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Whistleblower spielte Zeitung brisante Tesla-Geheimnisse zu

Ein funktionierender Autopilot sei für Tesla Gold wert, sagte der Konzernchef Elon Musk im Juni 2022. An das deutsche Handelsblatt geleakte Dokumente sollen jedoch zeigen, dass Teslas Fahrassistenzsystem mehr Probleme hat als bisher angenommen.

23.000 Dateien umfasst der Leak - darunter auch ein Geheimbericht mit Problemen des Cybertrucks sowie viele vertrauliche Dokumente zu Unfällen mit dem Autopiloten. Tesla selbst möchte indes nicht, dass über die Dokumente berichtet wird und drohte dem Handelsblatt mit rechtlichen Konsequenzen, sollte die Zeitung die Daten nicht löschen. Das Unternehmen vermutet einen "verärgerten ehemaligen Mitarbeiter" hinter dem Leck, rechtliche Schritte wurden eingeleitet. Fragen zu den Dokumenten ließ der Konzern unbeantwortet.

Mehr als 1.000 Unfälle und Tausende Beschwerden

Nach Durchsicht der Dokumente stellte sich das Handelsblatt unter anderem die Frage, wie sicher der Autopilot des Elektrofahrzeugs ist. Schilderungen zu mehr als 1.000 Unfällen sind aktenkundig, es gibt mehr als 2.400 Beschwerden über plötzliche Selbstbeschleunigung des Autos sowie mehr als 1.500 Probleme mit der Bremsfunktion. Die meisten der Vorfälle spielten sich dabei in den USA ab, aber es finden sich auch Ereignisse aus Europa oder Asien.

Teslas Autopilot

Tesla bietet 3 Varianten seines Autopiloten an: Autopilot, Enhanced Autopilot und Full Self Driving (FDS). Sämtliche Pakete sind als "Autonomes Fahren Level 2" eingestuft, wo die Fahrer*innen ihre Hände jederzeit am Lenkrad lassen müssen. 

Der Basic Autopilot verfügt dabei über einen Tempomaten mit Abstandsregler sowie einen Lenkassistenten. Der Enhanced Autopilot bietet zusätzlich einen Spurwechselassistenten, eine Unterstützung beim Parken und eine Funktion, bei der das Auto selbstständig ausparkt und zu den Eigentümer*innen navigiert.

Das FDS-Paket ergänzt den Funktionsumfang um einen Verkehrs- und Stoppschildassistenten. Außerdem soll der Full-Self-Driving-Modus um einen Lenkassistenten für den Stadtverkehr erweitert werden.

Seit 2015 lieferte Tesla rund 2,6 Millionen Elektroautos mit seiner Autopilotsoftware aus, das Handelsblatt kontaktierte Dutzende betroffene Kund*innen aus mehreren Ländern. Alle bestätigten die Vorfälle. Eine Teslafahrerin gab an, dass sie lediglich auf einem Parkplatz wenden wollte, als ihr Tesla beschleunigte und in einen Zementpoller fuhr. Bei einem anderen Fall legte ein Tesla Model S während eines Überholvorgangs eine Vollbremsung hin.

Jedes Schriftl ist ein Giftl

Laut dem Leak ist Tesla intern darauf bedacht, Beschwerden zu seinen Fahrzeugen möglichst mündlich mit ihren Kund*innen zu lösen. In jedem Beschwerdeantrag steht der Hinweis, dass Informationen nur verbal an Kund*innen weitergegeben werden sollen – wohl um juristisch wenig Angriffsfläche zu bieten. So soll man anstelle einer E-Mail lieber eine Voicemail hinterlassen.

Der Tesla-Leak wurde bereits im November 2022 von den Whistleblowern kontaktiert, im Dezember 2022 kam es zu einem Treffen zwischen den Insidern und den Journalist*innen. Dort demonstrierten sie auch, dass sie ohne spezielle Berechtigungen oder Zugänge alle Daten im Computersystem des Autoherstellers einsehen konnten.

Ermittlungen der Staatsanwaltschaft Wien

Private Daten von Kund*innen waren dabei genauso zugänglich, wie interne Entwicklungspläne zu neuen Batteriemodulen oder die Daten von etwa 100.000 Mitarbeiter*innen, inklusive ihrer Gehälter. Unter den Fundstücken gab es auch eine brisante Anfrage der Staatsanwaltschaft Wien. Eine Ermittlerin forderte dabei die gespeicherten Standortdaten des Teslas jenes ehemaligen FPÖ-Nationalratsabgeordneten, der unter Verdacht steht, als Fluchthelfer des einstigen Wirecard-Vorstands Jan Marsalek gewirkt zu haben. Letzterer hatte sich nach dem Milliardenskandal rund um Wirecard abgesetzt und wird seitdem international gesucht. Er soll sich in Russland aufhalten.

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