Science

Gaia-Teleskop entdeckt "unsichtbare" Schwarze Löcher

Mit Daten der Gaia-Mission hat die Europäische Weltraumorganisation (ESA) eine neue Familie von Schwarzen Löchern entdeckt. Gaia BH1 und Gaia BH2 sind nur 1.560 Lichtjahre von der Erde entfernt. Damit sind sie die erdnächsten Schwarzen Löcher, die jemals aufgezeichnet wurden. Und sie verhalten sich anders als bisher bekannte Objekte. 

 

Neue Familie Schwarzer Löcher

Schwarze Löcher können mit ihrer Schwerkraft angrenzende Sterne zerreißen. Die Himmelskörper zerbrechen und bilden schließlich eine Scheibe aus Sterntrümmern, von der sich das Schwarze Loch ernährt. Astronom*innen können es dann anhand von Lichtemissionen des hineinfallenden Materials identifizieren.

Gaia BH1 und BH2 senden - anders als andere Schwarze Löcher - allerdings kein Licht aus. Ihr Abstand zu anderen Sternen ist zu groß, sie saugen keine Trümmerteile ein. Das macht sie praktisch unsichtbar. "Was diese neue Gruppe von Schwarzen Löchern von den bereits bekannten unterscheidet, ist ihr großer Abstand zu ihren Begleitsternen", erklärt Kareem El-Badry, Forscher am Harvard-Smithsonian Center for Astrophysics und am Max-Planck-Institut. Die Entdeckung deute darauf hin, dass BH1 und BH2 eine völlig andere Entstehungsgeschichte haben als bisher untersuchte Objekte.

Auswirkungen der Gravitation untersucht

Statt das emittierte Licht des hineinfallenden Materials zu untersuchen, beobachteten Astronom*innen die Gravitationswirkung von BH1 und BH2. "Die schwarzen Löcher wurden gefunden, indem winzige Schwankungen ihrer Begleitsterne aufgespürt wurden", erklärt Timo Prusti, Wissenschaftler des Gaia-Projekts bei der ESA. "Die Genauigkeit der Daten von Gaia war entscheidend für diese Entdeckung. [...] Kein anderes Instrument ist zu solchen Messungen in der Lage". 

BH1 und BH2 seien keine "großen Fresser", erklärt die beteiligte Forscherin Yvette Cendes. "Das ist sehr aufregend, denn es deutet darauf hin, dass diese Schwarzen Löcher in weiten Umlaufbahnen im Weltraum tatsächlich häufig vorkommen - häufiger als Doppelsterne, bei denen das Schwarze Loch und der Stern näher beieinander liegen."

Forscher: Müssen Theorien überdenken

Die Existenz von BH1 und BH2 legt nahe, dass noch viele weitere unentdeckte Schwarze Löcher darauf warten, gefunden zu werden. "Wir haben vermutet, dass es schwarze Löcher in größeren Systemen geben könnte", so El-Badry. "Wir müssen unsere Theorien über die Entwicklung von Doppelsternsystemen anpassen. Denn es ist noch nicht klar, wie sich diese Systeme bilden."

2025 werden weitere Daten des Gaia-Projektes veröffentlicht. Die Forscher*innen erwarten sich, noch mehr "unsichtbare" Schwarze Löcher mit den neuen Informationen aufspüren zu können. 

 

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