Wie Radioteleskope nach Aliens horchen
Die riesigen Satellitenschüsseln von Radioteleskopen stehen oft sinnbildlich für die Suche nach Aliens. Mit ihnen horchen Forscher*innen nach Signalen im All, die von fernen Zivilisationen stammen könnten.
So tauchte diese Woche ein Bericht auf, nachdem das FAST-Teleskop in Guizhou im Südwesten von China ein solches Signal empfangen haben soll. Die Vermutung, es könnte sich um Spuren außerirdischen Lebens handeln, wird bei solchen Berichten schnell ausgesprochen (die futurezone berichte).
Suche nach Aliens
Das Signal wurde im Rahmen eines auf mehrere Jahre angelegten Projekts empfangen. 2020 starteten dafür Beobachtung eines SETI-Teams rund um den Astronom Zhang Tong-Jie. Sie suchten Signale von Exoplaneten nach Zeichen außerirdischen Lebens ab. Einem noch nicht wissenschaftlich geprüften Paper zufolge empfing man das „merkwürdige“ Signal beim Abhören des Exoplaneten Kepler-438b.
Er befindet sich in der habitablen Zone seines Sterns. Das internationale Forscher*innen-Team, unter anderem von der Chinesischen Akademie der Wissenschaften und der Berkely Universität in Kalifornien, kommt aber zu dem Schluss, dass man den Ursprung des Signals noch nicht mit aller Sicherheit nachweisen kann und daher weitere Überprüfungen notwendig sind.
Zusammensetzung von Exoplaneten
Um zu verstehen, wann ein Signal merkwürdig ist, muss man zunächst wissen, was man mit einem Radioteleskop empfängt. Wie bei einem Empfangsgerät im Wohnzimmer werden bestimmte Frequenzen abgesucht. Mit der 500 Meter großen Satellitenschüssel, wie sie das chinesische „Himmelsauge“ hat, werden sehr viele Frequenzbereiche abrufbar. So kann man etwa einen Exoplaneten „abhören“. „Anhand der Signale lässt sich die Zusammensetzung von Planeten bestimmen. Sie verraten, welche und wie viele Moleküle es dort gibt, mit welcher Geschwindigkeit sie sich bewegen, welche Temperaturen dort herrschen“, erklärt der Astrophysiker Franz Kerschbaum der futurezone.
„Kann man aber ein Molekül nicht zuordnen, die Geschwindigkeit passt nicht oder ein Signal wiederholt sich in regelmäßigen Abständen, dann wird es als merkwürdig bezeichnet“, sagt er. Das kann unzählige Ursachen haben. Aliens sind nur eine von vielen Erklärungen.
So fand man in den späten 1960er-Jahren ein Signal, das pulsierte. Das war damals ungewöhnlich, weil ein Objekt und dessen Moleküle eigentlich immer gleiche Signale aussenden müssten. Auch hier kam schnell die Vermutung auf, man habe Aliens gefunden.
Tatsächlich stellte sich erst viele Jahre später heraus, dass die Astronomen erstmals einen Pulsar entdeckt hatten. Dabei handelt es sich um einen rotierenden Neutronenstern, der von der Erde aus betrachtet, wie ein Leuchtturm regelmäßige Signale sendet.
Wichtige Kontrolle
Besonders schwierig sei die Bestimmung, wenn Signale nur einmal auftauchen und sich dann nie wiederholen, sagt Kerschbaum. Das prominenteste Beispiel dafür ist das WOW!-Signal. Es wurde 1977 für 72 Sekunden empfangen und seither nie wieder. Das macht eine Identifikation fast unmöglich, da keine unabhängige Bestätigung stattfinden kann. Sie ist aber ein zentrales Element wissenschaftlicher Arbeit. Nur wenn das Signal an anderen Standorten gefunden wird, lassen sich technische Fehler ausschließen.
Das zeigt auch diese - für den dramatischen Effekt natürlich stark überspitze und verkürzte - Szene aus dem Film Contact (1997) sehr anschaulich, in der Protagonistin Ellie Arroway (Jodie Foster) unter anderem mithilfe australischer Kollegen ihr gefundenes Alien-Signal überprüft:
Oft sind „merkwürdige“ Signale irdischen Ursprungs. So fand sich die Ursache eines mysteriösen Signals, das 1998 mit dem australischen Parkes-Teleskop empfangen wurde, 17 Jahre später in der Kantine des Observatoriums. Es empfing Signale der Mikrowelle, wenn hungrige Mitarbeiter*innen der Forschungseinrichtung die Tür des Geräts öffneten, bevor sie sich ausgeschaltet hatte.
Auch das in China gefundene Signal hat mit großer Wahrscheinlichkeit einen irdischen Ursprung. Es gebe Hinweise, dass es sich dabei um eine technische Störung durch ein Gerät handelt, teilen die Forscher*innen mit.