Menschen fangen an, wie ChatGPT zu sprechen
Über eine Million Podcasts und Videos haben Forscher des Max-Planck-Instituts analysiert. Sie kamen zu einem überraschenden Ergebnis.
Denn während es naheliegend ist, dass ChatGPT unser Schreiben beeinflusst, wenn wir die KI häufig benutzen, war bisher nicht klar, dass sich auch die gesprochene Sprache der Künstlichen Intelligenz anpasst. Laut den Forschern fangen Menschen aber bereits an, wie ChatGPT zu sprechen.
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GPT-Wörter
ChatGPT wurde im Jahr 2022 eingeführt. Seitdem ist viel passiert und laufend gibt es neue Updates bei KI-Modellen. Schon 2 Monate nach der Veröffentlichung von ChatGPT wurden 100 Millionen aktive Nutzer mit der KI-Plattform erreicht.
Diese Entwicklungen gehen nicht spurlos an uns vorbei, wie eine Studie des Max-Planck-Instituts zeigt. Bei der Analyse von Millionen von Mails, Essays und wissenschaftlichen Arbeiten, die von ChatGPT bearbeitet wurden, identifizierten sie sogenannte GPT-Wörter - also jene, die die KI gerne verwendet.
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Signifikanter Anstieg bei GPT-Wörtern
Anschließend analysierten die Forscher rund eine Million Videos und Podcasts vor und nach der Veröffentlichung von ChatGPT und untersuchten, wie oft die GPT-Wörter vorkommen. Es zeigte sich, dass die Verwendung des Worts “delve” (sich in etwas vertiefen) in Podcast-Gesprächen signifikant anstieg. Und das, obwohl die Gespräche nicht gescriptet waren.
Zu den weiteren identifizierten GPT-Wörtern zählen comprehend (verstehen), intricate (kompliziert, verzwickt) oder meticulous (akribisch). In akademischen Vorträgen oder Diskussionsrunden wurden die Worte um 25 bis 50 Prozent pro Jahr häufiger genutzt. Es komme also zu einem Rückkopplungseffekt, der zeigt, dass die KI-Modelle zwar von uns lernen, wir Menschen aber auch von ihnen.
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Man muss sich aber nicht alles von der KI abschauen. Die Forscher warnen davor, dass diese Entwicklung in einer schleichenden Standardisierung von Tonfall und Stil enden könnte. Denn menschliche Sprache lebe im Gegensatz zu jener von KI–Modellen von Unvollkommenheiten. Damit meinen die Forscher Zögern, emotionale Ausbrüche oder regionale Einflüsse. All das führe dazu, dass die Sprache lebendig bleibt.