Samsung Galaxy Z Fold5 im Test: Das beste Falt-Handy, aber...
Irgendwie hat man immer noch das Gefühl, dass faltbare Displays etwas besonders neues sind. So ganz stimmt das mittlerweile aber nicht mehr.
Als das erste Galaxy Fold erschienen ist, wusste noch niemand, was das Coronavirus ist und Großbritannien war noch in der EU. Das war 2019, mittlerweile schreiben wir 2023 und das Fold erscheint nun bereits in der 5. Generation.
Vergessen sind die Tage, wo die ersten Testgeräte von Journalist*innen bereits nach kurzer Zeit den Geist aufgaben. Auch sich ablösende Folie und dergleichen gehören mittlerweile der Vergangenheit an. Das Galaxy Z Fold5 soll einmal mehr das bisher praxistauglichste Falt-Handy des südkoreanischen Konzerns sein. Ich habe es getestet.
Pro und Contra
Pro
- Ausgereiftestes Falt-Handy am Markt
- Handhabung im Vergleich zum Vorgänger stark verbessert
- Farbstarkes und schönes Hauptdisplay
Contra
- Sehr teuer
- Angestaubte Kamera-Hardware
Sieht gleich aus, fühlt sich anders an
Samsung bleibt auch beim Fold5 dem bekannten Formfaktor treu. Es gibt einen faltbaren Hauptscreen (7,6 Zoll Diagonale) sowie ein äußeres Sekundärdisplay (6,2 Zoll). Zweiteres ist zwar etwas schmäler, als man es von gewöhnlichen Smartphones kennt, dennoch lässt sich darauf Android vollständig bedienen.
Ein wirklich nettes Nutzererlebnis ist Android auf dem schmalen Außenscreen nicht. Bei der Tastatur sind die Tasten so schmal, dass es oft nicht einfach ist, darauf fehlerfrei zu tippen. Allerdings ist das Außendisplay eben nur das Sekundärdisplay. Man hat ja ein Falt-Handy dabei, um den großen Screen zu nutzen.
Trotz der identen Ausgangsbedingungen ist das Fold5 in der Handhabung anders als seine Vorgänger. Das bemerkt man, sobald man das Handy zum ersten Mal in die Hand nimmt. Bislang ließen sich die beiden Displayhälften nicht völlig flach aufeinander falten. Im Bereich des Scharniers war der Abstand deutlich größer als am Rand. Das sorgte dafür, dass das Handy zusammengefaltet keilförmig war.
Beim Fold5 ist das Scharnier nun überarbeitet worden. Das Handy lässt sich erstmals wirklich flach zusammenfalten. Die wenigen Millimeter Unterschied machen gefühlt einen großen Unterschied. Das Fold5 liegt gefaltet deutlich besser in der Hand als seine Vorgänger. Auch gelangt, wenn man es zusammengefaltet einsteckt, weniger Staub oder Flusen aus dem Säckel zwischen die Displayhälften. Das bedeutet nicht nur weniger Schmutz, sondern auch weniger Gefahr für ein zerkratztes Display: Denn fiese Sandkörner oder kleine Steinchen bleiben draußen.
Auch aufgeklappt bemerkt man das neue Scharnier. Während die Vorgänger-Handys selbst ein wenig nach innen zeigten, lässt sich das neue Display des Fold5 tatsächlich komplett auffalten. Das hat aber nicht nur Vorteile. Legt man es aufgeklappt auf den Tisch wackelt es durch die Ausbuchtungen der Kameras beim Bedienen etwas. Das nehme ich für das verbesserte Scharnier aber gerne in Kauf.
Genauerer Blick auf das Display
Ein leidiges Thema bei Falt-Smartphones war lange der Umstand, dass die faltbaren Displays nicht so hart konstruiert werden können, wie ihre gewöhnlichen Pendants. Das führt unweigerlich dazu, dass sie anfälliger für Kratzer sind. Auch haptisch waren die ersten Fold-Handys deswegen keine Freude. Es hat sich angefühlt, als wäre eine minderwertige Displayschutzfolie aufgeklebt.
Auch das ist heute anders. Zwar ist das Falt-Display des Fold5 immer noch gefühlt etwas weicher, der Unterschied ist aber vernachlässigbar. Im Testzeitraum sind mir keine unschönen Kratzer aufgefallen, die ich mir eingefangen hätte. Die Falte auf der Oberfläche ist immer noch spür- und minimal sichtbar, was mich allerdings noch nie gestört hat. Punkten kann das faltbare AMOLED jedenfalls bei der Darstellung. Die Farben sind kräftig und es ist eine Freude, sich Videos oder Fotos auf dem Falt-Display anzusehen.
In Sachen restlicher Ausstattung gleicht das Fold seinen Vorgängern und den meisten anderen aktuellen Android-Phones. Ein Dual-SIM-Slot ist vorhanden, eSIMs werden ebenfalls unterstützt. Speicherplatzerweiterung durch microSD wird nicht unterstützt. Ein Fingerabdrucksensor liegt im länglichen Power-Button an der Seite des Geräts. Darüber ist der Wippschalter für die Lautstärke.
