Xiaomi 11 Lite 5G NE im Test: Gute Kamera für 350 Euro
Xiaomi ist vom Smartphone-Markt nicht mehr wegzudenken. Vor allem in der Mittelklasse hat sich der chinesische Technologiekonzern mit preiswerten und leistungsfähigen Geräten einen Namen gemacht. Vor einigen Wochen hat der Hersteller in diesem Segment mit dem Xiaomi 11 Lite 5G NE nachgelegt.
Hinter der etwas sperrigen Bezeichnung verbirgt sich ein Mittelklasse-Gerät, das mit seinem relativ niedrigen Preis und einer hochwertigen Ausstattung überzeugen will. Ob das gelingt, habe ich mir angesehen.
Pro & Contra
Pro
- Gutes AMOLED-Display mit 90 Hz
- Hauptkamera liefert hochwertige Fotos
- Guter Nachtmodus
- Selfie-Kamera macht solide Portraits
- Lange Update-/Upgrade-Garantie
- Ausreichend Leistung
- Akku lässt sich rasch aufladen
- Niedriger Preis
Contra
- Display könnte heller sein
- Bildrauschen bei Videos
- Kein optischer Bildstabilisator
- Harte Konkurrenz in dem Preisbereich
Überzeugender Formfaktor mit niedrigem Gewicht
Als ich das Xiaomi 11 Lite 5G NE das erste Mal in die Hand genommen habe, war ich wirklich überrascht: Mit seinen 158 Gramm ist es nämlich ein wahres Leichtgewicht, das sich in einer Hosentasche kaum bemerkbar macht.
Die Farbe "Snowflake White" mit seiner leicht glitzernden Rückseite verleiht dem Gerät ein elegantes Erscheinungsbild. Der Rahmen im Chrom-Look trägt das Seinige dazu bei.
Den Formfaktor des Xiaomi 11 Lite 5G NE könnte man eigentlich als "ideal" bezeichnen. Warum? Das Gerät ist ultraleicht, mit 6,8 Millimeter extrem dünn und das 6,55 Zoll Display ist nicht zu groß und nicht zu klein.
Display könnte heller sein
Das AMOLED mit einer Auflösung von 1.080 x 2.400 Pixel, geschützt von Corning Gorilla Glass 5, braucht sich vor der Konkurrenz in dieser Preisklasse nicht verstecken.
Die Helligkeit von 500 nits im Normalbetrieb und 800 nits im kurzzeitigen High-Brightness-Mode könnte aber durchaus höher sein. Vor allem im Freien bei Sonnenschein, wünscht man sich beim Entziffern der Bildschirminhalte mehr Helligkeit.
Eine erhöhte Refresh-Rate - in diesem Fall 90 Hz - gehört mittlerweile auch in der Mittelklasse zur Standardausstattung. Leider ist die Bildwiederholfrequenz nicht adaptiv. Das bedeutet, man entscheidet sich in den Display-Einstellungen entweder für die standardmäßigen 60 Hz oder die 90 Hz.
Auch wenn manch andere Mittelklasse-Smartphone bereits auf 120 Hz setzen: Die 90 Hz des Xiaomi 11 Lite 5G NE sorgen für eine merkbar bessere User-Experience durch eine flüssigere Darstellung, als bei gewöhnlichen 60-Hz-Displays.
Kamera mit Kompromissen
Das Kamera-Setup auf der Rückseite hebt sich positiverweise kaum vom restlichen Gehäuse ab - nur 1,77 Millimeter. Auch das Design des Moduls wirkt erfrischend, der Chrom-Ring um die Linse der Hauptkamera trägt zum eleganten Look bei.
Aber die Kamera soll ja nicht nur gut aussehen, sondern vor allem gute Bilder aufnehmen. Und hier kann das Xiaomi 11 Lite 5G NE weitgehend überzeugen - Kompromisse sind aber dennoch notwendig.
