Entwickler von Mini-AKWs suchen Brennstoff außerhalb Russlands
US-Firmen, die eine neue Generation kleiner Atomkraftwerke (AKWs) entwickeln, haben ein Russland-Problem. Denn auf den dafür erforderlichen Brennstoff hat Russland ein Monopol. Die futurezone hat berichtet. Während heutige Reaktoren lediglich 5 Prozent davon benötigen, sind für fortschrittliche Werke bis zu 20 Prozent des niedrig angereicherten Urans U-235 nötig – genannt „HALEU“ (High-Assay Low-Enriched Uranium").
Aktuell kann nur Russland dieses Uran anreichern. Erzeugt wird der Treibstoff von der Firma Tenex, die zum staatlichen russischen Kernenergieunternehmen Rosatom gehört.
Kein Verlass auf Russland
Entwickler solcher Reaktoren befürchten, ohne eine zuverlässige Quelle für das HALEU außerhalb Russlands keine Aufträge zu erhalten. Das würde zur Folge haben, dass potenzielle Produzenten des Brennstoffs wahrscheinlich auch keine kommerziellen Lieferketten zum Laufen bringen können, um das russische Uran zu ersetzen.
Während kein westliches Land Rosatom wegen der Ukraine-Invasion aufgrund seiner Bedeutung für die globale Atomindustrie sanktioniert hat, wollen US-Entwickler von Mini-AKWs wie X-Energy oder TerraPower nicht von einer russischen Lieferkette abhängig sein. „Nach dem Einmarsch in die Ukraine fühlten wir uns nicht wohl dabei, Geschäfte mit Russland zu machen“, zitiert Reuters Jeff Navin, Direktor für auswärtige Angelegenheiten bei TerraPower, dessen Vorsitzender Bill Gates ist.
Produktion von HALEU ist kritische Aufgabe
Nun beabsichtigt die US-Regierung einen Teil ihres Vorrats an waffenfähigem, hochangereichertem Uran zu verwenden, um die neuen Reaktoren mit Brennstoff zu versorgen. „Die Produktion von HALEU ist eine kritische Aufgabe und alle Bemühung zur Steigerung der Produktion werden evaluiert“, sagte einen Sprecher des US-Energieministeriums (DOE). Aktuell befindet sich die US-Regierung in der Endphase der Bewertung, wie viel von ihrem Bestand von fast 586 Tonnen an hoch angereichertem Uran an die Reaktoren gehen sollen.
Die Zeit tickt aber. Washington hatte TerraPower und X-Energy Aufträge zum Bau zweier Demonstrationsreaktoren bis 2028 erteilt.
Befürworter*innen von Mini-AKWs der nächsten Generation sehen generell die Vorteile darin, dass sie effizienter und schneller zu bauen seien. Auch könnten sie die Abkehr von fossilen Brennstoffen beschleunigen und dabei helfen, die globalen Netto-Null-Emissionsziele zu erreichen.