JUICE startet: Europas Suche nach Leben auf den Jupitermonden
Das Finden von Leben außerhalb der Erde ist eines der großen Ziele der Raumfahrt. Mit der Hoffnung, Hinweise darauf zu entdecken, startet die europäische Raumfahrtagentur ESA heute ihre Mission zu den Eismonden des Jupiters. Die Raumsonde JUICE (Jupiter Icy Moons Explorer) wird unter die dichten Eisflächen von Ganymed, Europa und Kallisto blicken.
Die Mission soll viele offene Fragen über das Jupitersystem beantworten. Bekannt ist, dass die Monde von einer Eiskruste bedeckt sind. Sie sind so weit von der Sonne entfernt, dass dort Temperaturen von -130 bis -220 Grad herrschen. Ob sich darunter, wie allgemein vermutet, tiefe Ozeane aus flüssigem Wasser verbergen, soll JUICE erforschen.
Magnetfeld und Atmosphären
Besonderer Fokus liegt dabei auf dem größten der Monde, Ganymed. Er ist beinahe halb so groß wie die Erde und hat als einziger Mond im Sonnensystem ein eigenes Magnetfeld mit 2 Polen. Untersucht wird unter anderem, welche Auswirkungen es auf die Oberflächenzusammensetzung hat und wie es mit dem Jupitermagnetfeld interagiert.
Europa und Ganymed haben eine dünne Atmosphäre, die hauptsächlich aus Sauerstoff besteht. Bei Ganymed wird untersucht, ob der Mond lebensfreundliche Bedingungen hat. Dafür wird die Zusammensetzung des Wassers analysiert.
Europa wird nach Biosignaturen abgesucht. Er ist der kleinste Mond und lässt Wasserdampf über Geysire ins All ab, was auf eine Wärmequelle im Inneren des Planeten hindeutet. Hier ist die Chance, Lebewesen zu finden, am höchsten. Kallisto ist der älteste Mond. Er soll Informationen über die Entstehung des Jovian-Systems liefern und damit mehr über das gesamte Sonnensystem verraten.
8 Jahre unterwegs
Bis es aber soweit ist, dass Wissenschaftler*innen die spannenden Daten auswerten können, liegt eine komplexe Reise vor der Raumsonde. Für den für heute geplanten Start um 14.15 Uhr vom europäischen Weltraumbahnhof in Kourou, Französisch-Guyana, sitzt die JUICE auf der Spitze einer europäischen Ariane-5-Rakete.
Um die weite Strecke bis zum Jupiter zurückzulegen, braucht die Sonde viel Schwung. Dafür nutzt sie in den nächsten 8 Jahren die Anziehungskraft von Erde, Mond und Venus mit mehreren Flyby-Manövern. 2031 wird sie ihr Ziel erreichen und 4 Jahre lang Daten sammeln. Dafür wird die Sonde insgesamt 35 Vorbeiflüge an den Monden machen. Geplant ist, dass sie nach dem Ende ihrer Betriebszeit kontrolliert auf Ganymed abstürzt.
Technik aus Österreich
Wie bei allen ESA-Projekten, wurde auch bei JUICE darauf geachtet, die Mitgliedsstaaten an der Entwicklung zu beteiligen. Beyond Gravity Austria steuert den Thermalschutz für JUICE bei, wie schon bei anderen Missionen zuvor. Beim Vorbeiflug an der Venus muss die Sonde gegen 250 Grad Hitze bestehen, während um den Jupiter frostige -220 Grad herrschen. Daher ist dieser Schutz besonders komplex. Die 500 Einzelteile, darunter viele schichten Polyesterfolie, wiegen 100 Kilogramm. Insgesamt ist die Sonde 2,4 Tonnen schwer.
Um zu bestätigen, dass auf den Monden tatsächlich frisches Wasser zu finden ist, benötigt JUICE Magnetfeldsensoren. An 3 Instrumenten dafür war das Institut für Weltraumforschung der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, zusammen mit der TU Graz und GeoSphere Austria, beteiligt. Genau kalibriert wurden die Sensoren am Conrad Observatorium auf dem Trafelberg, in einem unterirdischen Labor.
Die Funkverbindung, über die regelmäßig der Zustand von JUICE geprüft und die Sonde gesteuert wird, wurde von der Wiener Firma Terma über viele Jahre hinweg getestet.
Live-Übertragung
Der Start wird auf dem YouTube-Kanal der ESA live übertragen. Geplant ist der für 14.15 Uhr, die Übertragung beginnt um 13.45 Uhr. Sollte der Start verschoben werden, öffnet sich am morgigen Freitag zur gleichen Uhrzeit das nächste Startfenster. Die futurezone wird heute mit einem Live-Ticker berichten.