Galaxy Z Fold5
- Hauptdisplay: 7,6" QXGA+ Dynamic AMOLED 2X Infinity Flex Display mit 120 Hz
- Außendisplay: 6,2" HD+ Dynamic AMOLED 2X Infinity-O Cover Display mit 120 Hz
- Hauptkamera: Weitwinkelobjektiv: 50 MP Dual Pixel (f1.8), OIS, AF, Blitz, 10 x digitaler Zoom / Teleobjektiv: 10 MP (f2.4), 3 x optischer Zoom, 30 x Space Zoom / Ultra-Weitwinkelobjektiv: 12 MP mit 120° FOV (f2.2)
- Frontkamera: 10 MP (f2.2), 4 MP (f1.8) Under Display Kamera
- Kompatibel mit dem S Pen Fold Edition
- Wireless Samsung DeX und Link to Windows
- Speicher: 256 GB / 512 GB interner Speicher und 12 GB RAM
- SoC:64-bit 4 nm Octa-Core Snapdragon 8+ Gen2 for Galaxy
- Akku: 4.400 mAh-Akku mit 25 W Super Schnellladen mit Kabel und 15 W kabellos
- Wasserresistent laut IPX8-Zertifizierung
- Kratzfestes Gorilla Glass Victus2 und Aluminium
- Preis: ab 1.899 Euro (256 GB und 12 GB RAM)
Android
Samsung hat in 5 Generationen Falt-Handys nicht nur bei der Hardware viel dazu gelernt, sondern auch bei der Software. OneUI hat zahlreiche Features für das Falt-Display, die im Alltag brauchbar und praktisch sind.
Zumeist nutze ich das große Falt-Display für Multitasking, was naheliegend ist. Auf dem Falt-Screen des Fold kann ich mehrere Apps gleichzeitig offen haben. Zumeist sind es 2 Apps, die ich im Hochformat nebeneinander platziere. So ist es, als hätte ich 2 Smartphones nebeneinander.
Mit dem Fold5 bringt Samsung auch neue Funktionen. So ist es etwa möglich, ein geöffnetes App-Fenster am Rand des Bildschirms hinauszuschieben und so quasi “zur Seite zu legen”. Files, wie etwa Bilder, lassen sich nun mit 2 Fingern direkt zwischen verschiedenen Apps hin- und herziehen.
Unterm Strich sind die Neuerungen nette Ergänzungen, die das Multitasking eine Spur verbessern. Vom Fold4 muss man deswegen aber nicht auf das 5er umsteigen, da diese via Software-Update auch für ältere Modelle nachgeliefert werden.
Abgesehen von den neuen Features bringt das Fold wieder bekannte Falt-Spielereien - zb., dass man das Handy halb offen auf den Tisch stellen und so YouTube-Videos schauen kann. Man kann das Handy auch so auf den Tisch stellen und Fotos machen, ohne, dass man ein Stativ benötigt.
Außerdem ermöglicht Samsung DeX, dass man mit dem Handy ein vollwertiges Desktop-Betriebssystem hat, wenn man Monitor, Maus und Tastatur anschließt. Das funktioniert mittlerweile erstaunlich gut. In meinem Alltag habe ich allerdings noch kein Szenario erlebt, wo ich diese Feature tatsächlich gebraucht und nicht nur ausprobiert hätte. Wenn ich unterwegs einen regulären Computer brauche, habe ich sowieso ein Notebook dabei.
Kameras
In Sachen Hardware kommt das Fold5 mit exakt der gleichen Kameraausstattung wie das Vorgängermodell. Nicht weniger als 5 Kameras sind in dem Falt-Handy verbaut: 3 Linsen auf der Rückseite (Normal, Ultra-Weitwinkel und Tele) sowie 2 Front-Kameras (über jedem Display eine).
Die Frontkamera des äußeren Screens ist in einem Punch-Hole untergebracht. Die Selfie-Cam des Falt-Screens liegt unter dem Display. Samsung gibt an, dass im Vergleich zum Vorgänger softwareseitig nachgebessert wurde. In der Praxis merkt man die Unterschiede zwischen Fold4 und Fold5 kaum. Die Qualität der Unter-Display-Selfie-Kamera ist nach wie vor unterirdisch, die Technologie bleibt dennoch spannend. Ich würde diese Kamera wirklich nur dann nutzen, wenn ich das große Display dabei unbedingt brauche, etwa bei Videotelefonie.
Die restlichen Kameras des Fold liefern sehr gute, aber keine herausragenden Smartphone-Fotos. Mit den aktuellen Ultra-Modellen von Samsung und Apple kann das Fold damit nicht mithalten. Das wird besonders an der Zoom-Funktion sowie an Videoclips deutlich.
Eine willkommene Spielerei ist es, die Hauptkamera als Selfie-Kamera zu nutzen, was dank Falt-Display möglich ist.