Das Kamera-Setup birgt wenig Überraschungen: 64-MP-Hauptkamera mit einem relativ kleinen Sensor von 1/1,97 Zoll. Außerdem gibt es ein Weitwinkelobjektiv und ein Tele-Makro-Objektiv, allerdings ohne optischen Zoom.
Wer das beste aus der Kamera des Xiaomi 11 Lite 5G NE herausholen will, sollte sich an die Standardeinstellungen und die Hauptkamera halten. Damit entstehen in den allermeisten Situationen wirklich hochwertige Bilder für ein Gerät in dieser Preisklasse. Auch bei Nacht kann die Kamera im Standardmodus überzeugen.
Ob mit optionalen AI-Modus bessere Bilder entstehen, muss man je nach Situation ausprobieren. Manchmal entstehen dabei die besseren Bilder, manchmal vermurkst aber die AI die Farbdarstellung mit zu hohem Kontrast oder Übersättigung.
Portrait-Modus mit gemischten Ergebnissen
Mehrere Aufnahmen ausprobieren, gilt auch für den Portrait-Modus. Bei manchen Fotos werden die Farben im Hintergrund stark verfälscht, manchmal ist der Hintergrund überbelichtet aber meistens sehen die Fotos richtig gut aus - auch bei Nacht.
Den Vorder- vom Hintergrund kann das Xiaomi 11 Lite 5G NE jedenfalls sehr gut unterscheiden. Praktisch ist, dass die Blendenzahl - also die Stärke der Tiefenunschärfe - im Nachhinein angepasst werden kann. An der Überbelichtung oder Farbdarstellung ändert das allerdings nichts.
Foto-Editor lässt kaum Wünsche offen
Bleiben wir gleich beim Foto-Editor, der direkt im Xiaomi-Betriebssystem integriert ist. Dort lassen sich Farbe, Kontrast, Sättigung, Bildausschnitt und zahlreiche andere Eigenschaften detailgenau steuern.
Ebenso ist dort ein Object-Eraser-Tool zu finden. Stört beispielsweise eine Antenne den Blick auf den schönen Sonnenuntergang, kann dieses Objekt mithilfe des Editors entfernt werden. Je nachdem vor welchem Hintergrund sich das störende Objekt befindet, funktioniert das Object-Eraser-Tool mal ziemlich gut, mal nicht wirklich gut.
Bei dem Tool handelt es sich um ein Stempel-Werkzeug, das ein störendes Objekt mit den nahegelegenen Pixeln zu überdecken versucht. Mit dem Magic Eraser des Google Pixel 6 ist das Werkzeug also nicht vergleichbar. Auf dem kleinen Handy-Screen sehen die Ergebnisse mit dem Object Eraser Tool noch einigermaßen OK aus. Betrachtet man ein so bearbeitetes Bild im Detail oder auf einem größeren Screen, sind die Schwächen nicht zu übersehen.
Weitwinkel mit kleinen Schwächen, Makro-Modus unbrauchbar
Die Fotos mit der Weitwinkelkamera können mit der Hauptkamera nicht mithalten. Kleinere Schwächen bei der Schärfe und der Farbdarstellungen werden hier schnell evident. Für Panoramafotos eignet sich die Weitwinkelkamera aber allemal, sodass auch mit dem Weitwinkel hochwertige Aufnahmen gelingen.
Wozu das Makro beziehungsweise Tele-Objektiv zuständig ist, ist mir nicht klar. Es gibt weder optischen Zoom noch einen eigenen Makro-Modus. Die Fotos mit 2-fachem digitalen Zoom, können sich aber sehen lassen. Die Qualität ist dabei überraschend gut.
Nahaufnahmen liefern wieder total unterschiedliche Ergebnisse. Manche Bilder sind brauchbar, manche sind hingegen komplett unbrauchbar, wie bei den Beispielbildern - vor allem bei der roten Rose - zu sehen ist.
