Fusionsreaktor erreicht Meilenstein: 100 Millionen Grad für 30 Sekunden
Koreanische Forscher sind ein Stück näher gekommen, Energie aus Kernfusion zu erzeugen. Bei ihrem jüngsten Versuch konnten sie das 100 Millionen Grad heiße Plasma für 30 Sekunden erhalten. Während weder die Dauer noch die Temperatur an sich einen Rekord setzten, sorgte die Kombination für Aufsehen.
Laut den meisten Forscher*innen ist man noch Jahrzehnte davon entfernt, kontinuierlich Energie aus Fusionsreaktoren zu gewinnen. Das Problem ist, dass sich die Reaktion nicht selbst erhalten kann, sondern nach kurzer Zeit abbricht. Bei dem Experiment im Korea Institute of Fusion Energy, das bereits 2021 stattfand, wurde der Brennstoff, der überwiegend aus Wasserstoff-Isotope besteht, auf 100 Millionen Grad aufgeheizt. Die Reaktion konnte für 30 Sekunden aufrechterhalten werden.
Jonglieren mit heiße Plasma
Normalerweise wird das heiße Plasma, das dadurch entsteht, von starken Magnetspulen in der Schwebe gehalten. Die Kontrolle dieses Plasma ist dabei extrem wichtig, um die Reaktion am Laufen zu halten. Sollte es die Wände des Reaktors berühren, kühlt es wieder ab und verursacht enormen Schaden am Reaktor selbst.
Forscher Yong-Su Na und seine Kolleg*innen experimentierten dabei mit unterschiedlichen Dichten im Plasma. Mit ihrer Technik war das Zentrum des Plasmas deutlich heißer als die Ränder, was auch die Lebensdauer des Reaktors erhöhen könnte. Das im Zentrum verdichtete Plasma war laut Na auch ausschlaggebend dafür, dass die Stabilität so lange erhalten werden konnte, wie er gegenüber NewScientist angibt.
Noch viele Fragen offen
Wieso das der Fall ist, kann Na und sein Team noch nicht sagen. Genauso schwierig lässt sich prophezeien, ob die Technik auch für größere Reaktoren - wie etwa den in Europa gebauten ITER - geeignet ist.
Sind diese Probleme erst einmal aus der Welt geschafft, bleibt noch die Frage, wie man die Hitze eines stabilen Plasmas in elektrischen Strom umwandeln kann. Doch das ist dann nicht mehr eine Frage der Physik, sondern nur noch eine Frage der Ingenieurskunst.