspricht, dass künftig alle neuen Titel ebenfalls auf der ersten Version der PlayStation 4 funktionieren werden.
Kritiker warnen aber vor einer möglichen Zweiklassengesellschaft, in der viele Spielkonsolen-Besitzer außen vor bleiben könnten. Hier könnte Nintendo der lachende Dritte des Wettkampfes zwischen Sony und Microsoft sein. Der japanische Konzern will noch dieses Jahr seine neue Spielkonsole „Nintendo NX“ enthüllen, die auf ein „vollkommen neues Konzept“ setzen soll.