Interstellare Wolke könnte schuld an Eiszeit gewesen sein
Die Erde hat in den vergangenen zwei Millionen Jahren mehrere Eiszeiten durchlaufen. Was die genauen Ursachen dafür waren, ist bislang jedoch noch ein Rätsel. Neue Forschungsergebnisse aus den USA deuten darauf hin, dass der Kontakt mit einer eisigen und dichten interstellaren Gaswolke der Grund für die Eiszeiten gewesen sein könnte.
Die Forschenden haben mithilfe von Daten des Gaia-Satelliten der Europäischen Weltraumorganisation ESA Simulationsmodelle erstellt, um die Bewegungen unseres Sonnensystems durch die Galaxie in den vergangenen zwei bis drei Millionen Jahren nachzuvollziehen. Dabei entdeckten die amerikanischen Wissenschaftler*innen, dass die Heliosphäre zu einem bestimmten Zeitpunkt wahrscheinlich in Kontakt mit einer interstellaren Gaswolke namens „Local Lynx of Cold Cloud“ (LLCC) gekommen sein muss.
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Kontakt kühlte Heliosphäre ab
Die Heliosphäre besteht aus geladenen Partikeln, die durch den Sonnenwind von der Sonne ausgehen. Sie erstreckt sich bis an die äußersten Grenzen unseres Sonnensystems, weit über Pluto hinaus. Laut den amerikanischen Forschenden führte der Kontakt mit dieser interstellaren Gaswolke zu einer extremen Abkühlung der Heliosphäre, die bis ins innere Sonnensystem reichte und somit auch die Erde beeinflusste.
In ihrer Computersimulation entdeckten die Wissenschaftler*innen, dass das Sonnensystem zu einem gewissen Zeitpunkt an einer Reihe kalter Wasserstoffwolken vorbeikam, an derem Ende sich die LLCC befand. Einen direkten Kontakt zwischen der Heliosphäre und der LLCC hat es jedoch wahrscheinlich nicht gegeben – andernfalls wären die Folgen noch schwerwiegender gewesen. Ein vollständiger Verlust des Schutzes durch die Heliosphäre hätte bedeutet, dass Lebewesen auf der Erde dem interstellaren Raum vollständig ausgesetzt gewesen wären. Eine Mischung aus Gas, Staub und radioaktiven Stoffen wäre auf die Erde gelangt.
Andere Studien bestätigen diesen Zusammenhang. Zur Zeit, als das Sonnensystem an den Wolken vorbeikam, ist laut einer weiteren Studie ein Anstieg bestimmter radioaktiver Stoffe durch geologische Funde nachweisbar.
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Phänomene im All hängen mit Klima zusammen
„Diese Arbeit zeigt erstmals quantitativ auf, dass es eine Begegnung zwischen der Sonne und etwas außerhalb des Sonnensystems gab, das das Erdklima beeinflusst hat“, sagte die Forscherin Merav Opher von der Boston University in einem Statement. „Es zeigt nun nicht nur, dass sich Sterne bewegen, sondern auch, dass sie dabei drastischen Veränderungen ausgesetzt sind“, so Opher.
Die neuen Forschungsergebnisse verdeutlichen, dass es einen Zusammenhang zwischen dem Erdklima und solchen Weltraumphänomenen gibt. Wie lange der abkühlende Effekt auf die Heliosphäre insgesamt anhielt, geht aus der Studie nicht hervor. Es könnte hunderte bis hin zu einer Million Jahre gedauert haben – abhängig von der Größe der Wolke. Die Heliosphäre dürfte sich jedoch wieder erholt haben, sobald der Kontakt mit den Wolken vorüber war. Nun hoffen die Forschenden, dass wir aus den neuen Erkenntnissen mehr über die Kräfte erfahren, die auch das Leben auf der Erde beeinflussen.