Rätsel um mysteriöses Loch in der Antarktis gelöst
1974 wurde in der Antarktis im Bereich des Weddelmeers ein riesiges Loch im Eis entdeckt - soweit so gewöhnlich. In den darauffolgenden Jahren tauchte es jeweils in den Sommermonaten erneut auf. Doch ab 1977 war es plötzlich verschwunden, bis es 2016 abermals in Erscheinung trat.
Das eigenartige Verhalten der Maud Rise Polynya, wie diese eisfreie Fläche bezeichnet wird, verblüffte Wissenschafter*innen und stellte sie vor ein Rätsel. Sie wollten herausfinden, warum das Loch, das 1974 so groß war wie die Fläche von Neuseeland, nur periodisch entsteht und welche Faktoren dafür notwendig sind.
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Mehr Salz, mehr warmes Wasser
Einer dieser Faktoren waren Meeresströmungen rund um das Weddelmeer, die in den Jahren 2016 und 2017 außergewöhnlich stark waren. Dadurch wurde wärmeres und besonders salzhaltiges Wasser in die Antarktis befördert, was das Schmelzen von Eis erklärt - zumindest zum Teil.
Denn das geschmolzene Eis kommt als Süßwasser ins Meer und verringert den Salzgehalt. Dadurch kann das Wasser wieder bei höheren Temperaturen gefrieren. Also muss es noch einen weiteren Faktor geben, der die Maud Rise Polynya 2016 entstehen hat lassen.
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Der Schlüssel zum Rätsel
Hier kommt der sogenannte Ekman-Transport beziehungsweise die Ekman-Spirale ins Spiel. Das ist eine windgetriebene Wasserströmung, die das Wasser in jene Richtung befördert, die auf 90 Grad zur Windrichtung liegt. Ähnlich wie beim Bug eines Bootes, wo das Wasser seitwärts weggedrückt wird.
Durch diese Strömung entsteht zusätzlich eine Spirale, die das Wasser aus der Tiefe an die Oberfläche befördert. Auf diese Weise ist es möglich, dass permanent salzhaltigeres und wärmeres Wasser in die Polynya kommt, wodurch das Wasser dort nicht gefrieren kann. Das Paper zur Maud Rise Polynya ist hier zu finden.
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Polynyas und die Tierwelt
Für die Tierwelt in der Antarktis und Arktis sind solche Wasserlöcher besonders wichtig. Polynyas bieten für Säugetiere wie Robben und Wale die Möglichkeit, an Luft zum Atmen zu kommen. Außerdem wächst durch den Lichteinfall das Plankton besser, von dem sich kleine Krebse und auch Wale ernähren.