Unterhalb des antarktischen Kontinentse. verbergen sich Rinnsale.

Unterhalb des antarktischen Kontinentse. verbergen sich Rinnsale.

© EPA/Alberto Valdes

Science

Riesiger Fluss unterhalb der Antarktis entdeckt

Ein Fluss, der länger ist als die Themse, fließt unter dem antarktischen Eisschild. Er beschleunigt die Schmelze der dortigen Eismassen, wie Glaziolog*innen in einer kürzlich veröffentlichten Studie berichten.

Entdeckt wurde der Strom durch Radaraufnahmen des Gebiets. "Als wir vor einigen Jahrzehnten zum ersten Mal Seen unter dem antarktischen Eis entdeckten, dachten wir, sie seien voneinander isoliert", sagt Martin Siegert, ein federführender Glaziologe am Grantham Institute des Imperial College London. "Jetzt beginnen wir zu verstehen, dass es dort unten ganze Systeme gibt, die durch ausgedehnte Flussnetze miteinander verbunden sind."

Meeresspiegel könnte weltweit um 4,3 Meter ansteigen

Flussnetze dieser Art entstünden laut den Forscher*innen in der Antarktis aufgrund einer Schmelze der Unterseite der kilometerdicken Eisschilde. Die natürliche Wärme der Erde sowie die Reibung bei der Bewegung der Schilde würden Eis in Wasser verwandeln. 

Dem Forschungsteam zufolge entwässert der unterirdische, 460 Kilometer lange Fluss ein Gebiet, das größer ist als Frankreich und Deutschland zusammengenommen. "Die Region, auf die sich diese Studie bezieht, enthält genug Eis, um den Meeresspiegel weltweit um 4,3 Meter anzuheben", sagt Siegert. Wie viel von diesem Eis schmilzt und wie schnell, hänge davon ab, wie die Basis des Eises beschaffen sei. "Das neu entdeckte Flusssystem könnte diesen Prozess stark beeinflussen", so der Glaziologe.

Das Flussnetz ist über 100 Kilometer länger als die Themse.

Mögliche Verschärfung der Klimakrise

Das Flussnetz muss bei der Abschätzung möglicher Folgen der Klimakrise mitgedacht werden, betont das Forschungsteam. In außergewöhnlich warmen Sommern könnte das Wasser an der Oberfläche so stark schmelzen, dass es die Basis des Eisschildes erreicht und somit die Flusssysteme mit noch mehr Wasser füttert.

Sammelt sich mehr Wasser an der Unterseite der Schilde, erhöht sich die Reibung. Das durch die Sommerhitze ohnehin dünne und zerklüftete Eis kann so noch schneller schmelzen.

Neues Verständnis der Eisschmelze

Die Antarktis könnte dann mit Grönland gleichziehen, warnen die Glaziolog*innen. Dort schmelzen die Eisschilde derzeit wesentlich schneller als in der Antarktis. 

Das Team möchte nun weitere Daten über das Flussnetz und dessen Auswirkungen auf das Klima sammeln. "Diese Entdeckung könnte ein fehlendes Glied in unseren Modellen sein", so Christine Dow, eine Mitautorin der Studie. "Wir könnten die Geschwindigkeit, mit der das System schmilzt, derzeit stark unterschätzen, weil wir den Einfluss dieser Flusssysteme nicht berücksichtigen."

Hat dir der Artikel gefallen? Jetzt teilen!

Kommentare