Künstliche Befruchtung: Erstmals Embryo-Einnistung gefilmt
60 Prozent der Fehlgeburten gehen auf eine gescheiterte Einnistung des Embryos zurück. Was dabei genau in der Gebärmutter passiert, ist noch nicht im Detail erforscht.
Denn das im Körper zu beobachten ist äußerst schwierig. Einem Forschungsteam am Institute for Bioengineering of Catalonia (IBEC) in Barcelona ist es erstmals gelungen, diesen Vorgang mithilfe eines lebensechten Modells zu filmen. Details zu diesem Durchbruch präsentierten sie kürzlich in der Fachzeitschrift Science Advances.
Gebärmutterschleimhaut nachgebaut
Dafür haben die Biotechnikerinnen und Biotechniker die Gebärmutterschleimhaut in Form eines Gels mit Kollagenfasern und menschlichen Proteinen nachgebaut. Anschließend haben sie Embryonen, die von einem örtlichen Krankenhaus gespendet worden waren, neben dem Gel platziert.
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Mit einem Mikroskop haben sie über einen Zeitraum von bis zu 24 Stunden etwa alle 20 Minuten ein Foto des Prozesses gemacht. So entstand ein Stop-Motion-Film.
Maus- und Menschen-Embryonen unterschiedlich
Die Forscherinnen und Forscher waren überrascht, wie schnell sich die menschlichen Embryonen in das Gel eingruben und wie viel Kraft sie dabei aufwandten. Zum Vergleich beobachtete das Team auch Maus-Embryos.
Während diese auf der Oberfläche hafteten, um später von der Gebärmutter umschlossen zu werden, verwuchsen die menschlichen Embryos komplett mit dem Gel und dann von innen strahlenförmig in alle Richtungen weiter. „Es ist ein überraschend invasiver Prozess. Obwohl bekannt ist, dass viele Frauen während der Einnistung Unterbauchschmerzen und leichte Blutungen erleben, wurde der Prozess noch nie beobachtet“, sagt Samuel Ojosnegros vom IBEC in einer Aussendung. Welchen Einfluss etwaige Bewegungen der Gebärmutter auf diesen Prozess haben, muss noch weiter untersucht werden.