Sehr gute Fotos bei Nacht
Ein hochwertiger Nachtmodus ist normalerweise den hochpreisigen Geräten der Spitzenklasse vorenthalten. Daher war ich vom Nachtmodus des Mittelklasse-Phones Xiaomi 11 Lite 5G NE tatsächlich überrascht. Er schafft es nämlich die nächltiche Atmosphäre einzufangen und in relativ guten Fotos entsprechend wiederzugeben.
Ob man für Nachtaufnahmen den dedizierten Night-Mode oder den Standardmodus verwendet, ist meist Geschmacksache. Auffallend ist, dass der Night-Mode manchmal die HDR-Einstellungen übertreibt und die Fotos dadurch etwas unnatürlich wirken. Auch die Ergebnisse im Portrait-Modus bei wenig Licht sind überraschend gut.
Videoqualität lässt zu wünschen übrig
Videoaufnahmen mit dem Xiaomi 11 Lite 5G NE können nur begrenzt überzeugen. Zwar ist der Kontrast und die Farbwiedergabe mehr oder weniger einwandfrei, beim Bildrauschen sind hingegen zahlreiche und störende Fragmente sichtbar. Für ein Gerät in dieser Preisklasse ist die Videoqualität aber in Ordnung.
Außerdem zeigt sich beim Video-Modus deutlich, dass das Xiaomi 11 Lite 5G NE keinen optischen Bildstabilisator integriert hat. Auch wenn man versucht das Smartphone ruhig zu halten, sind die Ergebnisse zum Teil stark verwackelt.
Frontkamera
Die Frontkamera mit einer Auflösung von 20 MP leistet solide Arbeit und fabriziert Selfies mit guter Qualität. Auch der Portrait-Modus auf der Frontkamera funktioniert recht gut.
Auffallend ist jedoch, dass bei den Selfies so manches Mal der Hintergrund ziemlich überbelichtet und daher kaum mehr zu erkennen war.
Performance ist ausreichend
Wer im Foto-Editor etwas herumspielt, wird feststellen, dass das Xiaomi 11 Lite 5G NE über ausreichend Leistung verfügt. Denn Anpassungen oder Änderungen werden in Sekundenschnelle durchgeführt und gespeichert. Bei mir sind hier kaum nennenswerte Verzögerungen aufgetreten.
Der Snapdragon 778G 5G mag nicht der stärkste Prozessor sein. Für sämtliche Alltags-Apps und im Grunde auch für alle möglichen Spiele reicht die Leistung des Xiaomi 11 Lite 5G NE ohne gröbere Einbußen aus.
Technische Spezifikationen
Xiaomi 11 Lite 5G NE
- Maße und Gewicht: 160,5 x 75,7 x 6,8 mm mm, 158 Gramm
- Display: 6,55 Zoll AMOLED, 90Hz, HDR10+, 500 nits (800 nits HBM), HDR10+, 1080 x 2400 Pixel, Corning Gorilla Glass 5
- Kamera:
- 64 MP, f/1,8, 1/1,97", 0,7µm, PDAF,
- 8 MP Weitwinkel, f/2,2, 1/4,0", 1,12µm
- 2 MP Makro, f/2,4, 1/5,0", 1,12µm
- Video: 4K mit maximal 30fps, 1080p mit maximal 120fps, 720p mit maximal 960fps
- Selfie-Kamera: 20 MP, f/2,2, 1/3,4", 0,8µm; 1080p mit maximal 60fps, 720p mit maximal 120fps
- Prozessor: Qualcomm Snapdragon 778G 5G (6 nm)
- Speicher: 6/128 GB / 8/128 GB / 8/256 GB / UFS 2.2
- Akku: 4.250 mAh, 33 Watt Charging, kein kabelloses Laden
- Software: Android 11, MIUI 12.5
- Sonstiges: 5G, NFC, Wlan 802.11 a/b/g/n/ac/6, Bluetooth 5.2, shared microSD-Card-Slot, kein Kopfhöreranschluss, IP53 Wasserschutz
- Preis: gesehen ab 349 Euro
Fingerprintsensor seitlich im Power-Button
Die allermeisten Hersteller verbauen die Fingerprintsensor direkt in den OLED-Displays. Beim 11 Lite 5G NE hat Xiaomi den Fingerabdrucksensor jedoch seitlich im Power-Button verbaut. In Sachen Zuverlässigkeit und Schnelligkeit ist der Fingerprintsensor im Home-Button jenen im Display (noch) überlegen.
