Stundenlanges Warten vor Elektroauto-Ladesäulen wegen Hitze
China plagt eine verheerende Hitzewelle. Seit Wochen herrschen in der Volksrepublik immer wieder Temperaturen von über 40 Grad Celsius. Rekordhitze und Dürre lassen den Stromverbrauch im Land steigen und gleichzeitig die Energiegewinnung aus Wasserkraft sinken. Strom ist daher knapp und wird in vielen Regionen bereits rationiert.
Die Stromknappheit bekommen auch E-Auto-Besitzer*innen zu spüren. Die Regierung hat Beschränkungen für das Aufladen von E-Fahrzeugen eingeführt, um die Grundversorgung des Landes mit Strom zu garantieren. Deshalb sind öffentliche Ladesäulen von Tesla und NIO häufig geschlossen oder der Zugang zu ihnen eingeschränkt, berichtet MIT Technology Review. Tesla musste in einer Gegend etwa über ein Dutzend seiner Supercharger-Standorte schließen, lediglich 2 durften geöffnet bleiben - und selbst diese durften an manchen Tagen nur in der Nacht genutzt werden.
Nirgendwo werden mehr Elektrofahrzeuge hergestellt als in China. Im Jahr 2021 wurden in der Volksrepublik 3,5 Millionen E-Autos produziert – ein Anstieg von 1,6 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Auch bei Zulassungen im eigenen Land ist China ein Spitzenreiter. Die Mobilität vieler Chines*innen hängt daher wesentlich von Ladesäulen ab.
Anstehen, um aufzuladen
Chinesischen Medien zufolge dauert die Suche nach einer funktionierenden Ladestation in den Regionen Sichuan und Chongqing, die besonders von Strom aus Wasserkraft abhängig sind, mittlerweile bis zu 2 Stunden. Vor der Hitzewelle habe man nur wenige Minuten suchen müssen.
Videos auf Social Media dokumentieren die Folgen der Stromrationierung. Ein Post zeigt die Schlange vor einer der wenigen funktionierenden Ladesäulen. Bis nach Mitternacht habe man angestanden, heißt es in dem Video.
In einem anderen Beitrag macht ein Elektrotaxi-Fahrer seiner Verzweiflung Luft: „Ich habe gestern um 20:30 Uhr angefangen, in der Schlange zu stehen und erst gegen 5 Uhr morgens mit dem Aufladen begonnen. Man steht eigentlich immer in der Schlange. Heute war nicht einmal viel los, aber jetzt stehe ich wieder. Und die Batterie wird schnell leer“, erzählt er.
Zu wenig private Ladesäulen
Dass die Stromversorgung von E-Autos in China derart zusammenbreche, liegt laut Daniel Kammen, Energieexperte an der US-Universität Berkeley, vor allem an dem Mangel an privaten Ladesäulen. „Ein großer Prozentsatz der Chines*innen lebt in Wohnkomplexen", erklärt Kammen. „Für Besitzer*innen von Elektroautos, die in Wohnungen leben, ist es schwierig und kostspielig, einen festen Parkplatz zu bekommen, geschweige denn eine private Ladesäule.“ Nio bittet Personen, die privat Wallboxen zuhause haben, diese in den nächsten Wochen mit anderen Nio-Fahrer*innen zu teilen.