Seelöwen kartografieren Meeresboden vor Australien mit Kameras
Seelöwen zählen in Australien zu den bedrohten Tierarten. In den vergangenen 40 Jahren ist ihre Population wegen übermäßiger Jagd und Beifang in der Fischerei um 60 Prozent zurückgegangen. Forscherinnen und Forscher des South Australian Research and Development Institute (SARDI) haben nun eine neue Methode gefunden, um das Verhalten der Tiere, ihren Lebensraum und die Details des Meeresbodens vor der australischen Küste genauer zu studieren.
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Seelöwen führen Forschungsteam in ihre Umgebung ein
Wie der Guardian berichtet, werden den Tieren Kameras und Satellitennavigationssensoren auf das Fell geklebt. "Genau wie Menschen die Straßen in ihrer Umgebung kennen, wissen die Seelöwen über genaue Details von hunderten Kilometern Seeboden Bescheid", sagt Simon Goldsworthy von SARDI. "Sie haben dieses Wissen über die Zeit aufgebaut und sie haben eine mentale Karte ihrer Umgebung. Sie führen dich zu Plätzen, die für sie von großer Bedeutung sind."
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5.000 Quadratkilometer Meeresboden kartografiert
Insgesamt wurden 8 Seelöwen-Weibchen aus 2 verschiedenen Kolonien mit den Sensoren ausgestattet. Sie haben bisher fast 90 Stunden Videomaterial von einer Streckenlänge von 500 Kilometer geliefert. Mit Hilfe der Aufnahmen konnten 5.000 Quadratkilometer des Seebodens in ihrem Habitat genau kartografiert werden.
Sensoren lösen sich von selbst wieder ab
"Bisher hatten wir nur wenige Informationen, weil sich die Seelöwen am Meersgrund ernähren. Jetzt haben wir diese unglaublichen, exquisiten Details", sagt Goldsworthy. Um die Kameras an den Seelöwen zu befestigen, werden sie kurz mit einer Atemmaske narkotisiert. Kamera und GPS-Sender werden auf einem Stück Stoff befestigt, das seinerseits mittels eine speziellen Klebers am Fell der Meeressäuger angebracht wird. Die Kameras können bei Landgängen der Tiere von den Forscherinnen und Forschern entfernt werden, oder aber sie fallen beim nächsten Haarwechsel ab.
Individuelle Nahrungsvorlieben
Durch das Videomaterial aus dem Meer, das Goldsworthy als "das beste Slow-TV aller Zeiten" bezeichnet, konnte das Forschungsteam bereits einige Erkenntnisse über das Leben der Seelöwen gewinnen. Unter anderem zeigte sich, dass die Tiere individuelle Vorlieben bei ihrer Beute haben. Manche bevorzugen Dorsch, andere Oktopus, Tintenfisch oder Stachelrochen und jagen die Tiere im freien Wasser, andere graben ihre Nahrung gerne am Meersboden aus, wobei sie auch Steine mit ihren Nasen und Flossen umdrehen.
Eine begleitende Studie zu dem Experiment wurde im Fachjournal Frontiers in Marine Science veröffentlicht.