Kopierschutz von HP-Druckerpatronen mit Sticker ausgehebelt
Es ist eine allgemein bekannte Tatsache, dass Druckerhersteller nicht mit dem Verkauf der Geräte am meisten verdienen. Vielmehr ist es das Verbrauchsmaterial - und hier in erster Linie Tinte -, das Umsätze in die Kassen spült.
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Das ist auch der Grund dafür, dass es Canon, HP und Co. nicht gerne sehen, wenn man anstelle ihrer Tintenpatronen solche von Drittherstellern kauft. Das führte so weit, dass die Hersteller Schutzmechanismen in ihre Drucker und Patronen einbauen.
Patronen werden mit Chips versehen, die sie als Originale kennzeichnen. Drucker verweigern einfach den Dienst, wenn der entsprechende Chip nicht vorhanden ist bzw. Patronen von Fremdherstellern eingesetzt werden. Auch speichern die Chips ab, wenn die Patrone leer ist. Wiederauffüllen funktioniert somit auch nicht.
Schutz umgehen
Immer wieder haben Drittanbieter versucht, diesen Kopierschutz bei HP-Druckern zu umgehen - oft mit wenig Erfolg. Jetzt ist aber eine neue Methode aufgetaucht. Diese nutzt eine physische Man-in-the-Middle-Attacke.
Herzstück ist eine kleine Leiterplatte, die den Datenverkehr zwischen Drucker und Patrone abfängt. Sie wird wie ein Sticker auf die Tintenpatrone geklebt. Sie kann dadurch den Datenverkehr manipulieren und dem Drucker vorgaukeln, dass es sich um originales Zubehör handelt und alles in Ordnung ist.
Der YouTube-User Jay Summet zeigt so eine Tintenpatrone in einem seiner Videos. Anscheinend hat der Drittanbieter eine leere Tintenpatrone von HP als Basis genutzt. Diese wurde geöffnet, neu befüllt und mit dem Leiterplatten-Sticker versehen. Außerdem wurde die Hersteller-Beschriftung am Plastikgehäuse entfernt.
HP begründet Maßnahmen mit Schutz für Schadsoftware
HP ging in der Vergangenheit bereits rigoros gegen Dritthersteller-Patronen vor. So wurden per Firmware-Update etwa Drucker lahmgelegt, die fremde Tinte nutzten.
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Diese Schritte wurden mit dem Schutz vor Schadsoftware argumentiert. Cybersicherheitsexperten halten von dieser Begrüdung in der Regel wenig.
Eingeführt hat HP diese sogenannte „dynamische Sicherheit“ im Jahr 2016. Verbraucherschützer gingen dagegen vor. 2020 musste der Hersteller nach einer Sammelklage deshalb Millionen an Kundinnen und Kunden zurückzahlen. Dennoch ist die Praxis heute noch gängig.