Siri lauscht mit: Apple-Mitarbeiter kritisiert Total-Überwachung
Ein externer Apple-Mitarbeiter, der bis Sommer 2019 für den Konzern als Beschäftigter einer Subfirma Siri-Sprachaufnahmen auswertete, ging nun an die Öffentlichkeit. Er kritisierte, dass Apples Sprachassistent äußerst sensible Aufnahmen mitschnitt, von denen viele ohne direkte Anweisung der User ausgelöst wurden. Gespräche über Krebs, verstorbene Verwandte, Religion, Sexualität, Pornografie und Politik waren an der Tagesordnung. Oft wurden auch Namen und Adressen aufgezeichnet, teilte Thomas le Bonniec mit.
Gespräche über Sex, Religion und Politik
Er habe in seiner Zeit als externer Mitarbeiter Hunderte solcher Gespräche täglich hören und transkribieren müssen. Zudem seien nicht nur Gespräche von Apple-Nutzern, sondern auch ihrer Umgebung aufgezeichnet worden - darunter Kinder, aber auch völlig Unbeteiligte - die natürlich ebenfalls keine Ahnung hatten, dass die Gespräche nicht nur mitgeschnitten, sondern anschließend auch noch ausgewertet wurden.
Im besagten Sommer des Vorjahres sei es ihm aus ethischen und moralischen Gründen dann zu viel geworden. "Sie handeln in einem moralischen und rechtlichen Graubereich und haben dies jahrelang in massivem Umfang gemacht. Man sollte sie in jeder erdenklichen Form zur Verantwortung ziehen", kritisiert le Bonniec.
So stoppt man die Siri-Auswertung
Nachdem im Juli des Vorjahres bekannt geworden war, dass neben Google und Amazon offenbar auch Apple äußerst sensible Gespräche - noch dazu von externen Firmen - auswerten lässt, stoppte der Konzern vorübergehend diese Praxis, um ab Herbst mit internen Auswertungen weiterzumachen. Immerhin kann man das Speichern und die Auswertung von Siri-Aufnahmen mittlerweile deaktivieren - unter dem Menüpunkt: "Einstellungen" - "Datenschutz" - "Analyse & Verbesserungen" - "Sir & Diktierfunktion verbessern".
Dass Apple mittlerweile selber dazu ausführlich Stellung genommen hat und immer wieder auf die Anonymität der Aufnahmen hinweist, ist dem Whistleblower aber nicht genug. Er kritisiert, dass die jahrelange Praxis allem widerspreche, was Apple hinsichtlich Datenschutz und Privatsphäre seiner User öffentlich vermarkte. Auch dass die Enthüllungen vor fast einem Jahr keine Untersuchung durch Datenschutzbehörden nach sich gezogen habe, sei erstaunlich, zumal sich gerade die EU rühme, die strengsten Bestimmungen der Welt zu haben.
Konsumentenschützer kritisieren Intransparenz
In Österreich hatten Konsumentenschützer ebenfalls Alarm geschlagen. Die Arbeiterkammer etwa kritisierte, dass der dass der Datenschutz bei allen Anbietern von Amazons Alexa, Apples Siri, Microsofts Cortana bis hin zum Google Assistant zu kurz komme. Datenschutzerklärungen seien viel zu vage und intransparent formuliert. Kunden würden kaum herausfinden können, welche Daten wozu genau verwendet werden, aber auch welche Services nicht genutzt werden können, wenn man den Bestimmungen nicht zustimme.