Allerdings reagiert der Fingerprintsensor auch jedes Mal, wenn man ihn unabsichtlich berührt. Dadurch kam es bei mir häufig vor, dass ich das Handy in der Hosentasche ungewollt entsperrt habe.
Oft war es auch so, dass das Gerät das Sicherheits-Muster beziehungsweise den Lockscreen-Code verlangt hat, weil der Fingerprintsensor durch die häufigen unabsichtlichen Berührungen fälschlicherweise meint, jemand würde ihn austricksen wollen.
Der Akku
Die Akku-Laufzeit des Xiaomi 11 Lite 5G NE liegt im Durchschnitt. Auch mit den permanent aktivierten 90-Hz-Bildschirm schafft man es mit dem Gerät locker über einen Tag. Ein zweiter Tag wird sich ohne Akku-Aufladen aber nicht ausgehen.
Beim Aufladen ist das Xiaomi-Handy schnell unterwegs: Die Ladeleistung von 33 Watt lädt den Akku besonders rasch wieder auf, sodass schon 10 Minuten an der Steckdose einige Stunden Betriebszeit bringen. Das passende Netzteil ist im Lieferumfang enthalten.
Software
Das MIUI 12.5 von Xiaomi ist eine solide Android-Adaption. Beim neuen Control-Center und dem Notifications-Panel sind die Gemeinsamkeiten mit Apples iOS nicht vom Tisch zu weisen. Dennoch hat Xiaomi die Bedienelemente gut umgesetzt.
Der Nachteil am MIUI sind die zahlreichen vorinstallierten Apps, die zum Teil kaum zu gebrauchen sind und sich zumeist nicht löschen lassen. Vorteilee von MIUI sind die hohe Anpassungsfähigkeit sowie die zahlreichen zusätzlichen Einstellungsmöglichkeiten.
Ausgeliefert wird das Xiaomi 11 Lite 5G NE mit MIUI 12.5, das auf Android 11 basiert. Die populären und weitverbreiteten Google-Apps und -Dienste sind auf dem Gerät verfügbar. Und wie der Hersteller gegenüber der futurezone bestätigt hat, gilt für alle Xiaomi-Smartphones eine langfristige Update-Garantie: 3 Android-Versionen (also in der Regel 3 Jahre) und 4 Jahre Google Security Updates.
Fazit
Was beim Xiaomi 11 Lite 5G NE hervorsticht, ist auf jeden Fall das geringe Gewicht und der besonders angenehme Formfaktor. Das Display ist in Ordnung und relativ gut, die Performance ebenso.
Für ein Gerät in dieser Preisklasse konnte die Kamera im Test weitestgehend überzeugen. Die Fotoqualität mit der Hauptkamera - sowohl bei Tag als auch bei Nacht - ist wirklich hochwertig. Kleine Abstriche muss man bei der Weitwinkel- und Selfie-Kamera hinnehmen.
Zu haben ist das Xiaomi 11 Lite 5G NE bereits ab 349 Euro. In diesem Preisbereich ist die Konkurrenz gewaltig, das Xiaomi-Handy kann sich aber recht gut behaupten. Wer für ein neues Smartphone nicht mehr als 350 Euro ausgeben will, ist mit dem Xiaomi 11 Lite 5G NE bestens beraten.