Was man beim Kauf von Ladegerät und USB-C-Kabel beachten soll
Dass Mobiltelefone, Tablets, Kameras, Kopfhörer, tragbare Spielkonsolen und andere Elektronikgeräte mit unterschiedlichen Ladeanschlüssen und Ladegeräten aufgeladen werden, war der Europäischen Union schon lange ein Dorn im Auge. Seit mehr als 10 Jahren arbeitet das EU-Parlament daran, Hersteller dazu zu bringen, eine einheitliche Technologie zu verwenden.
Konsument*innen sollen sich dadurch einerseits den Frust ersparen, für ein bestimmtes Gerät gerade nicht das passende Ladekabel dabei zu haben, andererseits soll es die Vielzahl zu Hause herumliegender baugleicher Ladegeräte minimieren. Bis Ende 2024 müssen alle Geräte mit einer Leistungsabgabe bis 100 Watt einen USB-C-Anschluss aufweisen. Darunter fallen neben Mobilgeräten auch Tastaturen, Bildschirme, tragbare Navigationssysteme und bereits manche Laptops. Sie müssen außerdem in Packungen ohne beiliegendes Ladegerät angeboten werden. Dadurch soll eine Menge Elektroschrott vermieden werden.
Versionsabhängige Geschwindigkeit
Das Aufladen soll künftig einfach sein, prinzipiell wird jeder USB-C-Stecker auch jedes dazu passende Gerät aufladen, die Frage ist nur: Wie schnell? Unterschiede bei der Ladeleistung und bei der Datenübertragungsrate wird es weiterhin geben.
Wer sich daran gewöhnt hat, sein Handy innerhalb einer halben Stunde aufladen zu können, oder Daten mit einer gewissen Zügigkeit zu übertragen, wird sich ein wenig mit den Fähigkeiten seiner Hardware beschäftigen müssen. Beim USB-Standard gibt es nämlich mehrere Stufen. Je nachdem, ob man Geräte und Kabel mit der USB-Version 3.0, 3.1, 3.2 oder 4.0 verwendet, kann man mit unterschiedlichen Datenübertragungsgeschwindigkeiten rechnen – zwischen 5 und 40 Gigabit pro Sekunde.
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Welche Version ein Kabel unterstützt, ist oft nicht erkennbar. Manche Kabel haben an einem Ende einen USB-A-Stecker (der Anschluss dürfte den meisten von ihrem Laptop und PC bekannt sein), am anderen Ende einen kleineren USB-C-Stecker.
Zwei USB-C-Stecker sind am besten
Andere haben an beiden Enden einen USB-C-Anschluss. Bei diesen kann man sich sicher sein, dass man zumindest 15 Watt Ladeleistung erreicht. Da USB-C-Stecker mindestens die USB-Version 3.1 voraussetzen, kann man auch mit 10 Gigabit pro Sekunde bei der Datenübermittlung rechnen.
Geräte, die auch mit mehr Leistung aufladbar sind, müssen künftig den Standard USB Power Delivery (USB-PD) unterstützen. Das Elektronikgerät kommuniziert dabei mit dem Ladegerät und verhandelt quasi darüber, welche Spannung (Volt), Stromstärke (Ampere) und somit welche Leistung (Watt) am besten verwendet werden. USB-PD-Ladegeräte können hier zwischen vielen verschiedenen Einstellungen wählen. Aber auch bei diesem Standard gibt es unterschiedliche Versionen – je höher, desto mehr Leistung gibt es. USB-PD 3.1 erlaubt etwa bis zu 240 Watt.
Wie schnell das eigene Gerät tatsächlich auflädt, können Neugierige durch eigene Apps am Smartphone oder spezielle USB-Adapter herausfinden, erklärt Markus Schuss vom Institut für Technische Informatik der TU Graz.
Spezielle Etiketten kommen
Welche Leistung das verwendete Ladegerät erreichen kann, muss man selbst herausfinden. Auf Ladegeräten sind laut Schuss unterstützte Spannungen aufgelistet, auch wenn der Ladestandard nicht immer angegeben ist. Ein verwirrender Faktor kommt aber dazu: Wenn auf dem Ladegerät eine Leistung von 30 Watt angegeben ist, ist nicht klar, bei welcher Spannung dies erfolgt und ob das eine Spannung ist, die auch das Endgerät benötigt. Auf den Verpackungen neuer Endgeräte sollen künftig spezielle Etiketten prangen, die über ihre Ladeeigenschaften informieren.
Expert*innen sehen jetzt schon voraus, dass die Koordination zwischen Geräten unterschiedlicher Hersteller nicht optimal gelingen wird, in welchem Fall auf den kleinsten gemeinsamen Nenner bei Lade- und Datenübertragungsgeschwindigkeit zurückgeschaltet wird. Grundsätzlich lautet der Tenor der Fachwelt aber, dass eine Vereinheitlichung des Ladesystems sehr begrüßenswert sei. Unklar ist nur, welchen ökologischen Effekt die Maßnahme haben wird. Das hängt nämlich ganz von den Konsument*innen ab.