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Motor für die Beine: Exoskelette für die Freizeit kommen

Es klingt ein wenig wie Science Fiction: Geräte, die einem übermenschliche Kräfte verleihen können. Plötzlich kann man extrem schwere Dinge heben, viel höher springen, schneller laufen oder weiter gehen, als man es für möglich gehalten hätte. 

Genau das ermöglichen sogenannte motorisierte Exoskelette. Dabei handelt es sich um eine Art Gerüst, das direkt am menschlichen Körper getragen wird. Mit Motoren ausgestattet kann es Gelenke, Muskeln und somit Bewegungen unterstützen. Man wird kräftiger und ausdauernder. So, als würde man mit einem E-Bike statt mit einem normalen Rad fahren, nur eben beim Gehen oder Wandern.

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Genau dieses Prinzip macht sich nun ein Bekleidungshersteller zunutze. Arc’teryx hat eine Wanderhose mit fix integriertem Exoskelett entwickelt. Unterstützung geholt hat man sich dabei von Skip. Das Start-up entstand aus der Forschungsabteilung X des Google-Mutterkonzerns Alphabet

Man fühlt sich 14 Kilogramm leichter

Ein Elektromotor im Bereich des Knies liefert beim Gehen zusätzliche Unterstützung. Gleichzeitig absorbiert er Stoßkräfte beim Bergabgehen und entlastet so die Gelenke. Laut dem Hersteller “fühlt man sich dadurch 14 Kilogramm leichter”. Und das trotz des Gewichts der Hose von knapp 3,2 Kilogramm. Gedacht ist die Hose für Bergwanderungen, daher auch der Name MO/GO - Mountain Goat.

Man wolle Wandern mehr Menschen zugänglich zu machen, auch solchen, die nicht die notwendige Ausdauer haben, heißt es. Ebenfalls vergleichbar mit E-Bikes ist der Umstand, dass man den Grad der Unterstützung selbst wählen kann. Man kann sich also aussuchen, wie viel mechanische Muskelkraft mithelfen soll. Wirklich lange Wanderungen kann man mit der Hose jedoch nicht unternehmen, zumindest nicht, ohne zwischendurch zu laden. Eine Akkuladung genügt nur für rund 3 Stunden.

Wer mit dieser Hose elektrisch wandern gehen möchte, muss dafür tief in die Tasche greifen. 5.000 Dollar (etwa 4.600 Euro) werden dafür fällig. Ausgeliefert werden soll sie Ende 2025. In den USA sowie in Kanada kann man die Hose auf ausgewählten Wanderwegen zudem wahlweise mieten. 80 Dollar kostet das für 8 Stunden.

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Mehrere Start-ups bieten Exoskelette an

Die Idee ist nicht völlig neu. Auch andere Unternehmen haben arbeiten an ähnlichen Produkten. Hypershell verkauft das Outdoor AI Exoskeleton um 1.500 Euro. Dieses wird um die Hüfte sowie die Beine geschnallt und soll ebenso beim Laufen, Wandern oder Bergsteigen unterstützen. 30 Kilogramm sollen durch die motorisierte Unterstützung kompensiert werden können. 

Das Exoskelett Dnsys X1 kommt wie das Produkt von Hypershell ohne Hose, man montiert es einfach über der Kleidung, die man gerade trägt. Der Hersteller verspricht, dass man beim Gehen und Laufen bis zu 50 Prozent Kraft spart. Es soll sich anfühlen, als wäre man um 38 Kilogramm leichter. “Als hätte man einen Rennfahrmotor in seinen Beinen”, heißt es in dem Werbeversprechen. Man soll damit ohne weiteres bis zu 27 km/h schnell laufen können - deutlich schneller als der Marathon-Rekordläufer.

Das Projekt wurde im Rahmen einer Crowdfunding-Kampagne finanziert, rund 1,24 Millionen Euro wurden von 1.767 Unterstützerinnen und Unterstützern eingesammelt. Erste Prototypen wurden bereits zum Testen an Journalisten versandt. Chris Haslam von Wired schreibt in seinem Test zwar, dass es grundsätzlich funktioniert, stellt aber den Sinn für Menschen, die gesund und fit sind, infrage. 

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Medizinische Anwendung

Genau das dürfte allerdings ein Bereich sein, in denen Exoskelette tatsächlich lebensverändernd sein können. Das spanische Start-up Able Human Motion hat ein Exoskelett entwickelt, mit dem Menschen, die im Rollstuhl sitzen, wieder gehen können. In einem ersten Schritt wird das Gerät für die Reha von Patientinnen und Patienten eingesetzt, künftig soll es aber auch für den täglichen Einsatz genutzt werden können. 

Pflege und Industrie

Mit Exoskeletten kann aber auch Gesundheitspersonal unterstützt werden. Das Gerät Apogee des deutschen Unternehmens German Bionic wurde auch für den Einsatz im Pflegebereich entwickelt. Dort müssen Patientinnen und Patienten oft vom Personal gestützt oder hochgehoben werden. Das ist zum Teil schwere körperliche Arbeit, die mit motorisierter Unterstützung sehr viel einfacher gemacht werden kann. 

German Bionic entwickelt aber auch Exoskelette für Logistikzentren und Fabriken. Bei regelmäßigen Hebetätigkeiten während der Arbeit können dort einige Tonnen zusammenkommen, die bewegt werden. Gerade für die älteren Arbeitskräfte würde eine Entlastung durch ein Exoskelett einen entspannteren Arbeitsalltag bedeuten.

Viele Firmen aus Asien

Wie man sieht, ist der Markt rund um die Exoskelette stark umkämpft. Neben den genannten gibt es noch zahlreiche Firmen aus Fernost, die derzeit an solchen Produkten arbeiten. In der Industrie und im medizinischen Bereich dürfte es aufgrund der rasanten Entwicklung nur eine Frage der Zeit sein, bis Exoskelette ein vertrautes Bild sind. 

Ob sie sich auch in der Freizeit - etwa in Wanderhosen - am Massenmarkt durchsetzen, wird die Zukunft zeigen. Die Unternehmen, die sich daran versuchen, hoffen möglicherweise auf einen ähnlichen Siegeszug, wie wir ihn bei den E-Bikes erlebt haben. 

Völlig auszuschließen ist ein solches Szenario freilich nicht. Technische Fortschritte werden es ermöglichen, dass die Exoskelette kleiner, unauffälliger und auch günstiger werden. Dass man bald auf den Wanderwegen immer wieder Menschen mit motorisierter Unterstützung sehen wird, ist jedenfalls definitiv kein Science Fiction mehr.

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Thomas Prenner

ThPrenner

Beschäftigt sich mit Dingen, die man täglich nutzt. Möchte Altes mit Neuem verbinden. Mag Streaming genauso gern wie seine Schallplatten. Fotografiert am liebsten auf Film, meistens aber mit dem Smartphone.

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