Deutschlands neuer Eisbrecher Polarstern fährt mit Methanol
Der Forschungseisbrecher namens “Polarstern” des Alfred-Wegener-Instituts (awi) in Deutschland bekommt eine neue Antriebseinheit. Sie besteht aus mehreren Komponenten, die nicht “von der Stange” stammen, sondern maßgefertigt sind.
Außerdem soll es dadurch möglich seub, sich besonders geräusch- und emissionsarm in den Polargebieten fortzubewegen. Das liegt auch daran, dass die Maschinen grünes Methanol verbrennen können, teilt das awi mit.
Das Flaggschiff der Forschung
Der Polarstern ist ein Schiff, das seit über 40 Jahren für die Forschung in der Arktis und Antarktis eingesetzt wird. Nun bekommt es einen Nachfolger, der das Flaggschiff der deutschen Meeres-, Klima- und Polarforschung werden soll.
Der Polarstern 2 ist ein Schiff, das für die Eisklasse PC2 gebaut wurde. Das bedeutet, dass das Schiff ganzjährig bei mittlerem mehrjährigen Eis eingesetzt wird. Viele der eingesetzten Komponenten bei der neuen Antriebseinheit seien Marktneuheiten. Damit möchte man neue Standards in der Forschungsschifffahrt setzen.
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Der Antrieb
Die gesamte Antriebseinheit besteht aus Ruderpropellern, Motoren und einer Abgasnachbehandlungsanlage. Angetrieben wird das Schiff durch 2 Azimut-Antriebe, die häufig als drehbare Propellergondeln bezeichnet werden. Es soll sich dabei um die größten mechanischen Einheiten ihrer Art handeln.
Steerprop SP 160 PULL ARC LM Azimutantrieb
© Steerprop
Jeder Azimut-Propeller hat einen Durchmesser von 4,8 Metern und liefert jeweils eine Leistung von 9 Megawatt. Die Propellergondeln sind darüber hinaus um 360 Grad drehbar, wodurch das Schiff besser manövrieren kann. Zusätzlich kommt eine feststehende Mittelanlage zum Einsatz, die mit einem Edelstahlpropeller mit 5,4 Metern Durchmesser ausgestattet ist.
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Das Kraftwerk
Es handelt sich also um 2 verschiedene Antriebseinheiten, die ihre Energie über 4 Hauptmaschinen erhalten. Die Maschinen erzeugen 33,1 Megawatt dieselelektrische Leistung. Außerdem sind 2 der Maschinen Dual-Fuel-fähig.
Das bedeutet, dass neben Diesel auch grünes Methanol verbrannt werden kann. Möglich macht das ein Hybrid-Elekroantriebssystem, das auf 4 leistungsstarken Motoren basiert, die besonders geräuscharm sein sollen. Die Antriebsanlage unterliegt strengen akustischen Anforderungen der Richtlinie “ICES 209”, um die akustische Belastung unter Wasser zu reduzieren und Meereslebewesen zu schützen.
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Wärtsilä W31-Motoren
© Wärtsilä Corporation
Abgasbehandlung und Energiespeicherung
Durch die eingesetzten Abgasnachbehandlungstechnologien werden laut awi höchste Emissionsstandards erfüllt. Das gelingt konkret, indem die bei der Fahrt entstehenden Abgase durch einen besonders großen Abgasfilter geleitet werden. Zusätzlich enthält das Schiff einen Katalysator zur Abgasnachbehandlung.
Damit der Polarstern 2 auch immer genug Energie zur Verfügung hat, wird auch ein Energiespeichersystem eingebaut. Dabei handelt es sich um ein Batteriesystem, das das Schiff bis zu 4 Stunden mit Energie versorgen kann, ohne dass Generatoren eingeschaltet werden müssen.
Die Forschung soll damit emissionsfrei durchgeführt werden können. Noch wird es allerdings dauern, bis das Schiff durch Eis gleitet. Denn die ersten Schweißnähte sollen erst im April 2027 entstehen.