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iPhone-Unfallerkennung: Bis zu 50 Fehlalarme täglich auf Skipisten

In das aktuelle iPhone 14 und die neueste Apple-Watch-Generation (Serie 8, SE Gen2, Ultra) hat Apple eine besondere Sicherheitsfunktion integriert. Eine Unfallerkennung verspricht, vollautomatisch schwere Autounfälle zu bemerken und einen Notruf abzusetzen. Die Besitzer*innen haben nach Auslösen des Alarms noch 20 Sekunden Zeit, ihn abzubrechen.

Tun sie das nicht, wird in Österreich vollautomatisch der Euro-Notruf 112 gewählt. Wenn niemand selbst spricht, spielt das Handy ein Tonband ab, bei dem der mittels GPS-Signal ermittelte Standort durchgegeben wird. Die Funktion ist standardmäßig eingeschaltet, vielen ist das nicht bewusst.

Sensoren

Möglich wird das durch sogenannte Beschleunigungssensoren. Sie registrieren, wenn sich das Gerät in Bewegung befindet und plötzlich abstoppt. Algorithmen im Hintergrund werten diese Daten aus und versuchen so zu unterscheiden, ob es sich um gewöhnliche Tätigkeiten handelt oder ob die Fliehkräfte so stark sind, dass es ein Unfall sein könnte.

Das Problem ist, dass diese Erkennung nicht völlig treffsicher funktioniert. So gibt es auch andere mögliche Erklärungen für hohe Fliehkräfte. Dazu zählt zum Beispiel Ski- oder Snowboardfahren. Der Alarm kann bei plötzlichen Manövern genauso ausgelöst werden, wie bei eigentlich harmlosen Stürzen. Das führt dazu, dass zahlreiche skifahrende iPhone- und Apple-Watch-Besitzer*innen Fehlalarme auf den Pisten absetzen, ohne es zu bemerken. Einsatzkräfte in den USA berichten von einer Steigerung der Notrufe von 15 bis 25 Prozent. 

Österreichs Skigebiete

Auch in Österreich manifestiert sich das Problem immer stärker, wie ein futurezone-Rundruf bei Leitstellen in mehreren Bundesländern zeigt. In Tirol berichtet man an normalen Skitagen von 10 derartigen Fehlalarmen pro Tag. In Ferienzeiten, wo auf den Skipisten deutlich mehr los ist, sind es sogar bis zu 50. „Es wird teilweise bei banalen Sachen ausgelöst, etwa wenn Leute in einen Sessellift einsteigen“, erklärt Christian Viehweider von der Landespolizeidirektion Tirol, bei denen die 112-Notrufe für die Region eingehen.

Aus Salzburg wollte man gegenüber der futurezone keine konkrete Zahl nennen, es seien aber „mehrere pro Tag“. Das Phänomen sei dort zum Start der heurigen Skisaison jedenfalls deutlich merkbar gewesen.

Aus der Steiermark heißt es, die ausgelösten Fehlalarme bewegen sich im „niedrigen einstelligen Bereich“.

Ähnliche Zahlen meldet man auch aus Vorarlberg. Die dortige Polizei hat bereits Anfang Jänner via Facebook vor den Fehlalarmen gewarnt. Man solle sich über die Funktion informieren und sich überlegen, ob man sie vor Sportaktivitäten gegebenenfalls ausschalten möchte.

Für die Einsatzkräfte sind die Fehlalarme potenziell stark zeitraubend. In der Regel wird versucht, die Besitzer*innen des Gerätes zurückzurufen. Wenn sie nicht reagieren, etwa weil sie das Handy während dem Skifahren nicht hören, hinterlässt die Leitstelle eine Nachricht auf der Mobilbox.

Wenn sich die Besitzer*innen partout nicht melden, werden Kräfte vor Ort – etwa die Bergrettung – verständigt, die dann versucht, sie ausfindig zu machen. Diese ganzen Prozesse seien extrem zeitaufwändig, heißt es von den Einsatzkräften.

Funktion deaktivieren

Wer vor dem Skiurlaub sicherstellen will, dass sein iPhone keinen Fehlalarm auslöst, kann das Feature auch deaktivieren.

Auf dem iPhone funktioniert das laut Apple wie folgt:

  1. Öffne die Einstellungen-App.
  2. Tippe auf "Notruf SOS".
  3. Deaktiviere die Option "Nach schwerem Unfall anrufen".

Auf der Apple Watch schaltet man das Feature so aus:

  1. Öffne auf deinem iPhone die Apple-Watch-App.
  2. Tippe auf dem Tab "Meine Watch" auf "Notruf SOS".
  3. Deaktiviere die Option "Nach schwerem Unfall anrufen".

Möglicher Kostenersatz

Bislang ist es so, dass die Skifahrer*innen bei Fehlalarmen nicht zur Verantwortung gezogen werden. Zumindest in Salzburg prüft man bereits juristisch, inwieweit ein Kostenersatz fällig werden könnte. Dabei verweist man auf Alarmanlagen bei Gebäuden. Wenn jene direkt an den Polizeinotruf angebunden sind und es zu Fehlalarmen kommt, sind Gebühren üblich. Hier werden laut entsprechender gesetzlicher Verordnung bis zu 218 Euro fällig.

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Thomas Prenner

ThPrenner

Beschäftigt sich mit Dingen, die man täglich nutzt. Möchte Altes mit Neuem verbinden. Mag Streaming genauso gern wie seine Schallplatten. Fotografiert am liebsten auf Film, meistens aber mit dem Smartphone.

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