Rekonstruktion des Steinwalls

Rekonstruktion des Steinwalls

© Universität Rostock / Michael Gabrowski

Science

Unterwasserdrohne findet zufällig 10.000 Jahre alten Steinwall im Meer

Forscher*innen haben zufällig einen fast kilometerlangen, 10.000 Jahre alten Steinwall in der Ostsee entdeckt. Die Struktur liegt in der Mecklenburger Bucht und wurde vermutlich von Jäger*innen und Sammler*innen angelegt. 

Entdeckt wurde dieser Blinkerwall zufällig im September 2021 bei Kartierungen. Dabei wurden hochauflösende bathymetrische Daten mit einem autonomen Unterwasserfahrzeug (AUV) gesammelt, also Informationen zur Gestalt des Meeresbodens. Dafür nutzen AUVs ein Echolot, um ein Bodenprofil zu erstellen.

Die Aufnahmen der Unterwasserdrohne zeigen, wie der Steinwall verläuft

3D-Modell zeigt 1.673 einzelne Steine

Ein Team tauchte zur Fundstelle ab und fotografierte sie. Aus den Fotos und den Vermessungsdaten des AUVs fertigten sie dann ein detailliertes 3D-Modell des Steinwalls an. Dazu bildeten sie auch die Struktur des Meeresbodens in der Umgebung ab, das einzelne Steine zeigt.

Auf den Bildern ist der 971 Meter lange Steinwall deutlich zu sehen. 1.673 einzelne Steine verbinden mehrere große Steinbrocken zu dem ein Meter hohen und 2 Meter breiten Wall. Die Steine sind tennis- bis fußballgroß. Zusammen haben sie ein Volumen von fast 53 Kubikmetern und wiegen insgesamt mehr als 142 Tonnen. Die meisten Steine wiegen deutlich weniger als 100 Kilogramm.

Ausschnitt des 3D-Modells mit Maßstab von 50 cm am unteren Bildrand

Derzeit liegt der Steinwall 21 Meter unter dem Meeresspiegel. Damals war das Gelände aber noch nicht überflutet, wie die Gruppe um Jacob Geersen vom Leibniz-Institut für Ostseeforschung Warnemünde (IOW) und Marcel Bradtmöller von der Universität Rostock schreibt

Wall für steinzeitliche Rentierjagd

Der sogenannte Blinkerwall könnte den Menschen geholfen haben, Rentiere zu erbeuten, vermutet das Forschungsteam im Fachmagazin "PNAS". Der Wall liegt rund 10 Kilometer nordwestlich der Stadt Rerik. Die Struktur wurde vor etwa 8.500 Jahren von der Ostsee überflutet. Etwas Vergleichbares gebe es in Europa nicht, schrieb die Gruppe.

Natürliche Ursachen für die Anlage - etwa einen Tsunami, sich zurückziehende Gletscher oder Strömungen unter Wasser - hält das Team für äußerst unwahrscheinlich. Auch andere menschliche Eingriffe als Ursache seien unplausibel. Das Team glaubt, dass Wildbeuter-Gruppen die Anlage zur Jagd nach Rentieren nutzten. Direkt datiert wurde die Struktur nicht, aber ab vor 9.800 Jahren war die Region bewaldet und Rentiere zogen seltener vorbei - da hätte eine solche Anlage keinen Sinn mehr ergeben.

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