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Soll ich mir jetzt noch ein Huawei-Smartphone kaufen?

US-Präsident Donald Trump ist kein Freund von Huawei. Das geht aus seiner bisherigen Amtsführung deutlich hervor. Im Handelsstreit mit China scheint Trump nun ernst zu machen: Huawei wurde auf die Schwarze Liste gesetzt, um Kooperationen von US-Unternehmen mit dem chinesischen Technologieriesen zu unterbinden - nach Ablauf einer 90-tägigen Frist. Anfang der Woche hieß es nun, dass Google gezwungen ist, in Bezug auf das Betriebssystem Android die Zusammenarbeit mit Huawei einzustellen.

Die Verunsicherung unter Huawei-Nutzern und potenziellen Kunden ist groß. Die Fragen, die sich unweigerlich aufdrängen: Soll ich mir überhaupt noch ein Huawei-Handy kaufen? Was passiert nun mit meinem Huawei-Smartphone - kann ich das Gerät in Zukunft überhaupt wie gewohnt benutzen? Und werden Huawei-Handys bald spottbillig verkauft?

Mehr als unübersichtlich

Zunächst muss man festhalten, dass die Situation für alle Beteiligten aktuell derart unübersichtlich ist, dass sogar die betroffenen Unternehmen nicht genau wissen, wie sie damit konkret umgehen sollen. Erst nach Ende der Übergangsfrist wird man Gewissheit haben, was mit kommenden Smartphones des Technologieunternehmens tatsächlich passiert.

Was sagen Huawei und Google?

Der Technologiekonzern selbst lässt die futurezone wissen: "Huawei wird weiterhin Sicherheitsupdates und Services für alle bestehenden Huawei und Honor Smartphones sowie Tablets zur Verfügung stellen. Das betrifft verkaufte und lagerhaltige Geräte weltweit. Wir werden weiter daran arbeiten ein sicheres und zukunftsfähiges Software-Ökosystem zu entwickeln, um die bestmögliche Nutzererfahrung weltweit zu bieten."

Auch Google bestätigt: "Für Nutzer unserer Dienste funktionieren Google Play und die Sicherheitsmaßnahmen von Google Play Protect weiterhin auf vorhandenen Huawei-Geräten."

Was sagen Österreichs Mobilfunker?

Die österreichischen Mobilfunker halten an Huawei fest. Für Huawei-Handys und auch für Smartphones der Huawei-Tochterfirma Honor, die bereits auf dem Markt sind, werde sich nichts ändern - auch nicht nach Ablauf der 90-tägigen Frist, heißt es etwa vom Mobilfunker Drei gegenüber der futurezone: "Huawei hat uns zugesagt, dass es für sämtliche bereits verkaufte oder noch im Handel befindliche Huawei und Honor-Smartphones und Tablets auch weiterhin Sicherheitsupdates und Support geben wird."

Man beobachte die unübersichtliche Situation natürlich ganz genau und warte ab, bis es letztgültige Entscheidungen gibt, heißt es etwa von A1 gegenüber der futurezone. Ähnliches ist auch von Magenta Telekom zu erfahren: Man stehe in engem Kontakt mit Google und Huawei, um mehr Informationen über die aktuelle Situation zu erhalten. Wünschenswert wäre eine langfristige Lösung zwischen Google und Huawei, so ein Sprecher von Magenta Telekom.

Was passiert also mit meinem Huawei-Smartphone?

Wer sich jetzt ein Huawei- oder Honor-Smartphone kaufen will oder bereits eines besitzt, muss sich keine Sorgen machen. Nach derzeitigem Stand werden all diese Geräte auch in Zukunft wie gewohnt funktionieren, Zugang zum Play Store haben, über Google-Services-Unterstützung verfügen und Android-Sicherheitsupdates erhalten.

Problematisch wird es allerdings, wenn es um die Frage geht, ob bereits verkaufte Huawei-Smartphones die kommende Android-Version Q erhalten werden. Nach derzeitigem Stand könnte das zumindest deutlich länger dauern. Huawei müsste warten, bis das Android Open Source Project den Quellcode der neuen Android-Version öffentlich macht - Google-Partner erhalten diesen üblicherweise vorab - und diesen so rasch wie möglich für seine Zwecke anpassen. Gewissheit wird man allerdings erst in den nächsten Wochen und Monaten haben.

Was passiert mit neuen Huawei-Smartphones?

Wie es mit der nächsten Generation von Huawei-Geräten aussieht, ist noch nicht endgültig geklärt. Nach einem Ende der Google-Huawei-Zusammenarbeit könnte etwa das für den Herbst erwartete Huawei Mate 30 nur mehr mit einer abgespeckten Android-Version ausgestattet werden. Hier würden die zentralen Google-Play-Services und auch der Zugang zum Play Store fehlen.

Gibt es keine Alternative zu Android?

Laut eigenen Angaben hat sich Huawei bereits auf ein derartiges Szenario vorbereitet und schon vor Jahren damit begonnen, ein eigenes Betriebssystem zu entwickeln. Dieses soll frühestens im Herbst, spätestens im Frühjahr fertig sein.

Wie dieses Betriebssystem aussieht ist jedoch völlig unklar. Ebenso ist es nicht absehbar, ob es sich dabei um eine vollständige Eigenentwicklung handelt oder ob das Huawei-OS auch auf der Open-Source-Android-Basis aufbaut. Daher sind auch die Rahmenbedingungen eines möglichen App-Ökosystems des Huawei-OS im Dunklen.

tl;dr

Wer sich jetzt also ein Huawei-Handy kaufen will, kann dies ohne Weiteres tun. Laut aktuellem Stand dürften alle verkauften und bereits produzierten Handys auf absehbare Zeit wie gewohnt funktionieren. Allerdings sollte man sich bewusst sein, dass ein gewisses - wenn auch nicht allzu großes - Risiko dabei mitschwingt, dass sich die Lage verschärft. Einen Preissturz bei den Geräten darf man wohl auch deswegen nicht erwarten.

Wie immer bei politischen Geplänkeln und Verhandlungen kann sich die Situation jederzeit wieder ändern. Es ist daher nicht ausgeschlossen, dass sich die Situation wieder entspannt und eine Lösung gefunden wird. So schnell wie der Bann ausgesprochen wurde, kann er auch wieder fallen.

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Florian Christof

FlorianChristof

Großteils bin ich mit Produkttests beschäftigt - Smartphones, Elektroautos, Kopfhörer und alles was mit Strom betrieben wird.

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