Leistung und Akku
Herzstück des Fold ist ein SM8550-AC Snapdragon 8+ Gen 2 von Qualcomm in 4nm-Bauweise. Es ist zwar nur ein kleines Upgrade (der Vorgänger hatte den Snapdragon 8+ Gen 1), aber es ist immerhin der aktuellste Chip, den Qualcomm im Portfolio hat. Damit reicht die Leistung aus, um sämtliche Apps und Spiele problemlos und ohne Verzögerungen zum Laufen zu bringen. Auch Multitasking mit mehreren geöffneten Fenstern bringen das Fold nicht ins Schwitzen.
Der Akku hat eine Kapazität von 4.400 mAh. Allgemein gültige Aussagen zur Laufzeit zu machen, ist beim Fold schwierig bis unmöglich. Wie lange der Akku hält, hängt in erster Linie davon ab, wie intensiv man den großen Falt-Screen verwendet - und auch, wo man ihn verwendet. Wer tagsüber im Freien spielt oder surft und den großen Screen bei entsprechend hoher Helligkeit nutzt, kommt mit dem Akku höchstens ein paar Stunden durch.
Wer das kleinere Außendisplay abwechselnd mit dem großen in Verwendung hat und dabei auch noch im WLAN ist, kommt in der Regel durch einen ganzen Tag. Wirklich darauf verlassen kann man sich beim Fold aber nicht. Wer also länger unterwegs ist, sollte auf jeden Fall ein Ladegerät oder ein externes Akkupack dabeihaben.
In Sachen Ladegeschwindigkeit kann das Fold leider nicht punkten. 25 W ist für ein Handy dieser Preisklasse niedrig angesiedelt. 50 Prozent Aufladung in 30 Minuten sollten laut Samsung drinnen sein.
Fazit
Ein Jahr ist seit dem letzten Fold vergangen und erneut hat Samsung ein Nachfolgemodell auf den Markt gebracht, das wieder eine Spur alltagstauglicher ist, sich von seinem Vorgänger aber grob betrachtet kaum unterscheidet.
Grundsätzlich: Ich bin und bleibe ein Fan der faltbaren Handys. Die letzte Fold-Generation mit gröberen Macken war die 3. Seit dem Fold4 ist es für mich ein Gerät, das ich ohne mit der Wimper zu zucken jederzeit gegen ein normales Smartphone eintauschen würde. Es wie ein normales Smartphone in der Hosentasche zu haben und dann bei Bedarf einfach herausziehen und aufklappen zu können, ist im Café, am Bahnhof oder im Zug genial praktisch. Dass der Akku in solchen Situationen relativ rasch nur Neige geht, ist verkraftbar. Akkupack oder Ladegerät sind schnell eingepackt.
Aber: Letztlich hätte es beim Fold5 ein bisschen mehr sein können. Das Design ist 4 Jahre nach dem ersten Fold-Handy etwas angestaubt, das Sekundärdisplay ist immer noch etwas komisch zu bedienen. Vor allem die Kamera-Hardware entspricht ziemlich genau der des regulären Galaxy S22 aus Anfang 2022. Das ist okay, aber wenn ich so viel Geld ausgebe, erwarte ich mir neuere Technologie.
Immerhin: Dass die Displayhälften beim neuen Fold flach aufeinanderliegen ist eine kleine Veränderung, im Alltag macht sie dennoch einen merkbaren Unterschied. Das Handy liegt viel besser in der Hand, ist dünner und wirkt insgesamt deutlich stimmiger.
Also, kaufen? Ein Upgrade von der 4. Generation rechtfertigt das alles bei diesem Preis nicht. Wer aber neu in die Welt der Falt-Handys einsteigen möchte, greift mit dem Fold5 zweifelsfrei zum bisher besten Gerät mit diesem Formfaktor.
Preis: Die Fold5-Serie beginnt bei 1.899 Euro für die 256-Gigabyte-Version mit 12GB Ram (Galaxy Z Fold5 auf Amazon, Samsung-Store auf Amazon).
Alternativen
Eine Alternative zum Fold5 ist in Googles Falt-Handy Pixel Fold. Auch dieses Handy hat das neuartige Scharnier, das die beiden Displayhälften flach aufeinanderliegen lässt. Im Unterschied zum Fold ist der Formfaktor ein anderer, das Handy ist zusammengeklappt breiter und insgesamt klobiger. Dafür ist das Sekundärdisplay deutlich angenehmer zu bedienen. Man sollte dennoch bedenken, dass es erst die erste Generation von Googles Falt-Handy ist. Und der Android-Entwickler ist auch bei den Software-Falt-Features noch nicht so weit wie Samsung mit seiner OneUI.
➤ Mehr lesen: Pixel Fold im Test: Googles faltbarer Versuch
Eine andere, naheliegende Alternative ist der Vorgänger des Fold5, das Fold4. Jenes bekommt man aktuell bereits ab 1.200 Euro (Amazon listet es etwas teurer). Auch, wenn das Scharnier und die flache Bauweise ein großer Vorteil sind, würde ich mir sehr gut überlegen, ob mir das 700 Euro Aufpreis wert wären.
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